Quelle: TeleBärn / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Siegte Staudenmann pünktlich?
Was für ein Sieg von Fabian Staudenmann in Burgdorf! Beim Bernisch-Kantonalen Schwingfest legte er seinen grossen Widersacher aus der Ostschweiz, Samuel Giger, zwei Sekunden vor Ende des Schlussgangs auf den Rücken. In der Arena gab es kein Halten mehr. Aber schon kurze Zeit nach dem Triumph kursierten Gerüchte: Ging beim Staudenmann-Sieg alles mit rechten Dingen zu? «Die Zeit auf den TV-Bildern war abgelaufen», hiess es.
Tatsächlich war die Fernseh-Zeit beim Sieg von Staudenmann schon lange auf Null. Doch diese Zeit ist nicht massgebend. Als der Kampfrichter im Schlussgang die letzte Minute ansagte, waren auf der TV-Uhr nicht einmal mehr 30 Sekunden.
Der Grund: Bei der Uhr des Kampfrichters handelt es sich um eine einfache Stoppuhr, die nicht immer mit der TV-Zeit übereinstimmt. Als sich Staudenmann für kurze Zeit die Schuhe binden musste, stoppte der Kampfrichter seine Uhr und liess sie erst beim nächsten Zusammengreifen wieder laufen. Staudenmann bezwang Giger zwar sehr knapp, aber gerade noch rechtzeitig vor Ende des Gangs.
Das sagt TV-Experte René Wittwer zum Bernisch-Kantonalen Schwingfest:
Tausend Tränen beim Wenger-Abschied
Wenn sogar gestandene SVP-Grossräte (Namen der Redaktion bekannt) in Tränen ausbrechen und sich trotz 30 Grad kollektive Hühnerhaut bildet, dann hat ein ganz Grosser den Sägemehl-Ring verlassen: Der Abschied von Kilian Wenger war zweifelsohne eines der Highlights beim Bernisch-Kantonalen Schwingfest am Sonntag in Burgdorf. Als dem Schwingerkönig von 2010 die Stimme während seiner Abschlussrede stockte und die ersten Tränen kullerten, brachen bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern ebenso die Dämme.
Wenger steht für den Aufschwung des Schwingens und galt als «der Musterathlet», der viele starke Schwinger der neuen Generation wie Fabian Staudenmann überhaupt erst in den Schwingkeller brachte. Der Diemtigaler ist mehr als nur Schwingerkönig, trotzdem ist der Sieg beim Eidgenössischen Schwingfest in Frauenfeld auch für ihn sein grösster Erfolg. Als er damals im 5. Gang sein grosses Vorbild Jörg Abderhalden bodigte, schrieb er nicht nur für sich, sondern für alle Schwingfans eine unvergessliche Geschichte, die kollektiv in Erinnerung bleiben wird. «Merci Kilu, Merci!»
Quelle: TeleBärn / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Bargeldloses Bezahlen bleibt umstritten
Hörte man sich rund um die Arena in Burgdorf etwas um, dann gab es viel Lob für die Organisation des «Triple-Schwingfestes». Fleissig diskutiert wurde aber der Umstand, dass man Getränke und Speisen nur mit Karte oder Twint bezahlen konnte. Bargeld wurde vom Festgelände verbannt. Einzig eine eigens geschaffene Bezahlkarte konnte man beziehen und mit Noten und Münzen aufladen. Was an Festivals bereits seit einigen Jahren gehandhabt wird, war für die Schwingszene praktisch ein Novum.
Auch die Organisatoren waren sich im Vorfeld nicht ganz einig, ob man an einem Schwingfest wirklich auf Bargeld verzichten kann. Silvio Rüfenacht, Schwingerkönig von 1992 und OK-Mitglied der Schwingfeste in Burgdorf, sagte bei TeleBärn: «Ich wäre für Bargeld gewesen, wurde aber überstimmt.» Auch Bundesrat Rösti äusserte sich zum Thema: «Es ist der Lauf der Zeit, dass Organisatoren elektronische Bezahlmöglichkeiten anbieten.» Der SVP-Mann betonte aber, dass er es wichtig findet, dass man nach wie vor mit Bargeld bezahlen kann.
