Die Hauptfunktion des Standorts sei, dass Menschen in und aus dem Bahnhof Bern kommen. «Es sei nicht hilfreich, wenn es dort eine Klumpenbildung von Menschen gibt», sagte Moritz Weisskopf, Mediensprecher der SBB zuletzt gegenüber dem Regionaljournal Bern-Freiburg-Wallis von SRF. Die im Sommer eingeführte klassische Musik soll die Menschen zum Weitergehen animieren. Die Massnahme zeige tatsächlich Wirkung.
Die SBB zieht positive Erkenntnisse aus dem Pilotversuch – die Leute bleiben weniger stehen. Die Musik habe einen positiven Effekt auf den Personenfluss. Dieses Fazit beruhe auf der Beurteilung von SBB-Mitarbeitenden vor Ort. Da die Pendlerinnen und Pendler schneller in und aus dem Bahnhof gelangen können, erklingt auch weiterhin klassische Musik. Es sei denkbar, die Musik auf weitere Bereiche auszuweiten. Dies jedoch erst nach Abschluss der aktuellen Bauarbeiten.
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Titibs kann Situation nicht beurteilen
Tagtäglich vor Ort sind die Angestellten des Restaurants Tibits. Dessen Eingang befindet sich unmittelbar im Durchgang zum Bahnhof Bern und die Terrasse gleich daneben. Das Tibits überlässt es voll und ganz der SBB, Veränderungen beim Durchgangsbereiches des Bahnhofs zu vollziehen und will diese Anpassungen nicht weiter kommentieren.
Ob das Fazit der SBB-Mitarbeitenden zutrifft und tatsächlich weniger Menschen beim Bahnhof-Eingang verweilen, könne man nicht wirklich einschätzen, heisst es beim Tibits auf Anfrage von BärnToday. «Im Sommer seien am Bahnhof generell weniger Menschen unterwegs.» Störend sei die klassische Musik für die Gäste nicht. Auf der Terrasse sei sie kaum wahrnehmbar. Es gab von Kundinnen und Kunden keine Kommentare oder Beschwerden dazu, heisst es beim Restaurant weiter.
Ähnliches wurde auch im Ausland getestet
In einem früheren Bericht von SRF wird aufgezeigt, dass solche Versuche bereits in mehreren Bahnhöfen im Ausland angewendet wurden. Erfahrungen in den Städten Hamburg, München, Barcelona und Montreal haben gezeigt, dass die Musik in Dauerschleife Drogenhändlern, Obdachlosen oder anderen ungebetenen Gästen auf die Nerven gehe und sie sich demnach anderswo aufhielten. Das führt bei Pendlerinnen und Pendlern zu einem besseren Sicherheitsgefühl.
In Bern soll sich die klassische Musik nicht gegen eine bestimmte Personengruppe richten. Vielmehr soll der Ein- beziehungsweise Ausgang entlastet werden. Dies betonte der SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf weiter.
Gassenarbeit kritisiert Massnahme der SBB
Anders sieht dies Nora Hunziker von der kirchlichen Gassenarbeit Bern: «Mit diesem Projekt der SBB will man randständige Menschen vertreiben», kritisiert sie im Bericht des Regionaljournal Bern-Freiburg-Wallis. Der Bahnhof sei ein öffentlicher Ort und deshalb für alle da.
Laut Hunziker werde das Problem durch die klassische Musik nicht gelöst. Die randständigen Personen seien nicht einfach weg, sondern gingen an einen anderen Ort – so hielten sie sich nun vermehrt unter dem Baldachin und rund um die Heiliggeistkirche auf. Es seien mehr Menschen in diesen Bereichen und sie verteilten sich weniger gut als vor der Einführung der klassischen Musik beim Eingang des Bahnhofs.