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Kanton Bern

Zum ersten Mal seit 2017: Die Schweizer Jungfischermeisterschaft findet in Moosseedorf statt

Moosseedorf

Schweizer Meisterschaft der Jungfischer: «Nicht nur Rute ins Wasser halten»

25.08.2024, 08:43 Uhr
· Online seit 22.08.2024, 04:45 Uhr
Am Samstag fand in Moosseedorf die Schweizer Jungfischermeisterschaft statt. Es ging dabei nicht um den grössten Fisch oder die Anzahl gefangener Tiere, sondern um das ganze Wissen um die Fischerei. Der Anlass fand zuletzt 2017 statt.
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Am Samstag wurden in Moosseedorf die besten Jungfischer und Jungfischerinnen der Schweiz gesucht. Und das ist nicht zu unterschätzen. «Es ist viel mehr, als nur die Rute ins Wasser zu halten», erklärt Markus Schneider, OK-Präsident Schweizer Jungfischermeisterschaft. «Es ist sehr vielseitig. Das fängt bei den Gerätschaften an. Wie zieht man den Faden ein? Wie bindet man einen Köder an? Welchen Köder nimmt man und welcher ist sinnvoll? Es geht auch um die Fischarten und ihren Lebensraum und den Erhalt der Fischwelt. Man muss die Gesetzgebung kennen und wie man einen Fisch verarbeitet.»

Die Teilnehmenden traten dabei jeweils in Dreierteams in verschiedenen Disziplinen wie «Weit- und Zielwurf», «Gerätekunde und Montage» oder «Umgang und Verarbeitung vom Fisch» an. Die Meisterschaft ist in zwei Alterskategorien unterteilt; in der Kategorie A sind Jugendliche der Jahrgänge 2005 bis 2008 und in der Kategorie B Jahrgänge 2009 und jünger vertreten.

Nützliche Preise statt Staubfänger

Zu Gewinnen gab es keine Medaillen oder Pokale, sondern praktisches Fischereizubehör, wie der OK-Präsident erklärt. «Pokale oder Medaillen sind zwar im ersten Moment interessant, aber danach verstauben sie meist. Wir konnten mit der Unterstützung unserer Sponsoren aus der Fischerei interessante Preispakete zusammenstellen.» Auch wer nicht auf dem Podest landete, erhielt etwas Nützliches für den Fischereialltag, wie Markus Schneider verrät: «Alle erhalten ein graviertes Sackmesser der Jungfischermeisterschaft – das ist etwas, dass der Fischer und die Fischerin brauchen können.» 28 Teams nahmen an der Schweizer Meisterschaft teil.

Anwesend sein wird nicht nur der Geschäftsführer des Schweizerischen Fischerei-Verbandes David Bittner, sondern auch die Berner Grossratspräsidentin Dominique Bühler. «Das zeigt, Bern hat Interesse an dieser Jungfischermeisterschaft, Bern hat Interesse an der Fischerei», sagt der OK-Präsident erfreut. «Dieser Kanton ist doch wahrscheinlich einer der attraktivsten Kantone für Fischerei – wir haben von Mittellandseen bis Gebirgsseen alles und können die Gewässer mit einem Jahrespatent befischen. Das ist doch fantastisch.»

Comeback nach sieben Jahren Pause

Wer noch nichts von dieser Jungfischermeisterschaft gehört hat, muss sich nicht gross wundern. Die Veranstaltung fand nun erstmals nach einem längeren Unterbruch wieder statt – zum letzten Mal massen sich Jugendliche und Kinder 2017 in der Fischerei, damals in Altendorf im Kanton Schwyz. «Nach 2017 hatte man etwas Mühe, einen Organisationskanton zu finden. Dann hat natürlich noch die Coronazeit reingespielt», sagt der aktuelle OK-Präsident. «Wir haben aber festgestellt, dass es viele Junge gibt, die sich dafür interessieren. So sind die Anmeldungen für den Sachkundenachweis-Kurs, den man für ein Langzeitpatent braucht, in der Coronazeit stark angestiegen ist. Da haben wir gedacht: ‹Da müssen wir unbedingt wieder was machen›.»

Trotz des grossen Interesses der jüngeren Generation gibt es auch bei den Fischereivereinen ein Nachwuchsproblem. «Wir kämpfen alle mit den gleichen Problemen. Meine persönliche Meinung, die auch andere Kollegen teilen, ist, dass die Vereinsstruktur vielleicht einfach nicht mehr für die heutigen Jungen gemacht ist – sie entspricht nicht mehr ihrem Verhalten.» Man müsse diese Strukturen überdenken und Lösungen finden, um die Jungen wieder binden zu können.

Moosseedorf wird zum Fisch-Hauptquartier der Schweiz

Dass die Veranstaltung in Moosseedorf stattfindet, ist kein Zufall. Die Gemeinde im Mittelland mit dem namensgebenden Moossee soll mit dem geplanten «Fischzentrum Schweiz» in Zukunft Dreh- und Angelpunkt der schweizerischen Fischerei werden. Markus Schneider spricht von einem «Leuchtturmprojekt» und vergleicht es mit der Vogelwarte Sempach, welche sich seit 100 Jahren für Vogelkunde und -schutz einsetzt. «Das Fischzentrum soll ein Sprachrohr für alles werden, was unter der Wasseroberfläche ist. Wir wollen den Leuten die Wasserwelt näherbringen», erklärt der Präsident des Kantonalen Verbandes. Auch Ausbildung und Forschung sind Ziele des Zentrums.

In Moosseedorf wird das Projekt mit einer «gewaltigen Unterstützung» der Gemeinde verwirklicht. Die Stiftung Fischzentrum hat auch den Besitz des Fischrechts des Moossees übernommen, welche zuvor in privaten Händen war. Im September wird das Zentrum konkreter – dann wird das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs vorgestellt.

So wird in Moosseedorf die Zukunft der Fischerei im Kanton Bern und in der Schweiz nicht nur mit der Schweizer Jungfischermeisterschaft gefeiert, sondern mit dem geplanten Zentrum auch langfristig gesichert.

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veröffentlicht: 22. August 2024 04:45
aktualisiert: 25. August 2024 08:43
Quelle: BärnToday

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