Kundinnen und Kunden der Skiregion Adelboden-Lenk im Berner Oberland mussten sich vor dem letzten Winter umgewöhnen. Statt fixe Preise wie eh und je, galten neu dynamische Preise. Wer früh buchte, fuhr billiger - mit dem Risiko, dass das Wetter am besagten Tag nicht mitmacht. Wer kurzfristig ein Ticket kaufte, konnte auf Sonnenschein zählen - musste dafür aber tiefer in die Tasche greifen. Das neue Modell gab und gibt sehr viel zu reden.
Denn bei den besonders beliebten Skitagen, zum Beispiel zwischen Weihnachten und Neujahr, stieg der Preis für eine Tageskarte zeitweise auf 88 Franken. Für die weniger beliebten Tage am Anfang und gegen Ende der Saison war es möglich, spontan für 70 Franken oder knapp darunter einen Tag auf den Pisten zu verbringen. Frühbucherinnen und -bucher konnten auch einmal für 50 Franken eine Tageskarte kaufen. Die Preise wurden ohne menschliches Zutun von einem Algorithmus festgelegt, der vorab mit sehr vielen Daten gefüttert worden war.
Keine Änderung des Preismodells
Wie die «Berner Zeitung» nun berichtet, werden die dynamischen Preise auch im nächsten Winter weitergeführt. Eine Bilanz könne und wolle man erst nach drei Wintersaisons ziehen, sagt Sprecherin Stefanie Inniger.
Die Gästezahlen aus dem vergangenen Winter ergeben keinen klaren Aufschluss darüber, ob das Preismodell Leute abgeschreckt hat oder nicht. Im Vergleich zum (wettertechnisch sehr schlechten) Vorwinter waren in der ganzen Skiregion gut vier Prozent mehr Gäste auf den Pisten, im Vergleich zum Fünfjahresschnitt hingegen über acht Prozent weniger.
Der Einfluss des Wetters
Die Gästezahlen sind aber ein unsicherer Wert, denn das Wetter und die Schneelage haben einen sehr grossen Einfluss auf die Gästezahlen. Und der letzte Winter war dabei ein schwieriger Kandidat: Nach einem guten Start mit Schnee im Dezember, war der Februar viel zu warm, der März dann häufig stürmisch, und beim späten Schnee im April hatten die meisten Leute ihre Skis und Snowboards schon in den Keller gestellt. Zudem war nur noch das Teilgebiet Engstligenalp Ende April noch geöffnet.
Die bescheidenen Gästezahlen im Vergleich zum Durchschnitt der letzten Jahre müssen also nicht zwingend aufs Preismodell zurückzuführen sein.
Umsatz und Gewinn noch nicht bekannt
Was den finanziellen Erfolg angeht, sind die Zahlen des Winters noch nicht bekannt. Kommen weniger Gäste, die dafür mehr bezahlen, ginge die Rechnung unter dem Strich für Adelboden-Lenk wieder auf - und man hat erst noch mehr Platz auf den Pisten.
So oder so werden sich die Skifahrerinnen und -fahrer auch in den nächsten beiden Wintern mit dem dynamischen Preismodell anfreunden. Vielleicht gewöhnt man sich dran, wie es bei Flugreisen längst der Fall ist – oder man weicht aus in ein anderes Skigebiet. Die Jungrau-Region beispielsweise will gemäss «Berner Zeitung» auch im Winter 24/25 weiterhin fixe Preise anbieten.
(mj)
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