Bern

Ende einer Ära: DonaFlor in Frieswil macht zu

Wohnungen im Bären?

«Stück Dorfgeschichte geht zu Ende»: Frieswil verliert seine Beiz

12.06.2024, 06:27 Uhr
· Online seit 11.06.2024, 16:34 Uhr
In der Seeländer Ortschaft Frieswil schliesst per Ende September das Restaurant DonaFlor. Über 30 Jahre lang wurde im ehemaligen «Bären» brasilianisch gekocht, nun ist per Ende September Schluss. Frieswil verliert damit seine Beiz.
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Mit der Schliessung des Restaurants im «Bären» geht ein Stück Frieswiler Dorfgeschichte zu Ende. Und für Gastgeberin Christiane Barthel, welche in Brasilien verwurzelt ist, eine Ära. «Ich habe ein zerrissenes Herz», sagt Barthel zu BärnToday. Das DonaFlor sei für sie ihre Heimat und ihre Festung.

Gaststätte muss renoviert werden

Das DonaFlor zog 1991 in den «Bären» in Frieswil ein. Christiane Barthel begann dort 1992 als Köchin zu arbeiten. 1997 übernahm sie das Restaurant, welches brasilianische Spezialitäten anbietet. Nun – nach über 30 Jahren – muss die Gaststätte umfassend renoviert werden. Das Haus wurde verkauft. Barthels Pläne, die Liegenschaft zu erwerben, zerschlugen sich. «Die Pandemie hatte unsere Reserven aufgezehrt, sodass wir schliesslich einen Corona-Kredit aufnehmen mussten.» Dieser sei inzwischen zwar fast abbezahlt, aber ein Kauf des «Bären» liege trotzdem nicht drin. Christiane Barthel, ihr Mann und ihr Team verlassen das Restaurant also nicht ganz freiwillig. «Es hat einfach keinen Platz mehr für unser Konzept.»

Schöne Erinnerungen

Was mit dem «Bären» künftig passiert, darüber kann Barthel nur Mutmassungen anstellen. «Wahrscheinlich werden Wohnungen gebaut. Ein Stück Kultur geht verloren,» ist die Wirtin überzeugt. Mit dem «Aus» des DonaFlor schliesst das letzte Restaurant in der Seeländer Ortschaft Frieswil. Aber sie nehme viele schöne Erinnerungen mit aus den vielen Jahren als Gastgeberin, viele Gäste seien Freunde geworden. «Wir haben unzählige Feste – Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, Geburtstage – gefeiert. Das Schönste war, wenn wir unseren Gästen mit einem gelungenen Bankett ein Lachen ins Gesicht zaubern konnten», fasst sie ihre Motivation zusammen.

Christiane Barthel werde vor allem den Ausblick vermissen, welchen man vom Restaurant aus hat. «Die Sommerabende sind spektakulär, die den Murten- und Neuenburgersee in ein goldenes Licht tauchen, oder die Wintertage, wenn die Sonne das Nebelmeer über dem Seeland erleuchtet.»

Keine Dorfbeiz im klassischen Sinne

Das DonaFlor hat einige Stammgäste, welche über die Nachricht sehr traurig seien. Die meisten Gäste kämen aber von extern, ist Matthias Lörtscher, Präsident des Dörflivereins Frieswil, überzeugt. «Es ist immer schade, wenn ein Restaurant schliesst. Aber das DonaFlor ist keine Dorfbeiz im eigentlichen Sinne. Die Menschen, welche dort essen und trinken, sind häufig nicht aus Frieswil selbst,» sagt Lörtscher. Er habe es aber immer schön gefunden, wenn das Restaurant den Dorfverein unterstützt habe. Beispielsweise bei der traditionellen Eiersuche an Ostern.

Nach der Schliessung im September werde sich Christiane Barthel neu orientieren müssen. «Ich brauche erstmal eine Pause». In welche Richtung es danach geht, wissen sie und ihr Partner Felice Perrone noch nicht genau: «Ich werde sicher weiter als Übersetzerin arbeiten und er als Pflegefachmann». Pläne für ein neues Restaurant habe sie dagegen keine.

(rst/pd)

veröffentlicht: 11. Juni 2024 16:34
aktualisiert: 12. Juni 2024 06:27
Quelle: BärnToday

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