Manuel C. Widmer will wissen, welche Beweise Müller dafür habe, dass der Eurovision Song Contest (ESC) «seit Jahren durch und durch korrupt ist». Weiter will der GFL-Grossrat von der Regierung Auskunft darüber, ob sie als ganzes Gremium den ESC nicht in Bern haben wolle.
Er befürchte, dass Müller mit seinem Post Türen zugeschlagen haben könnte, die schwer wieder zu öffnen seien, schreibt Widmer in seiner Interpellation. Widmer will schliesslich auch wissen, ob es jedem Regierungsmitglied unbenommen sei, in den sozialen Medien einer offiziellen Meinung der Regierung zu widersprechen oder einer Entscheidung vorzugreifen.
Dieser Tweet sorgte für Furore
Wenige Stunden nach dem Sieg von Nemo am ESC postete Regierungspräsident Philippe Müller auf der Plattform X, dass ein Schweizer den «seit Jahren durch und durch korrupten ESC» gewonnen habe. Den Post schloss Müller mit dem Satz: «ESC: Bleib' fern von Bern!». Manuel C. Widmer kommentierte bereits diesen mit den Worten: «Brauchen Sie Hilfe? Eine Medienberatung? Sauerstoff?»
Aber sonst ist alles in Ordnung, Herr Regierungsrat? Brauchen Sie Hilfe? Eine Medienberatung? Sauerstoff?
— Manuel C. Widmer 🐳 (@mcw_bern) May 13, 2024
PS: Hätte gerne ein paar Beweise/Beispiele für kolportierte Korruption des #ESC. Ansonsten bleibt dieser Post ja bloss die altbekannte, abgedroschene Medienschelte...
Regierungssprecher Reto Wüthrich liess daraufhin verlauten, Müller habe auf der Plattform X seine persönliche Meinung wiedergegeben. Müller wolle sich nicht weiter zum Thema äussern.
Erzürnt über Müllers Aussage war der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr. Gegenüber «Ajour» und «Canal 3» sagte er am Montag, dass er sich schäme, Berner zu sein. «Ganz Europa freut sich über Nemos Sieg; der Berner Regierungspräsident gratuliert nicht und lanciert einen verbalen Rundumschlag.»
Der Regierungsrat dürfte sich in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch mit dem Thema befassen. Ohne die Unterstützung des Kantons wäre eine Ausrichtung des ESC im Jahr 2025 in einer Berner Stadt nicht denkbar.
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So viel verdiente Liverpool am ESC 2023
Das Siegerland des ESC richtet in der Regel den nächsten Wettbewerb aus. Nemo stammt aus Biel, aber die Stadt verfügt allein kaum über genügend Infrastruktur, um einen solchen Event zu stemmen. Im Gespräch ist daher Bern oder allenfalls ein Tandem mit Bern und Biel. Auch andere Schweizer Städte wie Zürich, Basel oder Genf dürften Interesse an der Austragung des ESC haben, mit ihren grossen Hallen sind sie im Vorteil. Entschieden ist aber noch nichts.
Der ESC ist längst auch ein namhafter Wirtschaftsfaktor geworden. Um die 62 Millionen Franken brachte der Event dem Austragungsort Liverpool 2023 ein. Allerdings kostet die Ausrichtung auch eine Stange Geld. SRF will per Bieterverfahren die Schweizer Gastgeberstadt auswählen.
(sda/dak)