Bern
Stadt Bern

Kleine Schanze in Bern: Steigende Kriminalität im Stadtpark

Stadt Bern

Wird die Kleine Schanze zur No-Go-Area?

· Online seit 03.09.2024, 14:31 Uhr
Die Kleine Schanze in Bern wird gerade für sieben Millionen Franken umgebaut. Doch viele Leute machen einen Bogen um den Park im Herzen von Bern, denn er wird immer mehr von Drogendealern und anderen zweifelhaften Gestalten in Beschlag genommen. Es sei auch zu sexuellen Belästigungen und Diebstählen gekommen, wirklich sicher fühlen sich gerade Frauen dort nicht mehr.
Anzeige

«Spätestens gegen Mittag versammeln sich jeweils sehr viele Leute mit nordafrikanischem Aussehen», sagt Petra K. (Name der Redaktion bekannt), die in der Nähe arbeitet und deswegen die Kleine Schanze häufig zu Fuss durchquerte. «Es gibt immer mehr Probleme, man fühlt sich nicht mehr sicher.» Sie sei dieses Jahr fast in eine Schlägerei verwickelt worden, als zwei Gruppen Streit untereinander bekamen. «Ich musste davonrennen.»

Sexuelle Belästigung und Diebstahl

Des Öfteren sei sie von den jungen Männern sexuell belästigt worden, sagt Petra K. - anderen Frauen seien gewisse Männer sogar hinterhergelaufen. Zudem weiss sie aus ihrem Arbeitsumfeld, dass jemandem eine Halskette abgerissen und gestohlen worden sei.

Man sehe zudem, dass Päckchen von Hand zu Hand übergeben werden – offensichtlich werde hier mit Drogen gehandelt, hat Petra K. beobachtet. Auch andere Quellen sprechen davon, dass man auf wenigen Metern alles angeboten erhalte, was auf dem Drogenmarkt aktuell erhältlich ist. Die Berner Kantonspolizei hat auf dem Areal dieses Jahr schon Razzien durchgeführt.

News aus der Region Bern direkt auf Whatsapp!

Ich sage allen: «Geht nicht mehr auf die Kleine Schanze»

Die Lage sei schon im Frühling schwierig gewesen, sagt Petra K. Vor den Sommerferien sei es dann so schlimm geworden, dass sie den Park mittlerweile meide. Das gehe auch vielen anderen so, am Mittag esse man nicht mehr auf den Bänklein. «Es wäre mega schön dort, aber mittlerweile sage ich allen auch im privaten Umfeld: Geht nicht mehr auf die Kleine Schanze.» Besonders im hinteren Teil, hinter dem Hügel, sei es gar nicht mehr lustig. Dieser Teil ist von der Bundesgasse nicht einsehbar.

Die Grünanlagen im Park in der Nähe des Bahnhofs und des Bundeshauses werden aktuell saniert, die erste Etappe ist abgeschlossen, die zweite folgt 2025. Die Kleine Schanze wird von vielen Schulklassen besucht auf ihrer Schulreise, sie finde es schade, dass der Park derart in Beschlag genommen werde, sagt Petra K. «Vielleicht muss zuerst etwas Schlimmes passieren, bevor etwas geht.»

Kantonspolizei bestätigt Probleme

Auf Anfrage teilt die Berner Kantonspolizei mit, dass es auf der Kleinen Schanze in letzter Zeit tatsächlich zu mehr Delikten komme, etwa Streitereien, Drogenhandel, Diebstähle und Belästigungen. Sie reagiere darauf mit stärkerer Präsenz und gezielten Aktionen. Von einer offenen Drogenszene wie vor Jahren im Kocherpark sei man aber weit entfernt.

Auch die Berner Gassenarbeit Pinto ist täglich auf der Kleinen Schanze, sagt deren Leiter Silvio Flückiger. Der Park sei ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, «manchmal sind nur ein paar Leute dort, manchmal sind es gegen 30». Die Leute von Pinto versuchten darauf hinzuwirken, dass alles in geordneten Bahnen verlaufe. Vor allem sollen Leute nicht aktiv angequatscht werden, um Drogen zu verkaufen. Besonders das Schmerzmittel Pregabalin sei aktuell hoch im Kurs.

Weiterhin durchmischte Kleine Schanze

Mit vielen «Stammkunden» hätten die Sozialarbeiter von Pinto ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Aber er könne natürlich nicht beurteilen, ob die Leute sich besser benähmen, wenn Pinto-Leute vor Ort sind, sagt Flückiger.

Flückiger bestätigt, dass sich viele Leute auf der Kleinen Schanze aufhalten, die im Asylprozess sind – und gerade Nordafrikaner haben bekanntlich äusserst geringe Chancen auf Asyl. Das löse bei vielen Frust aus. Die Kleine Schanze sei aber weiterhin durchmischt und werde von vielen Leuten besucht, das sei anders als etwa auf der Schützenmatt oder beim Bahnhof, wo sich immer derselben Klientel aufhielten. Als No-Go-Area sieht er den Park deshalb nicht.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 3. September 2024 14:31
aktualisiert: 3. September 2024 14:31
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch