Bern

Fast keine Schweizer Bio-Kartoffeln: Wetter zwingt Bauern in die Knie

Biobauern triffts besonders hart

«Glücklich, wenn 25 Prozent überleben»: Miserable Kartoffelernte

· Online seit 24.07.2024, 10:01 Uhr
Auch wenn das Wetter endlich sonnig geworden ist: Früchte und Gemüse leiden in diesem Sommer sehr. Das gilt auch für die Kartoffeln, die durch das nasse Wetter nicht richtig wachsen konnten. So schlimm steht es um die diesjährige Ernte.
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Pflanzen brauchen den Regen, um gedeihen zu können – zu viel kann jedoch schaden. So zum Beispiel der diesjährigen Kartoffelernte. Schweizweit mussten die beliebten Knollen leiden: Das Kraut ging durch die andauernde Feuchtigkeit kaputt und die «Härdöpfel» konnten folglich nicht richtig wachsen.

«Ohne Kraut kann die Kartoffel nicht wachsen»

«Die konstante Nässe im Frühling war sehr schlecht für die Kartoffeln», sagt Ursula Riggenbach. Sie ist Bäuerin auf dem Rosegghof in Solothurn und sieht anhand der eigenen Ernte, wie schlimm der schlechte Frühling für die Kartoffeln wirklich war. Durch den Regen sei das Kraut ständig feucht geblieben und dadurch hätten sich Pilze gebildet, die es zerstört hätten.

«Ohne Kraut kann die Kartoffel nicht wachsen», erklärt sie. Wie gross der Schaden tatsächlich sei, könne sie zwar noch nicht genau sagen, aber schön sieht es nicht aus: «Wenn nur schon 25 Prozent der Kartoffeln überleben, können wir uns glücklich schätzen».

Manche Sorten sind widerstandsfähig

Auf den Feldern des Rosegghofs zeige sich deutlich, dass nicht alle Kartoffeln gleichermassen von der Krautfäule betroffen sind. Ruedi Fischer ist Landwirt aus Bätterkinden und seit 16 Jahren Präsident der Schweizerischen Kartoffelproduzenten. «Es gibt Sorten, die resistenter sind gegen den Knollenfäule-Pilz. Zum Beispiel die Sorte ‹Vitabella›». Daher sei man mit Hochdruck daran, mehr solcher resistenten Kartoffeln zu züchten. Aber: «Eine Kartoffelzucht dauert Jahre, das geht nicht von heute auf morgen», sagt Fischer.

«Biobauern trifft es besonders hart»

Nebst dem Knollenfäule-Pilz gebe es noch ein weiteres Problem, sagt Ruedi Fischer. «Als wir die Kartoffeln gepflanzt haben, war der Boden konstant nass. Deshalb haben die Kartoffeln keine richtigen Wurzeln gebildet», sagt er. Deshalb könne es sein, dass die Kartoffeln bei einer längeren Trockenphase nicht genügend Wasser aufnehmen könnten, was ebenfalls zu einem Wachstumsstop führen würde. Nur etwa die Hälfte aller Kartoffel-Bauern hätten in diesem Fall die Möglichkeit, ihre Felder zu bewässern, sagt Fischer.

Bleibt also das Wetter regnerisch und die Böden nass, breitet sich der Knollefäule-Pilz weiter aus. Wird es trocken und heiss, können manche Kartoffeln aufgrund zu kleiner Wurzeln nicht mehr weiterwachsen.

Wie die Kartoffeln tatsächlich mit dem Wetter klargekommen sind, sehe man erst bei der Ernte im Frühherbst, sagt Fischer. Besonders hart werde es die Biobauern treffen: «Im biologischen Landbau darf der Knollenfäule-Pilz nur mit Kupfer und nicht mit chemisch-synthetischen Mitteln bekämpft werden». Diese Präparate seien weitaus weniger effektiv als andere Pflanzenschutzmittel.

Trotzdem genug Kartoffeln auf dem Markt

Obwohl Menge und Qualität der Kartoffelernte 2024 noch nicht definitiv feststeht, können Schweizerinnen und Schweizer beruhigt sein. «Für Konsumenten wird es auf alle Fälle genügend Kartoffeln haben», verspricht Fischer. Wahrscheinlich werden sich aber mehr importierte Knollen in den Regalen befinden als in den Jahren zuvor.

Im Hofladen Rosegghof werden dieses Jahr jedoch voraussichtlich weniger und eher kleinere Kartoffeln verkauft werden. Ursula Riggenbach appelliert deshalb an ihre Kundinnen und Kunden: «Wichtig ist, dass die Leute auch kleine Kartoffeln kaufen. Auch eine kleine Kartoffel ist etwas wert – man kann ja zwei nehmen statt einer grossen».

veröffentlicht: 24. Juli 2024 10:01
aktualisiert: 24. Juli 2024 10:01
Quelle: 32Today

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