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Der Bahnhof Bern 2035 ohne Baldachin und weniger Autos: Das sind die Pläne

Brisante Pläne

Sind die Tage des Baldachins beim Bahnhof Bern gezählt?

27.02.2024, 23:00 Uhr
· Online seit 27.02.2024, 10:24 Uhr
Bäume, Boulevards, mehr Freiräume, weniger Verkehr: Dieses Zielbild hat die Stadt Bern für das Gebiet um den Bahnhof entwickelt. Drei Planerteams haben im Rahmen einer Testplanung Ideen erarbeitet – unter anderem auch ohne den heutigen Baldachin über dem Bahnhofplatz.

Quelle: TeleBärn / Alexandera Inniger / BärnToday / Warner Nattiel

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Bei der Testplanung handle es sich nicht um Lösungen, sondern um Möglichkeiten, betonte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) am Dienstag vor den Medien. Die Ideen gehen in die Zukunft, bis ins Jahr 2035 und weit darüber hinaus. Aus ihnen hat die Stadt Eckwerte abgeleitet.

Der Raum um den Bahnhof Bern ist heute stark vom Strassenverkehr dominiert. Doch die Nutzungsansprüche sind vielfältiger und wandeln sich. Während ein Masterplan aus den 1990er Jahren noch stark auf bauliche Verdichtung setzte, liegt nun der Fokus stärker auf Frei- und Grünräumen und den Menschen, die sich in diesem Raum bewegen.

«Wenn wir den heutigen Ist-Zustand verbessern wollen, muss der Individualverkehr nochmals reduziert werden», erklärte Stadtplanerin Jeanette Beck. Da ist zum einen der heute sehr stark befahrene Bubenbergplatz. Er soll in Zukunft eine verkehrsbefreite Mittelzone mit einer Doppelbaumreihe erhalten. In der Mitte des Platzes soll das Denkmal Adrian von Bubenbergs seinen Platz finden. Mit der Mittelinsel gleicht sich der Bubenbergplatz dem angrenzenden Hirschengraben an. Auch die nahe Laupenstrasse soll aufgewertet und begrünt werden.

Mit oder ohne Baldachin?

Zur Aufwertung des Bahnhofplatzes brauche es tiefgreifende Veränderungen. Langfristig sollen das oberirdische Bahnhofsgebäude und der Baldachin ersetzt werden. Hier ergäbe sich Potential, den Platz neu zu gestalten. Ein Planerteam entwickelte etwa die Vorstellung eines neuen Bahnhofseingangs seitlich am Bahnhofplatz, beim heutigen Generationenhaus.

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Ob der Bahnhofplatz mit oder ohne Baldachin sein werde, ist laut von Graffenried offen. Das hänge unter anderem auch davon ab, ob nicht allenfalls doch dereinst eine zweite Tramachse über den Raum Bubenbergplatz-Bahnhof führen werde. Bekanntlich ist die Stadt gegen eine solche Tramachse in diesem Raum. Sie möchte sie an einem anderen Ort durchführen. Die Verkehrsbetriebe Bernmobil sehen das anders. Die Planerteams bezogen verkehrstechnische Überlegungen in ihre Arbeiten mit ein.

Ein Vis-à-vis zur Altstadt

Aufgewertet werden soll auch der Raum Bollwerk. Die stark befahrene Strasse soll wieder ihren ursprünglichen Boulevard-Charakter erhalten. Auch hier sind Bäume angedacht.

Das Bollwerk ist heute baulich zweigeteilt. Auf der einen Seite befinden sich die Altstadthäuser, auf der anderen Gebäude der SBB, die heute auf Strassenebene wenig einladend sind, ein dunkler Unort. Die SBB denken darüber nach, die Gebäude am Bollwerk zu ersetzen. Der Stadt schwebt vor, dass dort ein städtebaulich attraktives Vis-à-vis zu den Altstadthäusern auf der gegenüberliegenden Strassenseite entsteht. Man sei mit der SBB im Gespräch, sagte von Graffenried.

Plattform begrünen

Viel Potenzial zur Aufwertung bietet auch die Plattform über den Geleisen. Sie soll begrünt und erweitert werden. Die Verkehrsflüsse sollen neu arrangiert werden, so dass Raum für Aufenthaltsorte und andere publikumsorientierte Nutzungen entsteht.

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Die Bundesgasse soll in ihrem heutigen Boulevardcharakter erhalten bleiben. Eine Tramachse auf der Bundesgasse wäre möglich, kommen die Planer zum Schluss.

Der Gemeinderat wird nun auf Basis des Syntheseberichts zu den Testplanungen und den beschlossenen Eckwerten einen kommunalen Richtplan erarbeiten lassen. So soll das Zukunftsbild für den Stadtraum Bahnhof Bern behördenverbindlich verankert werden. Die öffentliche Mitwirkung zum Richtplan findet voraussichtlich 2025 statt.

Kritik für die Testplanung erntet der Stadtberner Gemeinderat von der Arbeitsgruppe Planung, Städtebau, Mobilität. Das gesamte städtebauliche Gestaltungsspielraum hänge von der Lage der ÖV-Linien ab, schreibt der Verein. Dazu finde sich «so gut wie nichts Brauchbares» in den Testplanungen.

(sda/raw)

veröffentlicht: 27. Februar 2024 10:24
aktualisiert: 27. Februar 2024 23:00
Quelle: BärnToday

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