Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten versuchen seit dem frühen Montagmorgen die Zufahrtstrassen einer Erdölraffinierie in Cressier NE zu blockieren, wie das Newsportal «20 Minuten» berichtet. Dafür sollen sie ein Bambusgerüst aufgestellt haben und sich teilweise angekettet haben.
Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der globalen Kampagne «Debt For Climat» wollen mit Ihrer Aktion gegen Erdöl-Importe, die in Cressier verarbeitet werden, protestieren. Dieses Erdöl stamme aus kolonialer Ausbeutung. Die Schweiz müsse ihre Verantwortung dafür wahrnehmen.
Unsere Aktivist*innen blockieren einen Viertel der CH-Erdölprodukte in der Raffinerie Cressier und fordern, dass die Schweiz ihre historische Rolle in der Klimakrise anerkennt und die Schulden des Globalen Südens erlässt.#DebtforClimate #ReparationsNow pic.twitter.com/KjDpaSIFcD
— Debt for Climate Switzerland (@Debt4ClimateCH) October 10, 2022
Teilweise hätten sich Mitglieder der Gruppe aneinander gekettet, teilte die Polizei, die vor Ort ist, mit. Die knapp zehn Aktivistinnen und Aktivisten, die am frühen Montagmorgen die Erdöl-Raffinerie in Cressier NE blockiert haben, haben gegen 09.15 Uhr ihre Aktion beendet. Das teilte ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, der vor Ort ist.
Die Aktivist*innen wurden geräumt. Das Erdöl, welches in Cressier verarbeitet wird, kommt aus kolonialer Zerstörung und führt durch die Klimakrise weltweit zu schweren humanitären Krisen.
— Debt for Climate Switzerland (@Debt4ClimateCH) October 10, 2022
Wir kämpfen weiter für Klimagerechtigkeit!🔥#DebtforClimate #ReparationsNOW pic.twitter.com/pXEiygbnIS
Neu-koloniale Ausbeutung Nigerias werde weitergeführt
Laut Avenergy, dem Branchenverband der Schweizer Brenn- und Treibstoff-Importeure, stammt der grösste Teile des in der Schweizer raffinierten Erdöls auf dem Globalen Süden, schreiben die Aktivistinnen und Aktivisten. Fast 40 Prozent des in Cressier verarbeiteten Erdöls komme aus Nigeria.
Davon profitiere jedoch nicht die lokale Bevölkerung, sondern hauptsächlich der britisch-niederländische Ölkonzern Shell, die amerikanische Exxon Mobile, die französische Total Energies und die italienische Eni. Die neo-koloniale Ausbeutung Nigerias werde durch die westlichen Erdölkonzerne weitergeführt.
Wälder würden gerodet, Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt und damit die lokalen Ökosysteme zerstört. Die Bevölkerung werde ihrer Lebensgrundlage beraubt. Diese Ungerechtigkeit müsse ein Ende haben, fordern die Aktivisten.
Einzige Schweizer Anlage, die Erdöl zu Treibstoffen verarbeitet
Die Schweiz und die in der Schweiz ansässigen Unternehmen müssten ihre historische Rolle bei Umweltzerstörungen und Verletzungen der Menschenrechte im Globalen Süden anerkennen, aufarbeiten und korrigieren. Dazu gehöre, dass sich die Schweiz bei den Vereinten Nationen für eine verbindliche Erklärung über die Notwendigkeit von kolonialen und ökologischen Reparationen einsetze.
Die Raffinerie Cressier ist seit Schliessung der Raffinerie Collombey im Wallis die einzige Anlage in der Schweiz, die Erdöl zu Treibstoffen verarbeitet. Betreiberin ist die Varo Energy. Die Kapazität der Raffinerie liegt bei rund 68'000 Barrel pro Tag.
(sda/sib)