Die Szenerie wirkte eindrücklich, aber auch ein bisschen dramatisch: Dunkle Gewitterwolken türmten sich rund um den Niesen auf. Blitze zuckten im Sekundentakt über den Thunersee. Die Sturmwarnung leuchtete in regelmässigem Abstand, alle Segelschiffe und sonstigen Boote hatten sich am Ufer in Sicherheit gebracht.
Unterwegs war mitten im Sturm das Kursschiff MS Bubenberg der BLS. Für die grossen und stabilen Kursschiffe gelten eigene Regeln bezüglich Sturmwarnungen. Doch das Unwetter am Montagabend war auch für die MS Bubenberg eine Herausforderung.
Bubenberg bleibt in Spiez stecken
Das Schiff fuhr direkt durchs Gewitter und die Crew entschied deshalb unterwegs, nicht bis nach Interlaken zu fahren, bestätigt der Leiter Nautik bei der BLS Schifffahrt Andri Largiadèr: «Die Bubenberg legte in Spiez an, um abzuwettern», erklärt er.
Die Passagiere des gestrandeten Schiffs konnten in Spiez auf die von Interlaken einfahrende MS Thun umsteigen und sicher zurück nach Thun gebracht werden, so Largiadèr weiter. Die Passagierinnen und Passagiere seien zeitnah und transparent über den Abbruch der Fahrt informiert worden. Schäden wegen des Sturms seien an der MS Bubenberg keine entstanden.
«Wann ein Kursschiff wegen eines Sturms anlegt, ist im Betriebsreglement festgehalten und liegt im Ermessen der zuständigen Schiffscrew», so Largiadèr. Das bekannte Dampfschiff Blümlisalp, das ebenfalls noch auf dem Thunersee unterwegs war, habe Thun ohne Probleme erreicht.
Ersatzschiff bringt 700 gestrandete Leute von Interlaken nach Thun
Obwohl am Montag bei der BLS keine Abendfahrten auf dem Thunersee auf dem Programm standen, kam später, als der Sturm abgeklungen war, trotzdem ein Kursschiff der BLS zum Einsatz. Da die Bahnstrecke zwischen Spiez und Interlaken und auch die Strasse zeitweise wegen Unwetterschäden gesperrt waren, wurden per Schiff rund 700 gestrandete Leute von Interlaken West nach Thun gebracht. «Wir waren als Ersatzschiff für ausgefallene Züge unterwegs», bestätigt Nautik-Chef Andri Largiadèr.
Wie ein Bild eines TeleBärn-Zuschauers zeigt, wurde in Därligen am Montag das Gleis der Zugstrecke zwischen Spiez und Interlaken teilweise mit Wasser überflutet und von Geschiebe zugedeckt. Am Dienstag nahmen die Züge ihren Betrieb wieder auf.
Keine Kursschiffe bis nach Brienz
Die Schiffe auf dem Thunersee verkehren wieder normal, sagt Andri Largiadèr. Auf dem Brienzersee mussten aufgrund des vielen Treibgutes die ersten zwei Kursfahrten am Dienstagmorgen abgesagt werden. Das Dampfschiff, DS Lötschberg, wurde am Montag nicht benutzt, da dieses anfälliger auf Schäden durch Treibholz ist. Am Dienstag stand es aber schon wieder im Einsatz.
Seit Dienstagmittag verkehren die Schiffe auf dem Brienzersee zwischen Interlaken und Giessbach sonst wieder wie gewohnt. Nicht bedient werden kann aktuell die Haltestelle in Brienz, das besonders von Schäden betroffen ist. Die Anlagestelle der Kursschiffe sei dort nach wie vor mit Dreck und Schutt überzogen. Bis sicherlich am Sonntag fahren laut Largiadèr keine Schiffe der BLS nach Brienz.
Durch die Unwetter ausgelöste Schlammlawinen und Hochwasser setzten Brienz unter Wasser:
Quelle: BRK News / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris