Die Gewerkschaft Unia hat am Mittwoch eine nicht repräsentative Umfrage veröffentlicht, in der sie auf schlechte Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe hinweist. Die Umfrage fand zwischen Februar und April 2023 online statt.
Insgesamt hätten sich rund 260 Frauen und Männer aus dem Gastgewerbe und der Hotellerie beteiligt. Die Umfrage ist statistisch nicht repräsentativ, soll aber zeigen, wo die grössten wahrgenommenen Probleme in der Branche lägen.
Die Resultate: Sexuelle Belästigung und Mobbing seien ein grosses Problem. Die Arbeitsplanung erfolge oft zu kurzfristig, Beschäftigte würden häufig ausserhalb der Arbeitszeiten vom Chef kontaktiert, Pausen und freie Tage teils gestrichen. Eine grosse Mehrheit der Befragten sei zudem mit ihrem Lohn nicht zufrieden. Und bezüglich Lohngleichheit mangle es an Transparenz.
Belästigung und Mobbing weit verbreitet
Die Ergebnisse der Umfrage bezüglich Mobbing und sexueller Belästigung sind dabei besonders erschreckend: 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf der Arbeit schon Opfer von Mobbing geworden sind. Und 27 Prozent haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt.
Doch warum herrschen gerade in der Gastronomie solche Zustände? Philippe Zimmermann von der Unia sagt auf Anfrage der Redaktion: «Es ist denkbar, dass der Alkohol und häufig nächtliche Arbeitszeiten dies begünstigen. So könnte es sein, dass die Beschäftigten so Belästigungen von Gästen ausgesetzt sind. Wir stellen aber fest, dass dies nicht nur durch Gäste ein Problem ist.»
Gastroverband winkt ab
Anders sieht dies der Gastroverband. Casimir Platzer von GastroSuisse anerkennt die Problematik zwar und sagt: «In Weiterbildungskursen sensibilisieren wir unsere Mitglieder auf dieses Problem. Mit dieser Thematik muss man als Gastrounternehmer umgehen können.»
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Platzer verweist jedoch auf andere Studien, denen zufolge die Gastrobranche von sexueller Belästigung nicht mehr betroffen sei wie andere Bereiche.
(Melissa Greiter/lol)