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Tabakwerbung im YB-Heft – wie passt das zusammen?

Umstrittene Reklame

Tabakwerbung im YB-Heft – wie passt das zusammen?

· Online seit 07.07.2023, 08:15 Uhr
Dass YB in seinem vereinseigenen Magazin Tabakwerbung abdruckt, sorgt bei den Suchtexperten vom Blauen Kreuz für Stirnrunzeln. Schliesslich hat sich das Schweizer Stimmvolk erst vor einem Jahr gegen solche Werbung ausgesprochen. YB führt finanzielle Beweggründe an.
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Wer das neueste Heft der Berner Young Boys, das «YB-MAG», liest, bekommt vor allem viel Inhalt zum Sport und zu den Teams von YB geboten. Was die Leserinnen und Leser auf der 83. Seite finden, mag hingegen den einen oder die andere in diesem sportlichen Kontext erstaunen: Tabakwerbung.

Werbeanzeigen wie diese werden künftig verboten sein. Das Schweizer Stimmvolk sprach sich vor gut einem Jahr für die Initiative «Kinder ohne Tabak» aus. Die Initiative verlangte ein Werbeverbot für Tabakreklame an Orten, an denen Kinder und Jugendliche sie sehen können. Erst kürzlich legte der Bundesrat seine Pläne zur Umsetzung vor: Unter anderem soll ab 2026 ein Tabak- und E-Zigaretten-Werbeverbot in gedruckten Medien gelten.

«Wir sind auf Werbeeinnahmen angewiesen»

Noch gilt aber kein Werbeverbot. Kritik an Tabakreklame gibt es trotzdem. In diesem konkreten Fall aus den Reihen der Suchtberatung. Namentlich von Ruedi Löffel. Der langjährige EVP-Politiker und heutige Bereichsleiter Prävention- und Gesundheitsförderung beim Blauen Kreuz Bern-Solothurn-Freiburg richtet sich auf Twitter direkt an YB und fragt: «Habt ihr das wirklich nötig?»

Auf Anfrage, wie es dazu kommt, dass ein Magazin, in dem es um Sport geht, Tabakwerbung druckt, äussert sich die Medienstelle von YB wie folgt: «Wir können nachvollziehen, dass sich Leute an dieser Art von Werbung stören. Wir können Ihnen versichern, dass wir mit solchen Themen sehr sorgfältig umgehen. Gleichzeitig sind wir unbedingt auf Werbe- und Sponsoring-Einnahmen angewiesen, um dem Berner Fussball-Publikum erstklassigen Fussball bieten zu können.»

Weiter erklärt YB, dass der Club die Regeln, die in der Politik und in der Swiss Football League vorgegeben werden, einhält. Die Stellungnahme schliesst YB mit dem Satz: «Letzten Endes ist es jedoch jeder und jedem selbst überlassen, ob er zum Beispiel Alkohol oder Tabak konsumieren will oder nicht.»

Scharfe Kritik vom Suchtexperten

Für Ruedi Löffel ist die Werbung und Stellungnahme von YB unverständlich, wie er gegenüber BärnToday sagt: «Ein Fussball-Spitzenclub wie YB nimmt bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Vorbildrolle ein und trägt eine gesellschaftliche Mitverantwortung. Dazu gehört für mich ganz klar, dass auf Werbung für krankmachende Produkte zu verzichten ist.»

Auch dass YB vor allem den wirtschaftlichen Aspekt als Argument ins Feld führt, kann Löffel nicht nachvollziehen: «Wer das Geld über seine Verantwortung stellt, hat etwas Grundsätzliches nicht begriffen.» Und: «Ich bin mir sicher, dass es YB aus wirtschaftlicher Sicht schlicht nicht nötig hat, sich als Handlanger der Tabakindustrie zu betätigen.»

veröffentlicht: 7. Juli 2023 08:15
aktualisiert: 7. Juli 2023 08:15
Quelle: BärnToday

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