Quelle: BärnToday / Miriam Klaus / Warner Nattiel
Alles begann im Jahr 1967. Die UEFA führte einen Projektwettbewerb für den Pokal der Champions League (damals noch Europapokal der Landesmeister) durch. Genug gross sollte er sein und Henkel aufweisen, damit sich möglichst viele Spieler dran festhalten und ihn in die Höhe strecken können.
Am Wettbewerb beteiligte sich auch der Berner Goldschmied Jürg Stadelmann – und das mit Erfolg. Er war es schliesslich, der den Pokal entwarf und herstellte. Im Gespräch mit BärnToday erinnert sich sein Enkel Andrin Krieg von der Bijouterie Stadelmann, wie es dazu gekommen ist.
Uefa hatte Bezug zu Bern
«Die Uefa hatte damals ihren Sitz noch in Bern. Mein Urgrossvater Hans Stadelmann ging oft ins Kaffee. Dieses war zufällig auch das Lieblingskaffee von Hans Bangerter, dem damaligen Generalsekretär der Uefa», sagt Krieg. Bangerter habe dann Hans Stadelmann auf den Projektwettbewerb aufmerksam gemacht. Doch dieser wollte sich lieber auf eigene Projekte konzentrieren und gab den Auftrag seinem Sohn Jürg Stadelmann, dem Grossvater von Andrin Krieg.
«Als junger Goldschmied war mein Grossvater kreativ. Er wollte eine Schale mit schönen Edelsteinen.» Schliesslich sei die Arbeit mit Schmuck und Edelsteinen das Metier der Bijouterie Stadelmann. «Mit viel Freude präsentierte er seine Zeichnung bei der Uefa. Doch Hans Bangerter musste ihn enttäuschen. Der Entwurf entsprach weder seinen Vorstellungen noch jener der Fussballer.»
Die Uefa wollte einen Pokal, der in jedem Land gut ankommt. Neben der Forderung, dass viele Leute den Pokal hochstemmen sollen, gab es noch eine weitere Bedingung: «Man musste genügend Champagner einfüllen können», sagt Krieg schmunzelnd. Nach der ersten Enttäuschung entwarf Stadelmann dann den heute bekannten Henkelpott.
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Bijouterie verlor Auftrag der Uefa
Bis im Jahr 2005 war die Bijouterie in der Berner Marktgasse für die Fertigung der Champions-League-Pokale zuständig. Dann verlor man den Auftrag. «Wir waren wohl zu teuer für die Uefa», vermutet Krieg. In der Schweiz seien die Herstellungskosten höher als im umliegenden Ausland.
Es ist die Arbeitskraft, die den Preis eines Pokals in die Höhe schiessen lässt. In den 60er-Jahren wies er einen Wert von 20'000 Franken auf. Inzwischen ist der Pokal zwar kleiner, doch die Arbeit um einiges teurer. Krieg schätzt, dass der Wert heute das Dreifache beträgt.
Verbittert über den Verlust des Auftrags ist man in der Berner Bijouterie aber keineswegs. Neben dem Champions-League-Pokal entwarfen die Stadelmanns auch einen für den Springreitweltcup. «Doch Pokale sind nicht unser Kerngeschäft. Wir konzentrieren uns auf Schmuck und Einzelstücke.»
Champions League spielt im Geschäft keine Rolle mehr
Der «Kübel» für die Champions League spielt im Geschäft deshalb keine grosse Rolle mehr. Man sei zwar noch in Besitz der mittlerweile eingerahmten und aufgehängten Originalzeichnung, habe aber ansonsten damit nichts mehr zu tun, so Krieg.
Nur die wenigsten Kundinnen und Kunden wissen über den Pokal Bescheid. Und die Bijouterie macht sie auch nicht zusätzlich darauf aufmerksam. «Ansonsten fühlt es sich an, als würden wir uns mit fremden Federn schmücken. Der Auftrag kam über meinen Urgrossvater rein, mein Grossvater setzte ihn dann um. Auch wenn uns die Geschichte als Fussballfans stolz macht, haben wir Junge mit dem Pokal nichts zu tun.»
(dfl/ris)