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Kanton Bern

Heimenschwand: Bauer muss sich von ganzer Kuhherde trennen

Ende der Pacht

«Es ist eine Tragödie»: Bauer aus Heimenschwand muss seine ganze Kuhherde verkaufen

· Online seit 09.10.2024, 10:54 Uhr
Bauer Reto Isenschmid aus Heimenschwand ist Vollblutbauer. Weil eine Pacht gekündigt wurde, muss er sich nun von seiner ganzen Kuhherde trennen. An der Viehschau letzten Samstag habe er sich gefühlt wie an einer Beerdigung. Doch er hofft, für die Tiere einen guten Platz zu finden.
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Reto Isenschmid ist bald 48-jährig, Bauer seit Kindheit und leidenschaftlicher Viehzüchter. Sein eigener Betrieb, den er in jungen Jahren von seinem Vater übernommen hatte, ist mit sechs Hektaren Grösse ein kleiner. Isenschmid lernte Landwirt und Zimmermann, zunächst bauerte er im Nebenerwerb. Vor 13 Jahren konnte er einen grösseren Betrieb dazu pachten, was ihm ermöglichte, etwa 18 Milchkühe und weitere Jungtiere zu halten - insgesamt 35 bis 40 Stück Vieh.

Doch mit dieser Herrlichkeit ist dieser Tage Schluss - Isenschmid ist daran, seine Kühe zu verkaufen. Via Facebook hat der Bauer bekannt gemacht, dass er Abnehmer suche. Seine Pacht wurde ihm gekündigt, als indirekte Folge der Scheidung von seiner Frau vor einigen Jahren. An der Viehschau letzten Samstag in Heimenschwand oberhalb von Thun lud er zur Besichtigung seiner schönen Tiere ein.

Schwerer Gang an der Viehschau

«Es war kein schöner Tag, es war brutal, in mir ist etwas gestorben», sagt Reto Isenschmid. Er habe die Herde aufgebaut - viele könnten nicht nachvollziehen, was das bedeutet. Erfolg in der Viehzucht sei mit viel Arbeit, aber auch mit Glück verbunden. «Ich hatte immer das ‹Näsli› und konnte dieses Jahr sogar eine besonders schöne Kuh an der BEA präsentieren».

Am wichtigsten sei ihm immer gewesen, dass es die Tiere schön haben auf seinem Hof: mit Weidegang, gutem Futter und liebevoller Pflege.

An der Viehschau habe er beides erlebt: Missgunst und Neider auf der einen Seite, aber auch Zuspruch und aufmunternde Worte. «Viele wussten nicht recht, was sie zu mir sagen sollen, fast wie bei einer Beerdigung».

Die Kühe sollen es gut haben

Einfach an eine Auktion bringen und die Tiere an den Meistbietenden verkaufen - das will Isenschmid wenn möglich vermeiden. «Ich möchte bestimmen, wo die Tiere hinkommen, zu einem Massentierhaltungsbetrieb möchte ich sie nicht geben.» Dafür verzichte er gerne auf ein paar Hundert Franken pro Tier. Für einige Kühe habe er schon Gebote erhalten.

Die Stammkuh «Elena», von der 18 Tiere abstammen, musste er aber in die Metzgerei bringen - eine elfjährige Kuh kaufe einem sonst niemand mehr ab. «Dass sie sterben musste, hat mir das Herz gebrochen», sagt Isenschmid.

Aus dem Bauer soll ein Tierpfleger werden

Konnte er nicht an einem anderen Ort weiterbauern? Er habe sich verschiedene Betriebe angeschaut in den letzten Jahren, doch richtig gepasst habe es nirgends. Nun bauert er halt im Nebenerwerb weiter und hält ein Dutzend «Gusti», also junge Rinder, die noch kein Kalb geboren haben.

Eine Rückkehr auf den Bau, als Zimmermann, kommt wegen Knieproblemen nicht in Frage - darum sucht Reto Isenschmid eine Stelle als Tierpfleger. Am Tag des Interviews hat er gerade einen Schnuppertag im Berner Tierspital und hofft, dass er den Job erhält. Er will hier mithelfen, dass «kranke Tiere wieder gesund werden und die Bauern glücklich sind, wenn sie sie wieder nach Hause nehmen dürfen».

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veröffentlicht: 9. Oktober 2024 10:54
aktualisiert: 9. Oktober 2024 10:54
Quelle: BärnToday

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