Die bestürzende Meldung über den Tod von Adrian Lehmann erreichte die Schweiz am frühen Sonntagabend. Der 34-jährige vom LV Langenthal sei an den Folgen des Herzinfarkts gestorben, den er letzte Woche erlitten hatte, teilte der Schweizerische Leichtathletik-Verband «Swiss Athletics» mit.
Lehmann war einer der besten Marathonläufer der Schweiz. Der im Engadin wohnhafte Berner trainierte für den Zürich-Marathon vom Wochenende, an dem er sich für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren wollte. Nach seinem Herzinfarkt wurde er sofort hospitalisiert, die Ärzte konnten sein Leben aber nicht retten.
Ausdauersportler werden regelmässig getestet
Wie kann es sein, dass ein Top-Athlet, der tausende Stunden intensiven Trainings hinter sich hat, einen Herzinfarkt erleidet? In der NZZ äussert sich Patrik Noack, Chefarzt von Swiss Athletics und bis 2022 Chefarzt von Swiss Olympic, nicht zum konkreten Fall, aus Rücksicht auf die Angehörigen.
Allgemein lasse sich sagen, dass Herzprobleme im Leistungssport nur selten diagnostiziert werden. Er habe erst ganz vereinzelt Athleten vom Sporttreiben abraten müssen, sagt Noack. Auch werde bei Ausdauersportlerinnen und -sportlern im Leistungssport regelmässig ein EKG gemacht, ein Ruhe-Elektrokardiogramm. Wenn es Auffälligkeiten gibt, werden weitere Abklärungen durchgeführt.
Viele Ursachen sind denkbar
In manchen Sportarten gibt es zusätzlich Belastungs-EKGs, also den Test der Herzfunktion bei grosser Anstrengung, sowie Herz-Ultraschall. Das gelte etwa im Spitzenfussball. Dass auch damit nicht alle Risiken ausgeschlossen werden können, zeigte der Fall des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen, der an der EM 2021 zusammenbrach und einen Herzstillstand erlitt. Eriksen überlebte, erholte sich und ist heute wieder Profi bei Manchester United.
Noack spricht bei Adrian Lehmann in der NZZ von einem «brutal tragischen Ereignis». Er könne sich nicht erinnern, im Hochleistungs-Ausdauersport schon von einem Todesfall gehört zu haben. Mögliche Ursachen seien viele denkbar, etwa ein Infekt, Gefässkrankheiten oder genetische Dispositionen. Es sei nicht möglich, alles vorab zu erkennen.
Lehmann war Profiläufer und Coach
Adrian Lehmann gehörte zu den stärksten Marathonläufern des Landes, nur fünf Schweizer Männer liefen die 42,195 km in der Geschichte schneller als er. Der Athlet des LV Langenthal gehört schon lange zum Nationalkader und gewann nationale Meistertitel über sämtliche Langdistanzen. Zu seinen grössten Erfolgen zählte der 3. Rang mit dem Schweizer Team im Marathon an den Europameisterschaften 2014 in Zürich. Zuletzt trainierte Lehmann als Vollprofi, begleitete Sportreisen und coachte Ausdauerathleten.
Landesweit bekannt wurde er 2016, als er beim Zürich-Marathon wegen garstiger Wetterbedingungen keine Chance hatte, die angestrebte Olympia-Limite zu schaffen. Er brach daraufhin in Tränen aus. Der emotionale Beitrag im Sportpanorama von SRF löste ein riesiges Echo aus. Nun hat Lehmanns Leben ein trauriges und allzu frühes Ende genommen.
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