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Zu wenig Pflegestellen – Berner Tierschutzorganisation Anihelp schlägt Alarm

Hunde und Katzen

Kaum Pflegestellen – Berner Tierschutzorganisation Anihelp schlägt Alarm

12.06.2024, 11:24 Uhr
· Online seit 12.06.2024, 11:23 Uhr
Die Tierschutzorganisation Anihelp aus Thun ist am Anschlag. Gründerin Cynthia Güntensperger schlägt nun Alarm. Die Zahl der Anfragen steige stetig, gleichzeitig sei es immer schwieriger, eine passende Pflegestelle für die Tiere zu finden – insbesondere bei sogenannten «Listenhunden».
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Cynthia Güntensperger aus Thun ist verzweifelt. Ihre Tierschutzorganisation Anihelp, die sie 2016 gegründet hat, wird seit Monaten mit Anfragen für hilfsbedürftige Katzen und Hunde überflutet. Gleichzeitig werde es immer schwieriger, passende Pflegestellen zu finden.

Bei Anihelp melden sich Personen, die ihr Haustier aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei sich haben wollen. Nun schlägt Güntensperger Alarm: «Der Verein kommt finanziell und ressourcentechnisch an seine Grenzen. Wir brauchen Unterstützung», sagt sie zu BärnToday.

Für diese Tiere sucht Anihelp dringend Pflegestellen: 

Immer mehr «Listenhunde»

«Seit Anfang Jahr häufen sich die Anfragen für Listenhunde frappant, letzte Woche sind mehrere Anfragen eingegangen», erklärt Güntensperger. Obwohl sich die Suche nach geeigneten Plätzen schwierig gestalte, wolle sie trotzdem nicht einfach Absagen erteilen. «Denn vielen Hunden droht sonst, dass sie eingeschläfert werden müssen.»

Die verzweifelten Halter seien meistens jüngere Personen, die mit den Tieren überfordert sind, weil sich ihre Lebenssituation verändere oder weil sie mit den meist jungen und äusserst aktiven Hunden überfordert seien. Teilweise seien die Vierbeiner vernachlässigt und unkastriert, da die Leute aus Kostengründen auf den Besuch beim Tierarzt verzichten.

Dringend Pflegestellen gesucht

Anihelp selbst betreibt keine Tierheime, sondern sucht Pflegestellen, welche die Tiere aufnehmen können. Der Verein ist auf Personen angewiesen, die sich den Tieren annehmen. Man übernehme dann die Kosten für notwendiges Zubehör, Futter und die Tierarztbesuche.

Während es bei Katzen vor allem Leute brauche, die einen Raum zur Verfügung stellen und das Tier entsprechend seinen Bedürfnissen unter Anleitung pflegen, ist die Platzierung von Listenhunden eine grosse Herausforderung, erklärt Cynthia Güntensperger. «Bei einem Listenhund braucht es Leute mit Erfahrung. Optimal haben sie sogar eine Ausbildung als Hundetrainer oder hatten selbst schon Listenhunde.»

Als sogenannte «Listenhunde» werden Rassen bezeichnet, die per Gesetz als gefährlich oder potenziell gefährlich gelten. Verschiedene Kantone kennen eine entsprechende Liste, die beispielsweise Staffordshire Terrier, Bullterrier, Dobermänner, Pit Bull Terrier und Mischlinge dieser Rassen auflisten. Der Kanton Bern führt keine solche Liste. «Tierheime nehmen sie nur ungern auf, da sie dort ewig sitzen bleiben und selten weitervermittelt werden können», sagt Güntensperger.

Wie soll es weiter gehen?

Der grosse Andrang bei Anihelp habe verschiedene Gründe. Einerseits hätten sich viele Leute während der Pandemie ein Haustier besorgt, dass sie plötzlich nicht mehr wollen. Andererseits sei es dem Verein zuletzt immer wieder gelungen, Lösungen für Tiere zu finden, weshalb man bei Leuten oder auch Tierärzten häufiger auf dem Radar erscheine. «Ich weiss noch nicht, wie es über den Sommer weitergehen soll», sagt Güntensperger.

Sie und ihre freiwilligen Mitarbeitenden seien ehrenamtlich bei Anihelp tätig. Auch sie persönlich komme an den Anschlag. «Ich habe selbst Tiere, arbeite hauptberuflich in einem anderen Job und bin täglich für den Verein tätig», erklärt Cynthia Güntensperger.

Was Anihelp nun dringend brauche, seien Leute, die sich vorstellen könnten, eine Pflegestelle für pflegebedürftige Tiere anzubieten. Ausserdem sei man froh um Spenden und weitere ehrenamtliche Mitarbeitende.

veröffentlicht: 12. Juni 2024 11:23
aktualisiert: 12. Juni 2024 11:24
Quelle: BärnToday

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