Bern

Pro Natura Bern ringt um Amphibienschutz: Weiherbau in Jegenstorf stockt

Bauprogramm für Amphibien

Kreuzkröte muss warten – Artenschutzprojekt von Pro Natura stockt

· Online seit 29.04.2024, 06:48 Uhr
Im Kanton Bern fehlt es an Weihern, Teiche und feuchte Stellen für Amphibien. Seit Jahren versuchen Naturschutzorganisationen, dem stetigen Rückgang der bedrohten Tiere entgegenzuwirken. Doch das aktuelle «Weiherbau-Programm» von Pro Natura Bern hinkt hinterher.
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Auf der Husmatte in Ballmoos bei Jegenstorf soll gebaut werden: Neben dem Ballmoosbach entsteht ein neuer Weiher für 27'000 Franken. Dieser «teure» Weiher soll der Kreuzkröte dienen. In der Region Bern kommt die stark gefährdete Art in verschiedenen Gebieten vor, am stärksten zurückgegangen ist die Kreuzröte in den letzten 50 Jahren im Seeland.

Das Artenschutzprojekt ist Teil des «Weiherbau-Programm» von Pro Natura Bern. Da sich die Population im Nachbarweiher verkleinert hat, ist die Kreuzkröte zwischen Münchenbuchsee und Fraubrunnen auf ein neues Laichgewässer angewiesen. Trotz dieser Dringlichkeit hinkt die «grösste Projektarbeit für den Amphibienschutz im Kanton Bern» hinterher.

Grösstes Berner Artenschutzprojekt erst vier Jahre später

«Es ist korrekt, dass das aktuelle Weiherprogramm verzögert ist», bestätigt Lorenz Heer, Geschäftsführer von Pro Natura Bern. Ursprünglich war das Projekt zwischen 2020 und 2024 geplant, nun musste es um vier Jahre verlängert werden.

Die Kreuzkröte ist auf sogenannte Pionierweiher angewiesen. Das sind kiesige und seichte Wasserstellen, die regelmässig austrocknen und nur wenig bewachsen sind. Diese Art von Gewässern ist im heutigen Mittelland selten. Seit rund 20 Jahren versucht die Berner Naturschutzorganisation «Pro Natura Bern», solche Laichgewässer zu bauen.

Zerstörter Lebensraum als Hauptproblem

Was bedeutet das verzögerte Artenschutzprojekt für die Kröte? Der Rückgang der Tiere schreitet schneller weiter voran, die Population nimmt ab. «Die anhaltende Zerstörung des Lebensraums ist das Hauptproblem der Amphibien», erklärt Lorenz Heer von Pro Natura Bern. «Diesen Verlust gleicht man mit Fördermassnahmen nicht so schnell aus. Der Negativtrend konnte jedoch abgebremst werden.» In der Schweiz leben lediglich 19 verschiedene Amphibienarten.

In den letzten 150 Jahren wurde die Landschaft konsequent entwässert. Ein Beispiel dafür ist die Juragewässerkorrektion, mit der das Seeland trocken gelegt wurde. Infolgedessen sind rund 90 Prozent der Lebensräume im Kanton Bern für Amphibien verloren gegangen. Die noch bestehenden Feuchtgebiete sind zu klein, zu weit voneinander getrennt und zu wenig divers.

Hat sich Pro Natur Bern übernommen?

«Die grösste Zeit beansprucht die Suche nach einem geeigneten Standort», sagt Lorenz Heer. Pro Natur Bern hält bereits 2021 im Jahresbericht fest, dass sich die Planung der Weiher als «zeitraubend erweist». Zwei Jahre zuvor scheiterte Pro Natura Bern bei der Finanzierung des Weiherbau-Programms, die Organisation musste nochmals «über die Bücher.» Aktuell werden die Kosten unter anderem vom Renaturierungsfonds, vom Bund sowie von Pro Natura getragen.

Neben der Erarbeitung des Projekts brauche es manchmal mehrere Gespräche, bis der Eigentümer oder die Besitzerin der Parzelle, auf welcher der Weiher entstehen soll, einwilligt.  Das kostet Zeit. Dann vergeht erneut Zeit, bis der Weiherbau von den Behörden bewilligt wird. Ebenfalls sei es so, dass nicht nur ein einzelnes Projekt laufe, verschiedene Bauprogramme werden in unterschiedlichen Regionen parallel geführt.

«Der eigentliche Bau des Weihers wird dann gewöhnlich innerhalb einer Woche ausgeführt», sagt Lorenz Heer, Geschäftsführer von Pro Natura Bern. Nach dem Bau müssen die Weiher regelmässig gepflegt und nach einer gewissen Zeit auch saniert werden. Auch das kostet Zeit.

«Weiherbau-Programm ist erfolgreich» 

Das Artenschutzprojekt von Pro Natura Bern ist zeitintensiv, weshalb der Schutz, der Amphibien wichtig ist, sei oft nicht überall klar. An den Tieren haftet immer noch das schlechte Image der «ekligen Kröte».

Dass das Weiherbau-Programm von Pro Natura etwas bewirken kann, zeigt sich an anderer Stelle. In der Region zwischen Laupen und Aarberg wurde die Gelbbauchunke bereits 2024 wieder beobachtet. Die Art hat sich in bereits gebauten Weihern, die zum Programm gehören, angesiedelt, bestätigt Lorenz Heer. Trotzdem ist für den Geschäftsführer klar: «Ja, man müsste die Tiere mehr schützen und man müsste vor allem die weitergehende Abwertung des Lebensraumes stoppen.»

veröffentlicht: 29. April 2024 06:48
aktualisiert: 29. April 2024 06:48
Quelle: BärnToday

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