Lukas Frei ist seit 14 Jahren Ranger auf der Lombachalp oberhalb der Berner Oberländer Gemeinde Habkern. Sein Arbeitsplatz ist eine der grössten Moorlandschaften der Schweiz, die Moorlandschaft Habkern-Sörenberg. Die angrenzende Bergkette gehört zum Eidgenössischen Jagdbanngebiet Augstmatthorn und wurde als eines von 43 Jagdbanngebieten vom Bund unter Schutz gestellt.
Eine Idylle, die in den letzten Jahren vermehrt von Touristinnen und Touristen besucht wurde. Während und nach der Pandemie seien viel mehr Leute in das Schutzgebiet gekommen, erklärt Frei auf Anfrage von BärnToday. «Wir sahen das beispielsweise an der Anzahl verkaufter Parktickets bei unseren Automaten.»
Eine Attraktion rund um die Lombachalp ist das Augstmatthorn. Im Berndeutschen hört man oft den Spitznamen «Selfiehoger», weil sich die Fotos von der unglaublichen Aussicht vom Gipfel sehr gut auf Instagram vermarkten lassen – beliebt sind dabei Schnappschüsse vom Sonnenaufgang oder -untergang. «Während der Pandemie nahm das illegale Übernachten in Schutzgebieten klar zu», erklärt Frei.
Steinböcke plötzlich wieder an Orten, wo sie verschwunden waren
In diesem Jahr sieht es nun anders aus. Rund um die Lombachalp verzeichneten die Ranger und die kantonale Wildhut, die zuständig ist für die Kontrollen auf dem Augstmatthorn, weniger illegale Übernachtungen im Schutzgebiet. «Ein Grund dafür war sicherlich das mässige Wetter, das nicht wirklich zum Camping in der Natur eingeladen hat.» Aber Frei glaubt auch, dass die Leute sensibilisierter sind und sich den Verboten im Schutzgebiet bewusster sind.
Frei betont zwar, dass sich der Tourismus in den letzten Jahren nicht direkt auf den Bestand der Tiere ausgewirkt habe. Aber die Steinböcke und Gämsen seien teilweise in andere Gebiete verdrängt worden. Nun würden sie zurückkehren: «Wir beobachten plötzlich Steinböcke, die sich in Gebieten bewegen, wo sie zuvor kaum noch waren.» Die Tiere, die sich in der Nacht aus ihren Verstecken hervortrauen, um zu fressen, können dies meist wieder in Ruhe tun.
150 Franken Busse
Trotz Abnahme gebe es noch immer Versuche, im Schutzgebiet zu biwakieren oder zu campieren. «Die Wildhut des Kantons Bern macht regelmässig Kontrollen auf dem Augstmatthorn», so Frei. Auf der Lombachalp seien die Ranger zuständig für die abendlichen Patrouillen, die vor allem bei schönem Wetter gemacht werden. Das Ziel sei es nicht, möglichst viele Leute zu büssen: «Wir versuchen sie bereits am Abend vor der Übernachtung abzufangen, anstatt sie mitten in der Nacht aus dem Zelt zu holen», erklärt der Ranger.
So könne man verhindern, dass die Tiere nachts bei der Nahrungsaufnahme gestört werden. «In Habkern hat es einen Stellplatz, wo man übernachten darf. Auf diesen Platz verweisen wir als Alternative.» In den allermeisten Fällen halten sich die Leute an unsere Anweisungen, so Lukas Frei. Probleme gebe es selten. Den meisten sei sonnenklar, dass sie im Unrecht sind, deshalb gebe es kaum die Situation, dass sich Leute weigern, ihren Schlafplatz am Berg aufzugeben.
Hart bleiben die Ranger, wenn sie am Morgen trotzdem Leute in Zelten entdecken. Die Busse beträgt happige 150 Franken.