Zu sagen ist auch, dass unter jüngeren Besucherinnen und Besuchern das bargeldlose Bezahlen kein Thema war. Für sie ist es mittlerweile selbstverständlich, nur mit Karte oder Twint unterwegs zu sein. Und: Beim Soft-Ice-Stand wurde Bargeld akzeptiert.
Happy End abseits der Kamera
Abseits des spektakulären Sieges von Fabian Staudenmann beim Bernisch-Kantonalen Schwingfest gab es einige Happy Ends, die ebenfalls im Nachgang des Festes rege besprochen wurden. Der Seeländer Philipp Roth, zweifacher Gewinner eines Eidgenössischen Kranzes, konnte sich endlich seinen ersten Teilverbandskranz sichern.
Derweil hat der 39-jährige Eidgenosse Thomas Sempach seinen Frieden mit dem Austragungsort Burgdorf geschlossen. Nachdem er anno 2005 beim Double-Schwingfest verletzungsbedingt absagen musste, zog er sich beim Eidgenössischen Schwingfest 2013 in Burgdorf während des Festes eine Verletzung zu und verpasste den Kranz. Beim Emmentalischen und Kantonalen 2024 gewann der Routinier nun seine Karrierekränze 123 und 124. Die ersten, auf denen «Burgdorf» draufsteht.
Noch etwas älter als Sempach ist der 40-jährige Hanspeter Luginbühl. Nach einer langen Verletzungspause feierte er in Burgdorf sein Comeback. Beim Emmentalischen reichte es sogleich wieder für einen Kranz. Und der Routinier hat noch nicht genug. Wie er zu TeleBärn sagte, will er nächste Saison weiterschwingen.
Den ersten Teilverbandskranz der Karriere durften am Sonntag unter anderem der Bernjurassier Alex Schär und der Berner Oberländer Florian Aellen feiern – für beide eine Erleichterung. Schär, der aktuell beste Bernjurassier, hatte im Juni ein verkorkstes Heimfest in Raimeux zu verkraften. Aellen hatte beim Emmentalischen in Burgdorf den Kranz um einen Viertel verpasst, obwohl er die beiden Eidgenossen Patrick Schenk und Christian Gerber stellen konnte. Am Sonntag wurden Schär und Aellen beim Bernisch-Kantonalen Schwingfest zum ersten mal mit einem Teilverbandskranz gekrönt.
Wer darf nach Appenzell?
Diskutiert wurde ebenso in Burgdorf, welche 32 Schwinger es in die Berner Delegation für das Eidgenössische Jubiläumsschwingfest in Appenzell schaffen. Am Dienstag verkündet der Bernisch-Kantonale Schwingverband offiziell seine Delegation. 23 Berner Eidgenossen wurden zu Beginn der Saison offiziell als aktive Schwinger aufgelistet. Allerdings stehen auf dieser Liste auch einige verletzte Schwinger, wie Michael Wiget, Remo Käser und Steve Duplan, der zurückgetretene Schwingerkönig Kilian Wenger oder Stefan Gäumann, der derzeit im Ausland ist und eine Auszeit vom Schwingen einlegt.
Offen ist ausserdem, ob Kilian von Weissenfluh und Michael Ledermann bereits wieder fit sein werden im September. Trotzdem dürften 14 Startplätze an arrivierte Berner Eidgenossen gehen. Dahinter hat es aber 18 verbleibende Plätze für die vielen jungen Berner Schwingtalente oder für Teilverbandskranzer, die bisher eine starke Saison gezeigt haben. Davon gibt es aber einige, die Verantwortlichen haben die Qual der Wahl.
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