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Revolutioniert das Sonar die Fischerei? So ist die Lage im Kanton Bern

Bereits erste Verbote

Revolutioniert das Sonar die Fischerei? So ist die Lage im Kanton Bern

· Online seit 14.12.2023, 12:13 Uhr
Mit einem Sonar den gewünschten Fisch im See orten und gezielt jagen: 2023 gab es bereits erste Verbote gegen diese neue LiveSonar-Technologie. In Bern ist das System aktuell noch kein Thema – auch wegen des hohen Anschaffungspreises. Doch das könnte sich in Zukunft ändern.
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Es ist eine romantische Vorstellung, die man vom Fischen hat: Alleine oder gemeinsam auf dem Boot wartet man gespannt darauf, dass endlich ein Fisch anbeisst – mit etwas Glück natürlich ein besonders grosser Brocken. Das muss heute nicht zwingend so sein: Mit der modernsten Sonartechnik lassen sich heutzutage Fische im Wasser gezielt suchen und befischen. Der schweizerische Fischerei-Verband spricht bei der neuen LiveSonar-Technik von einem «technologischen Sprung».

Neues System in einem Kanton bereits verboten

Die Technik ist nicht unumstritten. Der Kanton Obwalden hat per 1. Januar 2023 den Einsatz von Echtzeit-Sonargeräten verboten. Auch die Fischereikommission Vierwaldstättersee hat ein solches Verbot auf den 1. September 2023 in Kraft gesetzt. Dagegen ist aber eine Beschwerde beim Bundesgericht hängig.

Die neue Technik sei auch dem Berner Verband bekannt. Doch macht auch die beste Technik aus einem Anfänger noch keinen Profi. «Echolote werden bereits häufig gezielt für grosse Fische eingesetzt», sagt Markus Schneider, Präsident des Bernisch Kantonalen Fischereiverbands. «Aber es ist immer noch entscheidend, was man für einen Köder hat und wie man ihn präsentiert. Ein Echolot alleine ist keine Fanggarantie.»

«Wir gehen nicht für ein ‹Föteli› fischen»

Die Fischerei sei weiterhin in erster Linie ein Naturerlebnis, erklärt Markus Schneider. «Es hat viel mit Beobachtungen zu tun – mit Kenntnis der Gewässer und Gewässerstruktur: ‹Welche Fische bevorzugen welche Lebensräume und welche Positionen in Gewässern?›». Das sei das Spannende für den Verbandspräsidenten.

Auch hier könne die Technik nicht das Können ersetzen, ist sich der Verbandspräsident sicher: «Auch mit Technik und teurer Rute kann ich nicht mehr. Wenn es jemand beherrscht, dann kann die Technik zu einem gewissen Teil helfen. Für mich persönlich braucht es kein Echolot auf dem Boot. Aber das ist jedem freigestellt, so eine Technik anzuschaffen.»

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Der Berner Verbandspräsident denkt, dass für die meisten Fischer nicht nur der Fang zähle. Es sei ein Gesamterlebnis – ein Erlebnis in der Natur, der Kampf- und Jagdinstinkt und das Zwischenmenschliche. «Ich glaube, das zählt heute noch viel mehr. Einige Leute stehen gerne im Rampenlicht, indem sie zeigen, was sie gefangen haben. Aber das ist für mich nicht das richtige. Wir gehen nicht fischen, damit wir dann auf einem ‹Föteli› erscheinen.»

Im Kanton Bern noch kein Thema

Bei den Behörden des Kantons Bern ist das LiveSonar noch kein Thema, wie Andreas Hertig, Bereichsleiter Fischereimanagement beim Fischereiinspektorat des Kantons Bern, auf Anfrage sagt. «Es fand noch keine Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Es gab noch keinen Bedarf.» Was in den anderen Kantonen laufe, nehme man zur Kenntnis. Dass die Technik in die Fischerei eingreife, sei aber nichts Neues: «Es ist eher die Art der Technik, die sich verändert», so Hertig.

Auch der Berner Verband wird aktuell noch nichts unternehmen. «Wir warten sicher mal den Entscheid des Bundesgerichts ab. Solang man die Haltung des Gerichts nicht kennt, hat es keinen Sinn, etwas zu machen», sagt Markus Schneider, Präsident des Bernisch Kantonalen Fischereiverbands.

Die spezielle LiveSonar Technik werde noch nicht von vielen Fischern eingesetzt. Markus Schneider schätzt, dass von den rund 25'000 bis 30'000 organisierten Fischern in der Schweiz keine 1000 solche Geräte einsetzen würden. Seiner Meinung nach schrecke auch der Preis von rund 5000 bis 10'000 Franken noch viele ab.

Doch der Schweizerische Fischerei-Verband weiss selbst, dass sich das durch günstigere Produkte in der nahen Zukunft ändern könnte. Im Faktenblatt zur LiveSonar-Technik schreibt der Verband: «Wer heute über Verbote nachdenkt, muss sich bewusst sein, dass bald nicht nur eine kleine technologieaffine Elite, sondern ein grosser Teil der Bootsfischer von einem Verbot betroffen sein wird.»

veröffentlicht: 14. Dezember 2023 12:13
aktualisiert: 14. Dezember 2023 12:13
Quelle: BärnToday

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