Bern

Gründer nehmen Abschied: Zukunft von Marzili-Movie in Bern ungewiss

Kino in der Badi

Dernière für die Gründer von «Marzili-Movie» – Zukunft des Openair-Kinos offen

· Online seit 20.07.2024, 14:22 Uhr
Für Hüseyin Matur und Jorim Schäfer sind es emotionale Tage. Nach über 20 Jahren verabschieden sich die Gründerväter von Marzili-Movie. Wie es mit dem Openair-Kino nach der Dernière nächste Woche weitergeht, ist nach wie vor unklar.
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Die Wehmut in der Marzili-Badi in Bern ist gross. Am Montag, 22. Juli, startet die 21. Ausgabe des Openair-Kinos «Marzili-Movies» – es könnte die letzte sein. Die beiden Gründer des Openair-Anlasses, Jorim Schäfer (49) und Hüseyin Matur (52), verabschieden sich nach über 20 Jahren.

«Als Hüssu und ich entschieden haben, dass es unsere letzte Ausgabe ist, habe ich geweint. Marzili-Movie ist unser erstes Baby, das wir nun loslassen», sagt Jorim Schäfer. Doch es sei an der Zeit aufzuhören, so lange man noch Spass daran habe.

Dabei spielen zeitliche Überlegungen der beiden Gründer des Marzili-Movie eine Rolle. Schäfer ist Berufsschullehrer und lebt mittlerweile in der Ostschweiz. Sein Kollege Hüseyin Matur hat zuletzt das Restaurant Gross-Wabern übernommen. Beide haben Familie.

Zukunft des Openair-Kinos noch offen

Der Entschluss, dass sie selbst die Verantwortung rund um ihr Herzensprojekt Marzili-Movie abgeben, sei definitiv. Das heisse aber nicht, dass der Event ohne die Gründer keine Zukunft habe. Jorim Schäfer sagt dazu: «Wir hoffen schwer, dass es in einer ähnlichen Form weitergeht. Wir hatten bereits Gespräche mit Interessentinnen und Interessenten.»

Im Oktober werden die Mitglieder des Organisationskomitees zusammensitzen und über Lösungen sprechen. Eine interne Nachfolge sei denkbar: «Unsere jüngeren Mitglieder im OK haben angetönt, dass sie weiterfahren möchten.» Auch unser Technikverantwortlicher, der seit Beginn weg dabei ist, möchte, dass es weitergeht.

Versprechen, dass nächstes Jahr erneut Filme im Marzili gezeigt werden, kann Schäfer nicht. «Vielleicht wird es ja übernächstes Jahr.» Er sei aber zuversichtlich, dass es bei einer persönlichen Dernière der beiden Gründer bleibt und das Openair-Kino im Marzili weiterlebt.

Legendäre brasilianische Tanznacht

Während der Blick in die Zukunft noch undefiniert ist, wird die Vergangenheit für die Gründer von «Marzili-Movie» umso präsenter. «Wir werden im Rahmen der Vorstellungen einige Bilder aus den vergangenen 20 Jahren zeigen», verrät Schäfer. Er erinnert sich noch gut an die geplante erste Ausgabe des Openair-Kinos, als der Jahrhundertsommer 2003 mit einem starken Unwetter und Hochwasser endete. «Wir mussten damals die Premiere absagen und viel Geld drauflegen.»

Trotzdem starteten Schäfer und Matur ein Jahr später einen nächsten Versuch – mit Erfolg. Seit 2004 findet das Openair-Kino im Marzili regelmässig statt und ist dabei gewachsen. Anstatt an zwei Tagen wie in den Gründungsjahren werden heute an sechs Tagen Filme gezeigt. Geblieben sind dabei länderspezifische Mottos.

Legendär sei für ihn beispielsweise die Ausgabe «Brasilien» gewesen, sagt Schäfer. «Einerseits, weil ich dort ein Jahr gelebt habe, andererseits, weil wir im Anschluss an die Filmvorstellungen eine Party im ehemaligen Schauspielhaus mit einer Live-Band gefeiert haben. Es kamen so viele Leute, dass wir aus Sicherheitsgründen nicht alle hereinlassen konnten. Alle haben getanzt.»

Zum Abschluss wird es im Marzili kanadisch

In diesem Jahr geht es beim Openair-Kino im Marzili erneut nach Übersee, nach Kanada. «Wir haben ein sehr ausgewogenes Programm, von Komödien, Dramas und familienfreundlichen Filmen», so Schäfer.

Vor jedem Hauptfilm aus Kanada wird jeweils ein Schweizer Kurzfilm gezeigt, um die hiesige Filmbranche zu unterstützen. Nun hoffen die Gründer des Marzili-Movie, dass sie ihre Dernière wortwörtlich ins Trockene bringen. Das Wetter sei seit der Gründungszeit immer ein Thema. Lange habe man ein Alternativprogramm im Inneren bereitgestellt. Dafür sei der Aufwand aber zu gross geworden.

«Falls es nächste Woche regnet, werden wir bis 18 Uhr entscheiden, ob wir die Filme zeigen können oder ob wir absagen», erklärt Schäfer. Die Besucherinnen und Besucher könnten im Vorfeld wählen, ob sie das Geld für das Ticket rückerstattet möchten oder ob sie den Eintritt bei einer Absage dem Verein spenden möchten.

Sicher nicht trocken bleiben werden die Augen der beiden Gründer, wenn für sie der Vorhang im Marzili nach der letzten Filmszene fällt.

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veröffentlicht: 20. Juli 2024 14:22
aktualisiert: 20. Juli 2024 14:22
Quelle: BärnToday

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