Bern

Winterreifen 2024: Weniger Andrang in Berner Garagen – neue Regeln in Deutschland und Frankreich

Winterpneus schon montiert?

Das musst du beim Reifenwechsel beachten

· Online seit 03.10.2024, 04:30 Uhr
Im Oktober wechseln viele Autobesitzerinnen und Autobesitzer auf Winterreifen. Bleibt der ganz grosse Ansturm auf Berner Garagen in diesem Herbst aus? Und wie entwickeln sich die Preise für Pneu? Wir haben beim Schweizer Auto Gewerbe Verband und Garagen aus der Region nachgefragt.
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Jeannine Blunier betreibt in Bern die Blunier Werner AG. In der Autowerkstatt ist sie insbesondere für administrative Arbeiten zuständig. Manchmal legt die Chefin aber auch selbst Hand: «Ganz, ganz selten wechsle ich Reifen», sagt sie zu BärnToday.

Obwohl die Faustregel besagt, dass die Sommerreifen von Ostern bis Oktober halten, gebe es aktuell noch keinen Ansturm auf ihre Garage. «Unsere Kunden kommen jeweils früh und wir haben schon etliche Winterreifen montiert, aber wir haben in dieser und nächster Woche noch Termine frei», sagt Blunier.

«30 Prozent unserer Kunden haben Reifen gewechselt»

Ähnlich klingt es in Oberburg bei der Garage Hofmann. Oliver Widmer denkt gar, dass der grosse Winterpneu-Ansturm in diesem Jahr wegfallen könnte: «Als es im September in den Bergen ersten Schnee gab, haben die ersten Leute, ihre Pneus bereits gewechselt.» Aktuell gebe es immer wieder Termine für den Reifenwechsel.

Genauso wünsche man es sich, die Kundinnen und Kunden kämen kontinuierlich. «Wir haben die Pneus von rund 30 Prozent unserer Kundschaft bereits ausgetauscht», so Widmer. Deshalb hofft er, dass es dieses Mal bei den ersten Schneeflocken im Flachland nicht zum Ansturm und entsprechenden Wartezeiten kommt.

7-Grad-Marke

Grundsätzlich gilt in der Autobranche, dass bei durchschnittlichen Temperaturen von maximal 7 Grad ein Wechsel auf die Winterpneu gemacht werden sollte. Markus Peter vom Auto Gewerbe Verband Schweiz, AGVS sagt: «Ein Winterreifen funktioniert ab sieben Grad abwärts sehr gut. Ein Sommerpneu ist aber nach wie vor kein Problem. Ein Wechsel empfiehlt sich, wenn es den ganzen Tag nicht über sieben Grad wird.»

In Städten sei es genauso wichtig, Winterreifen zu montieren, wie in den Bergen. Schneefall könne es bis ins Flachland immer wieder geben, so Peter. Natürlich sollte man in höheren Lagen schon früher auf die Winterreifen wechseln als im Flachland. Gerade wenn der erste Schnee fällt, komme es immer mal wieder zu Unfällen, weil noch nicht die richtigen Reifen montiert sind. Das könne Konsequenzen haben, sagt Peter: «Bei solchen Unfällen kann es sein, dass die Versicherungen genauer hinschauen, weil man nicht mit einem den Verhältnissen angepassten Fahrzeug unterwegs war.»

Reifenpreise haben sich stabilisiert

In den letzten Jahren gab es Schwankungen bei den Preisen für Reifen. Der Trend nach oben sei aber gestoppt, sagt Markus Peter vom Branchenverband. «In anderen Jahren hatten wir eine Knappheit von Rohrstoffen, beispielsweise wegen des Ukrainekonflikts. Ausserdem seien Reifenwerke im Osten zugegangen. Diese Situation hat sich allmählich stabilisiert. Im Moment sind die Reifenpreise tiefer als auch schon.»

Autoreifen stammen übrigens ausschliesslich aus dem Ausland: «Ein reiner Reifenhersteller in der Schweiz ist mir nicht bekannt. Es gibt Marken, die ein Schweizer Label haben, aber die Reifen werden trotzdem in Werken im Ausland hergestellt», so Peter.

100 bis zu 500 Franken pro Pneu

Die Preise variieren je nach Grösse. Da gibt es unterschiedliche Dimensionen. Bei einem Kleinwagen kann ein Pneu jeweils unter 100 Franken kosten. Bei einem Sportwagen mit 20-Zoll-Felgen kann ein Reifen gegen 500 Franken teuer sein. Ein Durchschnittspreis könne man deshalb kaum angeben, so Peter. Laut dem Branchenverband sei es aus Sicherheitsgründen besser, in eine Garage zu gehen und die Winterreifen nicht selbst zu wechseln. Dies sei auch bequemer: «Die Werkstätten lagern oft die Sommerreifen bei sich. Das ist sehr komfortabel», so Peter.

In der Schweiz hat sich bezüglich der Vorschriften zu Winterreifen nichts verändert. In den Nachbarländern Deutschland und Frankreich gelten allerdings ab Herbst 2024 neue Regeln, und zwar gelten sogenannte «Matsch+Schnee-Reifen» ohne Schneeflocken- oder Bergsymbol nicht mehr als Winterreifen. Das betrifft vor allem Personen, die auf Allwetterreifen- oder Ganzjahresreifen zählen und sich damit den Wechsel auf klassische Winterpneus sparen wollen.

Neue Reifen-Regeln in Deutschland und Frankreich

Wer mit solchen Pneus von der Schweiz aus nach Deutschland oder Frankreich reist, muss nun besonders aufpassen. Bei Schnee dürften solche Reifen grundsätzlich nicht mehr gefahren werden. Laut Markus Peter tragen die meisten verkauften Winterreifen das geforderte Symbol.

Wer mit Reifen ohne die erforderlichen Symbole nach Deutschland oder Frankreich reise, gehe das Risiko ein, dass die Gespräche mit der Versicherung bei einem Unfall etwas länger andauern könnten. Wer bei winterlichen Konditionen mit unzulässigen M+S-Reifen ohne Schneeflocken-Symbol unterwegs ist, muss laut neuen Regeln, die ab 1. Oktober gelten, in Deutschland ausserdem 60 Euro Busse zahlen. In Frankreich gelten die neuen Reifen-Vorschriften ab November 2024.

veröffentlicht: 3. Oktober 2024 04:30
aktualisiert: 3. Oktober 2024 04:30
Quelle: BärnToday

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