Bern

Austritt aus der SP: Hannah Einhaus verlässt Partei wegen deren Einstellung zu jüdischen Frauen

Am Frauenstreiktag

Jüdin aus Bern tritt aus SP aus: «Me too – unless you are a jew»

14.06.2024, 07:25 Uhr
· Online seit 14.06.2024, 07:22 Uhr
Hannah Einhaus tritt am 14. Juni, also am Frauenstreiktag, aus der SP aus. Sie kritisiert die fehlende Empathie ihrer Partei für jüdische Frauen nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023.
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Hannah Einhaus tritt aus der SP aus, da ihr in der Partei die Verurteilung der Gräueltaten der Hamas gegen Israel fehlt, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Laut der Historikerin, Jüdin und Chefredaktorin des Magazins «Forum» der Jüdischen Gemeinde Bern sei die Empathie für jüdische Frauen nach dem 7. Oktober ausgeblieben. Eine klare Verurteilung der Hamas-Massaker sei von der SP nicht erfolgt.

In einem Brief an Nationalrätin und Frauenstreik-Mitorganisatorin Tamara Funiciello erwähnt Einhaus eine Umfrage ihres Magazins. In dieser wurden Feministinnen sowie Nationalrätinnen gefragt, ob «#MeToo» eigentlich auch für Frauen aus Israel gelte. Da auf diese Frage niemand geantwortet hätte, schlussfolgerte Einhaus, dass die «#MeToo»-Bewegung nicht für jüdische Frauen gelte. Die Lektion, die sie und jüdische Frauen hätten lernen müssen:

Gehe es «um brutalste Vergewaltigungen von Frauen in Israel», würden sich «die superengagierten Linken und und Pinken und Violetten schön Augen, Ohren und Mund» zuhalten. Aus diesem Grund sei ihr «die Lust am 14. Juni gründlich vergangen».

Berner SP-Stadträtin Bernadette Häfliger unterstützt Einhaus

Die Berner SP-Stadträtin Bernadette Häfliger findet Einhaus' Reaktion nachvollziehbar. Auch sie würde sich fragen, wo die Empathie mit den Opfern der Hamas geblieben sei. Mitte Mai sagte sie vor dem Stadtparlament Bern: «Wenn ich die israelische Regierung kritisiere, gibt es für mich keinen Grund, keine Empathie mit den Opfern der Gräueltaten der Hamas zu zeigen.» Darüber hinaus gebe es keinen Grund, «sexualisierte Gewalt an Geiseln einfach zu ignorieren». In jedem Fall gelte ihre Solidarität den Opfern.

Zudem merkt Häfliger an, dass es in der SP durchaus zu Antisemitismus komme, da sich viele mit dem «sogenannten Befreiungskampf der Palästinenserinnen und Palästinenser» identifizieren würden. Allerdings würde eine Mehrheit der Fraktion im Berner Stadtrat die Motion zur Ausarbeitung einer Antisemitismus-Strategie unterstützen.

Nationalrätin Funiciello weist Vorwürfe zurück

Tamara Funiciello weist die Vorwürfe zurück. Es gebe zahlreiche Mitteilungen, in denen SP-Frauen ihr Entsetzen über die «geschlechtsspezifischen Gräueltaten» und die «sexualisierte Gewalt» bei den Angriffen vom 7. Oktober ausgedrückt hätten.

Einerseits verurteile Funiciello jegliche Form von Antisemitismus, andererseits müsse man deshalb nicht akzeptieren, dass «die israelische Regierung» täglich «unschuldige Menschen» töte. Sie könne zwar Einhaus' Austrittsschreiben nachvollziehen, doch für SP-Frauen würden der Schutz der Menschenrechte vor den Verbrechen aller Seiten im Vordergrund stehen.

(watson/hkl)

veröffentlicht: 14. Juni 2024 07:22
aktualisiert: 14. Juni 2024 07:25
Quelle: watson

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