Quelle: TeleBärn / Quinn Lauener / Livia Baeriswyl / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Im dicken Nebel in Kallnach treffen wir auf Ruth Lehmann. Vor dem Haus stehen bereits viele Kisten. Einige sind noch mit Zwiebeln gefüllt, in anderen sind bereits fertige Zöpfe drin, welche bereit sind für den Markt. Zusammen mit ihrem Mann Heinrich verkaufen sie ihre Zibelezöpfe seit zwölf Jahren auf dem Berner Zibelemärit.
Das gilt es beim Binden des Zibelezopfs zu beachten
Auch ich durfte mich an einem «Zibelezopf» versuchen. Das habe ich mir definitiv einfacher vorgestellt. «Das Wichtigste ist, dass man mit einer kleinen Zwiebel beginnt und dann immer eine grössere nimmt», sagt mir Ruth Lehmann. Wenn eine kleinere auf eine grössere folgt, verunstaltet das den Zopf. Alle Zwiebeln sollten möglichst nahe beieinander liegen.
Schon nur die Zwiebel schön in der Reihe zu platzieren, stellte mich vor eine grosse Herausforderung. Immer wieder verrutsche die Zwiebel. Hinzu kommt, dass das Ganze sehr eng angebunden werden muss. «Achte darauf, dass du den Faden immer eng am Bund hast», erklärt mir Lehmann. Einmal fiel mir eine Zwiebel heraus. Es war ein Ausprobieren, bis ich merkte, wo ich meine Finger am besten platziere.
Wohingegen Ruth Lehmann den Zopf innerhalb weniger Minuten fertig hatte, ging es bei mir doch etwas länger. Von der Form her kann mein Zopf mit diesem von ihr nicht mithalten. «Es ist eine Übungssache», sagt Lehmann. Sie sieht aber Potenzial in mir. «Noch ein paar Mal üben, dann kannst du es auch», meinte sie. Bereits jetzt spüre ich leichte Schmerzen in meinen Fingern.
Hinter viel Arbeit steckt viel Freude
Hinter den Zöpfen, welche am 25. November am Zibelemärit verkauft werden, steckt viel Arbeit. Die Zwiebeln werden von Bauern gepflanzt. Bis die Zwiebeln geerntet werden, haben Ruth und Heinrich Lehmann nicht viel damit zu tun. Das Ernten müssen sie dann selbst machen. Anschliessend werden die Zwiebeln bis zu vier Wochen getrocknet.
Heinrich Lehmann sortiert die Zwiebeln dann nach deren Grösse und Farbe. In der Regel gibt es vier Reihen an einem Zopf – zwei weisse und zwei rote. Diese liegen gegengleich nebeneinander. Am Schluss wird der Zopf mit Blumen oder auch getrockneten Chili Schoten dekoriert. Acht Wochen vor dem Zibelemärit werden die Zwiebeln dann geputzt und die Zöpfe gebunden.
Wie viele Zwiebeln verarbeitet werden, sei schwierig zu sagen. Ruth Lehmann geht von 2000 Kilo im Jahr aus. Wie viele Arbeitsstunden hinter dem ganzen Prozess steckt, könne man nicht ausrechnen. «Es ist aber viel Freude dahinter», sagt sie.
Jedes Jahr gibt es neue Herausforderungen. Es liegt in der Natur: In einem Jahr sind die Zwiebeln grösser und in einem anderen sind sie kleiner. Manchmal gibt es mehr weisse und manchmal mehr rote. «Man muss einfach aus dem, was man hat, etwas machen», sagt Ruth Lehmann.
Familie und Freunde helfen mit
Ruth Lehmann hat das Handwerk von ihrer Mutter gelernt, als sie elf Jahre alt war. Viele Freunde helfen Familie Lehmann bei der Herstellung der Zöpfe. «Am Nachmittag kommen um die zehn Leute vorbei», sagt Lehmann. Sogar ihre Mutter im Alter von 90 Jahren hilft jeweils noch mit. Die Kinder von Ruth und Heinrich Lehmann helfen lieber beim Putzen als beim Binden der Zwiebeln. Grund dafür seine die schmerzenden Finger. Beim Verkauf vor Ort sind sie gerne mit dabei.
«Ich geniesse das Zusammenkommen und den Austausch mit Menschen», erklärt Ruth Lehmann. Mit dem Geld, welches am Berner Zibelemärit in die Kasse kommt, geht das Ehepaar mit allen Helferinnen und Helfer auf eine Reise.
Für die Zukunft wünscht sich Ruth Lehmann, dass auch der Nachwuchs Freude am Handwerk findet und der Zibelemärit so erhalten bleibt.