Quelle: ZüriToday / Michelle Howald / Lothar Bazzanella / Linus Bauer
Donnerstagmorgen am Zürich HB, den ersten Kaffee noch nicht intus und Menschen soweit das Auge reicht – und dann das: ein Zugausfall. Die Folgen: Überfüllter Entlastungszug, keine freien Sitzplätze, somit eine Stunde stehen oder am Boden sitzen – und das in der 1. Klasse.
So erging es einer 37-jährigen Frau aus Zürich: «Wir sassen im Zug Richtung Bern, der um 7.32 Uhr ab Zürich fährt. Drei Minuten vor Abfahrt kam die Durchsage, dass der Zug aus technischen Gründen nicht in Bern halten kann.»
1.-Klasse-Ticket für Sitzplatz auf Boden
Die 37-Jährige und ihre Kollegen stiegen daraufhin auf das Gleis 14 um, wo ein Zug 20 Minuten später nach Bern fuhr. «Wir wussten, dass der Zug sicher sehr voll sein wird, deshalb haben wir uns extrem beeilt und noch Sitzplätze ergattert», so die Frau.
Sicher auf einem Platz konnte sie beobachten, wie sich der Zug immer mehr füllte. «Am Schluss standen die Menschen in den Gängen und mussten eine Stunde nach Bern stehen.» Einige seien nach einer gewissen Zeit auf den Boden gesessen, haben ihre Laptops aufgeklappt und gearbeitet.
«Wir waren in der ersten Klasse und wenn ich extra so ein teures Ticket kaufe und dann stehen oder am Boden sitzen muss, dann würde ich das unverschämt finden», so die Reisende. Warum überhaupt so viele Menschen in einen Zug lassen?
Auf diese Frage antwortet SBB-Mediensprecher Reto Schärli: «Die Fernverkehrszüge der SBB dürfen zu maximal 160 Prozent voll sein. Das heisst, es dürfen höchstens 60 Prozent mehr Personen mitfahren, als es Sitzplätze hat. Für Züge, die den Gotthardbasistunnel durchfahren, gilt eine maximale Belegungsquote von 140 Prozent. Es handelt sich dabei um Richtwerte.»
Anspruch auf Entschädigung
Reto Schärli versteht die hitzigen Köpfe: «Der betreffende IC1 musste wegen des Unterbruchs der Strecke in Lausanne kurzfristig via Biel umgeleitet werden.» Bei einem mehrstündigen Unterbruch der Ost-West-Achse, der Hauptachse, seien Auswirkungen auf die Reisenden leider unvermeidlich.
Die SBB bittet um Verständnis, dass es in den nachfolgenden Zügen zu engen Platzverhältnissen kam, insbesondere im Entlastungs-Intercity – in welchem auch die ZüriReporterin sass. «Gemäss den im gesamten ÖV geltenden Fahrgastrechten besteht Anspruch auf eine Entschädigung bei Verspätungen von mehr als 60 Minuten», sagt Reto Schärli.
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Erst kürzlich kam es am Zürcher Hauptbahnhof zu einem Ausfall eines nach Deutschland reisenden Nachtzuges, worauf hunderte Passagiere am HB gestrandet waren. Anstatt ins Hotel zu gehen, schliefen einige Reisende in einem Twindex-Zug.
Quelle: ZüriToday / Loris Gregorio / CH Media Video Unit / Katja Hug
Verkehr teilweise wieder aufgenommen
Am späteren Vormittag war die Störung am Bahnhof Renens wieder behoben und auf der Strecke konnten Züge wieder teilweise normal verkehren, wie man bei der SBB auf X (ehemals Twitter) lesen konnte.
Unterbruch im Bahnhof Renens: Teilweise Wiederaufnahme des Verkehrs, mehr Infos unter: https://t.co/V8BYjwm8v1
— SBB Medienstelle (@sbbnews) November 9, 2023
Auch wenn die ZüriReporterin einen Sitzplatz hatte, war die Situation für sie ärgerlich. «Warum die Durchsage so spät kam, verstehe ich nicht. Wegen des Ausfalls konnten wir nicht rechtzeitig an einer wichtigen Sitzung teilnehmen.»
Schärli: «Fachleute der SBB stehen im Grosseinsatz, um den Bahnverkehr bestmöglich abzuwickeln und die Reisenden schnellstmöglich über Fahrplanänderungen zu informieren.»