Am Samstagnachmittag um 14 Uhr erlebte die Gemeinde Wilderswil Historisches: Die Umfahrungsstrasse wurde nach gut drei Jahren Bauzeit eröffnet – vier Monate früher als erwartet. Die ersten offiziell zugelassenen Autos durchquerten mit lautem Gehupe den 570 Meter langen Tunnel, der unter der Gemeinde durchführt. «Lange ersehnt» sei die Umfahrungsstrasse Wilderswil, sagt Gemeindepräsident Rolf Herren. «Ich bin stolz, dass ich genau der Präsident sein darf, der die Umfahrung eröffnet.»
Denn: Bis anhin fuhren Autofahrerinnen und Autofahrer mit Reiseziel Grindelwald, Lauterbrunnen oder Mürren durch den Dorfkern der kleinen Gemeinde. Der Umfahrungstunnel soll den Verkehr umleiten, den täglichen Stau bekämpfen und somit die Lebensqualität von rund 2700 Einwohnerinnen und Einwohnern verbessern.
Tunnel könnte bei Hochwasser entlasten
Der neue Tunnel dient jedoch nicht nur zu Verkehrszwecken. «Käme von den Bergen zu viel Wasser, könnte der Tunnel als Entlastungsstollen dienen, damit das Dorf nicht überflutet wird», erklärt der Berner Verkehrsdirektor Christoph Neuhaus. Zudem könne man ins «Park and Ride» fahren, und auch die Gewerbszone sei direkt ab der Autobahn erreichbar. «Die Strasse hat verschiedene Fragen auf einen Schlag gelöst.»
Diese Multifunktionalität hätte den Bau, der rund 70,5 Millionen Franken kostete, aber auch komplizierter gemacht. Das sei nur dank ausserordentlich guter Zusammenarbeit möglich gewesen, sagt Markus Wyss, Kreisoberingenieur Oberland. «Alle Führungsleute – sowohl auf der Bauherren- als auch auf der Planungs- und Unternehmungsseite, haben unglaublich gut zusammengearbeitet.»
Inoffiziell wurde die Umfahrung bereits vor zwei Tagen eröffnet: Dieses Video eines BärnToday-Leserreporters zeigt, wie ein Auto den Tunnel am Donnerstag – trotz Absperrungen – durchquert.
Quelle: BärnToday
In den Sozialen Medien sorgte die verfrühte Jungfernfahrt für einige Diskussionen. Das Auto sei mit einem Appenzell-Innerrhoden-Kennzeichnen unterwegs gewesen.
(lae)