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Kanton Bern

In Thun fehlen Jugendtreffs: Bärfussgebäude als Lösung?

Leeres Verwaltungsgebäude

Hat Thun zu wenig Ausgangsangebote für Jugendliche?

17.02.2024, 07:27 Uhr
· Online seit 17.02.2024, 06:58 Uhr
Das Bärfussgebäude an der Hofstettenstrasse in Thun steht leer. Die Stadtverwaltung zog wie geplant aus. Zwei grüne Stadträtinnen sind der Meinung, dass die Stadt nun über ein «ideales Kultur-, Jugend- und Quartierzentrum» verfügt. Der Thuner Gemeinderat ist anderer Meinung.
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Heutzutage zieht es kaum noch Jugendliche nach Thun in den Ausgang – früher war das anders. Insbesondere würden heute Treffpunkte für junge Menschen fehlen, finden Cloe Weber und Natalie Althaus, die für die Grünen im Stadtrat sitzen.

Vor vier Jahren stimmte die Thuner Bevölkerung einem Kredit von rund 8,4 Millionen Franken zu. Mit diesem Geld wurde das Verwaltungsgebäude an der Industriestrasse erweitert. Nun, da die Behörden dorthin umgezogen sind, steht das Bärfussgebäude leer.

Als möglichen Standort für ein neues Jugend- und Quartierzentrum schlagen sie das nun leer gewordene Gebäude im Hofstettenquartier vor. Das ehemalige Verwaltungsgebäude neben dem Kunstmuseum liege zentral und sei gut erreichbar, erklären die Stadträtinnen in ihrem Postulat.

«Heute treffen sich Jugendliche in Parkhäusern»

Für Weber und Althaus ist klar: «Thun tut zu wenig für Jugendliche.» Obwohl die «Cafe Bar Mokka», das «AKut» oder die «Jugendarbeit 501» gelegentlich Veranstaltungen – wie die «Mäntigsbar» oder den «Schönautreff» – organisieren, reichten diese Angebote nicht aus. «Diese Orte entsprechen nicht jedem. Hinzu kommt, dass die Treffen unregelmässig stattfinden oder zeitlich stark begrenzt sind», bemängeln die grünen Politikerinnen.

Sie selber sei früher aufs «Selveareal» in den Ausgang gegangen, sagt Althaus, Co-Präsidentin der Grünen Stadt Thun. «Meine Kinder finden heute kaum Orte, wo sie sich einigermassen geschützt treffen können.» Deshalb «treffen sich Jugendliche aus Thun im Winter oft in Parkhäusern».

Hohe Sachschäden 

Das Fehlen von Treffpunkten hat auch negative Auswirkungen. Bei den Jugendlichen komme es zur Gang-Bildung sowie zu Alkohol- und Drogenmissbrauch, sagen Natalie Althaus und Cloe Weber. «Unschöne und gewaltvolle» Szenen verursachen immer wieder Sachschäden für die Stadt. Mittlerweile werden diese auf einen «sechsstelligen Betrag» geschätzt, so Althaus und Weber. Obwohl genaue Zahlen fehlen, seien demolierte Toiletten, kaputte Parkbänke und mit Fäkalien verschmierte Hauseingänge eine «traurige Realität».

Für die Politikerinnen wäre das Bärfussgebäude ein «idealer Ort des Zusammenkommens». Es soll ein Treffpunkt für 12- bis 18-Jährige entstehen und auch für andere Generationen und Vereine Platz geschaffen werden – ein «Generationenhaus» für Thun.

Ein Grundstein für dieses Vorhaben ist bereits gelegt: Seit zwei Jahren befindet sich im Erdgeschoss die «Kunstküche», organisiert vom Kunstmuseum. Hier wird mittels Workshops Kindern und Familien Kunst nähergebracht.

Gemeinderat findet das Bärfussgebäude wenig geeignet

Die Stadtregierung bezweifelt, dass das Bärfussgebäude als Generationenhaus taugen würde. Das Haus müsste umgebaut werden, damit es für «jede Person» zugänglich sei, schreibt der Gemeinderat in seiner Antwort auf den Parlamentsvorstoss von Weber und Althaus. So würde es das Behindertengleichstellungsgesetz verlangen. So müsste ein Lift eingebaut werden, was allerdings aus «denkmalpflegerischer Sicht sehr kritisch», ja «gar undenkbar» sei, schreibt der Gemeinderat. Zusätzlich sei das Erdgeschoss bereits von der «Kunstküche» belegt, was die Nutzung des Gebäudes als Jugend- und Quartierzentrum weiter einschränkt.

Trotzdem bleibe es das Ziel, das Haus zeitnah zu sanieren und neu zu vermieten. Grundsätzlich betrachtet der Gemeinderat das Anliegen als «prüfenswert». Daher plant die Regierung, in den nächsten zwei Jahren einen «Masterplan für Quartierzentren und ihre öffentlichen Räume» zu entwickeln. Es soll geprüft werden, welche alternativen Standorte geeignet sind.

Für Natalie Althaus und Cloe Weber verpasst Thun mit dem Bärfussgebäude eine Chance. Erfahrungsgemäss dauere es in Thun «Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis ein Masterplan erstellt ist». Das Bärfussgebäude sei «jetzt frei».

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veröffentlicht: 17. Februar 2024 06:58
aktualisiert: 17. Februar 2024 07:27
Quelle: BärnToday

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