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SP-Nationalrat Matthias Aebischer nach geplatztem Bundesratstraum: Wird er jetzt Berner Stadtpräsident?

Bundesratstraum geplatzt

Kandidiert Matthias Aebischer jetzt als Berner Stapi?

02.12.2023, 14:39 Uhr
· Online seit 01.12.2023, 05:47 Uhr
Matthias Aebischer traut sich ein Exekutiv-Amt zu, für das Amt im Bundesrat hat es aber nicht geklappt. Mit den Stadtberner Gemeinderatswahlen kommt bereits 2024 die nächste Gelegenheit. Er wolle die Situation evaluieren, sagt er gegenüber BärnToday.
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Nach der Wahl ist vor der Wahl: 2024 wird in Bern sowohl das Stadtparlament als auch die Stadtregierung neu gewählt. Im Gemeinderat gilt es gleich drei Vakanzen neu zu besetzen: Franziska Teuscher (Grünes Bündnis), Michael Aebersold (SP) und Reto Nause (Die Mitte) treten nicht mehr an. Das Kandidatenkarussell dreht bereits.

Ein SP-Mann wird schon seit Wochen als Favorit gehandelt: Nationalrat Matthias Aebischer, der am Samstag in der Ausmarchung für das SP-Bundesratsticket unterlag.

Auf Anfrage von BärnToday will sich Aebischer zu seiner Nicht-Nomination für das Bundesratsticket nicht äussern. Angesprochen auf ein mögliches Exekutivamt in der Stadt Bern legt er sich zwar nicht fest, sagt aber: «Ich werde bis Ende Jahr einige Gespräche führen und die Situation dann evaluieren.»

Quelle: SDA / Archiv vom 14.09.2023

Alec von Graffenried mit Rücktrittsforderungen konfrontiert

Ihre Kandidaturen für die Gemeinderatswahlen will die SP Stadt Bern im März nominieren. Eine potenzielle Kandidatur Aebischers scheint erfolgsversprechend. Einige trauen ihm sogar das Amt des Stadtpräsidenten zu.

Der amtierende Stapi Alec von Graffenried tritt 2024 zwar erneut an, der Politiker der Grünen Freien Liste (GFL) gilt aber als angezählt. Mit dem klaren Nein zur Fusion aus Ostermundigen erlitt er erst kürzlich seine grösste politische Niederlage. Rücktrittsforderungen wurden bereits im Vorfeld der Abstimmung laut, auf die von Graffenried jedoch nicht einging.

Dazu kommt: Der wählerstärksten Partei in der Stadt, der SP, ist es zunehmend ein Dorn im Auge, nicht das Stadtpräsidium zu stellen. 2017 scheiterte die langjährige Gemeinderätin und SP-Strategin Ursula Wyss mit einem Stimmenanteil von 42,09 Prozent deutlich gegen von Graffenried.

Mit Aebischer hätte die SP Stadt Bern Chancen, den heute 61-jährigen Alec von Graffenried aus dem Amt zu drängen. Ein Angriff der SP 2024 wäre aber mit Risiken verbunden. Er könnte das seit über 30 Jahre anhaltende Bündnis Rot-Grün-Mitte ins Wanken bringen. Interne Abklärungen laufen.

Matthias Aebischer schaffte dritte Wiederwahl in den Nationalrat mit Bravour

Der 56-jährige Matthias Aebischer tritt in der Öffentlichkeit eloquent auf, gibt sich gerne volksnah. Bei den Wahlen Ende Oktober vermochte er das Berner Stimmvolk zum vierten Mal zu überzeugen. Er vereinte 74'358 Stimmen hinter sich und machte damit das zwölftbeste Resultat im mehrheitlich bürgerlichen Kanton Bern. Das sind gut 10'000 Stimmen mehr als vier Jahre zuvor, was wohl der zusätzlichen medialen Aufmerksamkeit aufgrund seiner Bundesratskandidatur zu verdanken ist.

In der SP-Bundeshausfraktion gilt Aebischer nicht als politisches Schwergewicht. Das bestätigte sich auch am Samstag bei der Ausmarchung um das Ticket für die Nachfolge von Alain Berset.

In der Bevölkerung geniesst der Berner mit dem Schwiegersohn-Charme hingegen ein grosses Ansehen. Als ehemaliger Moderator der «Tagesschau», beim «Kassensturz» oder beim «Club» wurde er schweizweit bekannt. Der Einstieg in die Politik gelang ihm 2011 wortwörtlich mit links.

Der gebürtige Schwarzenburger ist in der Stadt Bern fest verwurzelt und lebt inzwischen im Berner Marziliquartier. Er ist Vater von vier Kindern und mit der frisch gewählten Zürcher Ständerätin Tiana Moser liiert. Das Leben innerhalb einer Patchwork-Familie thematisiert er gerne in der Öffentlichkeit.

In Bern ist der frühere Lehrer und spätere TV-Journalist bestens vernetzt. So präsidiert er mit dem Grand-Prix eine der wichtigsten Stadtberner Veranstaltungen. In diversen anderen Verbänden, darunter Pro Velo Schweiz oder Cinésuisse, sammelte er als Vorstandspräsident für ein Exekutivamt wichtige Führungserfahrungen.

Marieke Kruit als grosse Herausforderin 

Aebischers grosses Manko ist allerdings sein Geschlecht. In einem «Talk Täglich»-Interview bezeichnete er sich zudem nicht als Feministen. Er könne mit dem Begriff «nichts anfangen».

Das fasste man in der selbst ernannten Gleichstellungspartei erdenklich schlecht auf. Dazu kommt: Die Rufe, dass endlich mal eine Frau die linke Stadt präsidiert, dürften bis zu den Wahlen nicht nur innerhalb der SP lauter werden.

Die grösste interne Herausforderin ist denn auch SP-Gemeinderätin Marieke Kruit, die bei den Wahlen 2020 das zweitbeste Resultat erzielte. Kruit will 2024 nicht nur wieder für den Gemeinderat kandidieren, sie schliesst auch eine Kandidatur als Stapi nicht prinzipiell aus.

Stefan Jordi erster Kandidat

Am Freitag hat sich nun der erste SP-Kandidat ins Rennen für die Berner Stadtregierung geschickt. Der ehemalige Präsident der Stadtberner SP und SP-Fraktionschef im Kantonsparlament bestätigte auf dem Social-Media-Kanal X eine Meldung der «Hauptstadt».

Der 52-jährige Politologe möchte Nachfolger des abtretenden Michael Aebersolds werden. Das Amt reize ihn und er bringe das nötige Rüstzeug mit, wird der 52-Jährige zitiert. Er verfüge übe lange Erfahrung in der Stadtpolitik und kenne auch die kantonale und nationale Ebene gut.

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veröffentlicht: 1. Dezember 2023 05:47
aktualisiert: 2. Dezember 2023 14:39
Quelle: BärnToday

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