Bern

Katzenelend in der Schweiz: Verwahrloster Kater Fritz aus dem Berner Oberland ist trauriges Beispiel

Verwahrlostes Büsi im Berner Oberland

Tierschützerin: «Fritz ist Sinnbild für das Katzenelend in der Schweiz»

· Online seit 22.08.2024, 16:47 Uhr
Ein Bauer im Berner Oberland hat am Wochenende einen verwahrlosten Kater gefunden. «Fritz» fehlt ein Auge, er hat eine massive Infektion und kaum noch Fell. Aktuell wird er in der Tierklinik in Interlaken behandelt. Tierschützer sind empört, dass Menschen bei Katzen, die Hilfe benötigen würden, einfach wegsehen.
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Der Bauer brachte das besagte, verwahrloste Büsi in ein Tierheim im Kanton Bern. Es sei in einem «himmeltraurigen Zustand» gewesen, wie der Bauer den Fund beschrieb. Da sich das Tierheim selbst noch selten zuvor mit so einem Fall konfrontiert sah, schaltete es die Schweizer Tierschutzorganisation «NetAP» ein. Diese brachte den völlig abgemagerten und dehydrierten Kater «Fritz», wie ihn das Tierheim getauft hatte, in die Tierklinik nach Interlaken. Dort hängt er nun am Tropf und wird seit einigen Tagen aufgepäppelt.

Fell weg und Auge nicht mehr zu retten

«Fritz ist zahm, man hätte ihn längst zum Tierarzt bringen können, hätte man nur ein einziges Mal genauer hingeschaut. Aber viele Menschen haben weggesehen,» schreibt «NetAP» in einem Post auf Facebook. Das Ergebnis: der Kater leidet an einer schweren Infektion, hat eine schwere Räude, welche zum Fellverlust führte, und hat ein Auge verloren. Ob der erwachsene Kater überlebt, sei aktuell noch immer unklar. Sobald er aber stabil sei, werde er kastriert und das kaputte Auge entfernt. «Wenn er fit ist, darf er bei uns einziehen. Bis dahin bleibt er in der Klinik», sagt Esther Geisser, Präsidentin und Gründerin der Tierschutzorganisation «NetAP». Die Behandlung von Fritz kostet über tausend Franken, deshalb sei man auf Spenden angewiesen.

In der Vergangenheit habe die Tierschutzorganisation mehrheitlich positive Erfahrungen gemacht, was die Spendenbereitschaft der Menschen anbelangt. «Wir haben sehr viel Zuspruch. Aber es ist nicht bei allen Katzen gleich. Manche kommen besser an, andere weniger».

«Einfach nicht wegschauen»

Damit gar nicht so viele Spenden nötig wären, wäre es wichtig, wenn die Leute eher oder überhaupt handeln würden. Bei der Präsidentin von «NetAP» ist viel Unverständnis da. «Ich frage mich, was in den Köpfen der Menschen vorgeht, dass sie nicht reagieren, wenn sie eine Katze in einem desolaten Zustand auf der Strasse finden». Die Tierschützerin fordert, dass die Leute etwas tun. Heisst: Entweder das Büsi selbst zu einem Tierarzt bringen oder wenigstens eine lokale Tierschutzorganisation um Hilfe bitten. Eine Fundmeldung auf der Plattform der Schweizerischen Tiermeldezentrale ist ebenfalls hilfreich, denn vielleicht wird das Tier ja schmerzlich vermisst. «Wir erhalten auch immer wieder Büsis, welche gechipt sind und über längere Zeit vermisst wurden.» Wenn diese herrenlosen Katzen gemeldet würden, könnten Halterinnen und Halter aufatmen und ihr geliebtes Haustier endlich wieder in die Arme schliessen.

Sinnbild für Katzenelend in der Schweiz

In der Schweiz leben über zwei Millionen Katzen, von denen schätzungsweise 300'000 verwildert oder verwahrlost sind. Diese Situation führt zu Problemen und Diskussionen. «Fritz ist eigentlich ein Sinnbild für das Katzenelend in der Schweiz, das jedes Jahr schlimmer wird,» so Geisser.

Pro Jahr sei die Tierschutzorganisation «NetAP» mit 500 bis 600 Fällen von Katzen in Not konfrontiert. Obwohl die Organisation, welche 2008 gegründet wurde, bereits über eine Viertelmillion Kastrationen (in der Schweiz und im Ausland) durchgeführt hat, werde die Situation nicht besser und die Politik wolle das Wachstum nach wie vor nicht stoppen. Eine Kastrationspflicht liegt in weiter Ferne. Die Zustände in der Schweiz würden sich denen aus dem Osten annähern. «Politikerinnen und Politiker schalten auf Durchzug, wenn es um das Thema Katzenelend geht.» Geisser stellt die Vermutung an, dass Politiker Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen haben und den Katzenhaltern deshalb keine Vorschriften machen wollen. «Aber wenn nicht endlich etwas getan wird, dann ist ein Anblick wie der von Fritz bald keine Seltenheit mehr.»

veröffentlicht: 22. August 2024 16:47
aktualisiert: 22. August 2024 16:47
Quelle: BärnToday

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