Bern

Verkehrsfluss auf der A6: Pannenstreifen zwischen Muri und Wankdorf seit zwei Wochen befahrbar

Beobachtungen

A6 Muri-Wankdorf: Pannenstreifen als Fahrspur zeigt Wirkung

27.08.2024, 14:57 Uhr
· Online seit 27.08.2024, 04:45 Uhr
Seit zwei Wochen wird der Pannenstreifen zwischen Muri und Wankdorf zu Spitzenzeiten zur Fahrspur. Bei einigen Autofahrerinnen und Autofahrern sorgt die neue Signalisation noch für Verwirrung. Beobachtungen zeigen aber: die Massnahme wirkt.
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Die Pannenstreifen-Umnutzung (PUN) zwischen dem Wankdorf und Muri bei Bern ist seit dem 12. August 2024 in Betrieb. In den ersten zwei Wochen lief sie mit fixen Zeiten, sodass sich die Verkehrsteilnehmenden an die neue Situation gewöhnen konnten. Seit diesem Wochenende läuft sie nun im dynamischen Betrieb, das heisst, sie wird nur eingeschaltet, wenn der dafür benötigte Schwellenwert überschritten wird. Lukas Studer, Mediensprecher beim Bundesamt für Strassen, gibt über erste Beobachtungen Auskunft.

BärnToday: Wie wirkt sich die PUN auf den Verkehrsfluss aus?

Lukas Studer, Astra: Aufgrund der Erfahrungen von anderen Strecken kommt es zu weniger Staus, dadurch wird der Verkehr flüssiger, was einerseits die Verkehrssicherheit erhöht – flüssiger Verkehr ist sicherer Verkehr – und andererseits den Ausweichverkehr reduziert. Erste Beobachtungen haben gezeigt, dass der Pannenstreifen benutzt wird und sich die Stausituation verbessert hat.

Lässt sich bereits sagen, dass Staus durch die Massnahme reduziert wurden?

Erste Beobachtungen gehen in diese Richtung und das konnte auch bei den anderen PUN-Strecken in der Schweiz beobachtet werden. Für eine Aussage zum Ausmass ist es jedoch noch zu früh.

Auch die Zahl der Unfälle sollte sich durch die PUN verringern. Wie werden potenzielle Sicherheitsrisiken minimiert?

Unfälle geschehen sehr häufig bei Stau oder stockendem Verkehr, da das Stop-and-Go eine viel höhere Aufmerksamkeit erfordert (was nicht heisst, dass man bei flüssigem Verkehr nicht auch aufmerksam sein muss). Dank der Pannenstreifen-Umnutzung kann sich der Verkehr, der die nächste Ausfahrt nehmen will, auf dem Pannenstreifen aufkolonnieren und die beiden Fahrspuren bleiben frei. So können gefährliche Situationen vermieden werden, bei denen auf der Normalspur Stau herrscht und der Verkehr auf der Überholspur mit 80 bis 120 km/h vorbeifährt.

Treten durch die Umnutzung neue Risikofaktoren auf? Beispielsweise bei der Ausfahrt?

Die Pannenstreifen-Umnutzung macht den Verkehr grundsätzlich sicherer. In den Anschlussbereichen kann jedoch – unabhängig von PUN – eine Unfallhäufigkeit festgestellt werden, da hier unterschiedliche Tempi gefahren werden, Spurwechsel stattfinden und sich der Autobahnverkehr mit dem Verkehr des untergeordneten Strassennetzes kreuzt. Durch PUN werden die oben erwähnten Situationen reduziert, da sich der Verkehr auf dem Pannenstreifen aufkolonnieren kann. Das heisst natürlich im Umkehrschluss, dass Verkehrsteilnehmende auch auf den Pannenstreifen fahren und nicht versuchen, auf der Normalspur zu überholen und dann kurz vor der Ausfahrt hereinzudrücken.

Wissen die Verkehrsteilnehmenden, wie sie den Pannenstreifen nutzen dürfen?

Wie üblich bei neuen Situationen braucht es eine gewisse Angewöhnungszeit. Es braucht in der Tat auch eine gewisse Überwindung, zum ersten Mal die Sicherheitslinie zu überfahren und auf den Pannenstreifen zu wechseln. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde PUN während zwei Wochen zu Fixzeiten betrieben. So konnten sich Verkehrsteilnehmende auch mal ausserhalb der Spitzenzeiten auf die Strecke begeben und den Pannenstreifen «ausprobieren». Die Erfahrungen zeigen, dass sich die Verkehrsteilnehmenden relativ rasch daran gewöhnen. Es gibt dann auch ein «Schwarmverhalten». Fährt niemand auf dem Pannenstreifen, braucht es Überwindung, die Spur zu wechseln. Sobald das erste Auto auf den Pannenstreifen fährt, folgen die anderen.

Zum Fahrverhalten eine konkrete Frage: Ist es so, dass die Autofahrer, welche auf dem Mittelstreifen fahren, beliebig auf den Pannenstreifen wechseln können?

Aufgrund der relativ kurzen Distanz zwischen den Anschlüssen ist der Pannenstreifen mit der nächsten Ausfahrt signalisiert. Die Idee ist also, dass man auf dem Pannenstreifen fährt, wenn man die nächste Ausfahrt nehmen will und auf den beiden anderen Spuren bleibt, wenn man weiter fährt. Da auf dem Pannenstreifen ein anderes Ziel angegeben ist, ist das Rechtsvorbeifahren gestattet. Das Rechtsüberholen ist aber weiterhin nicht erlaubt, das heisst, rechts vorbeifahren und dann wieder auf die mittlere bzw. linke Spur wechseln.

Wie wird der Erfolg der Pannenstreifen-Umnutzung in den kommenden Monaten evaluiert?

Das ASTRA wird die Auswirkungen der Pannenstreifen-Umnutzung auf den Verkehr mittels Monitoring untersuchen. Dabei wird der Verkehr auf der Autobahn analysiert, aber ebenso auch die umliegenden Strassen, insbesondere die Ausweichrouten. Die Verkehrssituation wurde bereits im früheren Zustand erfasst. So können mittels Vorher-Nachher-Vergleich die Auswirkungen gut untersucht und abgebildet werden. Das Monitoring wird im Spätherbst durchgeführt.

veröffentlicht: 27. August 2024 04:45
aktualisiert: 27. August 2024 14:57
Quelle: BärnToday

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