Schweiz

Mehrere Nachweise in Graubünden: Bär streift durch das Engadin

Mehrere Sichtungen

Es ist kein Teddy: Bär streift durch das Engadin

· Online seit 10.07.2024, 16:42 Uhr
Im Kanton Graubünden wurde in den vergangenen Wochen mehrere Bärennachweise entdeckt. Im Engadin tappte ein Bär in eine Fotofalle und in der Region wurden auch weitere Spuren gefunden. Gibt es nun also ein Raubtier mehr im Kanton?
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Im Kanton Graubünden trifft man Bären hauptsächlich im Arosa Bärenland an. Dort kann man die pelzigen Tiere aus sicherer Entfernung beobachten. Doch anscheinend fühlen sich Bären auch sonst im Kanton wohl. Auf der Website des Amts für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden gibt es seit Anfangs Mai elf Bärennachweise, berichtet die «Südostschweiz».

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Der letzte Eintrag ist vom 9. Juli. Bei Ramosch im Unterengadin wurden Spuren eines Bärs entdeckt. Seit dem ersten Fotofallennachweis aus dem Nationalpark anfangs Mai wurden vier Mal Bärenspuren dokumentiert, vier Mal tappte ein Tier in eine Fotofalle und einmal wurde ein Bär gar gesichtet.

Treiben sich also mehrere Bären im Engadin umher? «Nein», sagt Mara Schläpfer, Akademische Mitarbeiterin Grossraubtiere beim Amt für Jagd und Fischerei des Kantons Graubünden. «Wir vermuten, dass es sich dabei um ein einzelnes Tier handelt, welches aus dem Trentino hierherkam», erklärt Schläpfer. Es gäbe keine Hinweise darauf, dass sich mehrere Braunbären im Engadin befänden.

Um welches Tier es sich handelt, ist noch nicht klar. Es muss zuerst noch identifiziert werden. Dafür hat der Kanton eine Kotprobe zur DNS-Analyse ins Labor der Universität Lausanne geschickt. Die Resultate liegen allerdings noch nicht vor.

Wird der Bär nun wieder heimisch?

Ist dies also nun ein Vorbote, dass sich Bären im Engadin wieder ansiedeln? Auch hier verneint Schläpfer. Es sei keine Seltenheit, dass einzelne Bären durch das Gebiet streifen. Dabei handle es sich bisher ausschliesslich um junge Bärenmännchen, die auf der Suche nach einer Partnerin sind. Da es in der Schweiz aber keine Bärinnen gibt – und somit die grosse Liebe nicht gefunden werden kann – ziehen die vierbeinigen Junggesellen weiter.

Dass es sich beim pelzigen Gast um ein Weibchen handelt, bezweifelt Schläpfer: «Weibliche Bären sind sehr standorttreu. Das sie so einen weiten Weg zurücklegen, wäre sehr überraschend.»

Da die Bären also nur durch den Kanton streifen und sich hier nicht fortpflanzen, gilt der Bär in der Schweiz zurzeit immer noch als ausgerottet. Beim Kanton geht man auch nicht davon aus, dass sich dies bald ändern könnte.

Führen mehrere Raubtiere zum Problem?

Im Gebiet, in dem der Braunbär seine Spuren hinterliess, ist auch der Wolf präsent. Führt die Bärenpräsenz nun zu Problemen? Dazu sagt Schläpfer: «Zur Frage, inwiefern sich Wolf und Bär beeinflussen, gibt es für unsere Breitengrade kaum Daten. Das können wir noch nicht beantworten.»

Der Bär, welcher sich aktuell im Kanton Graubünden aufhält, falle zurzeit in die Kategorie «unauffälliger Bär». Bären gelten laut Schläpfer nicht per se als gefährlich, es gibt aber einige Verhaltensempfehlungen im Umgang mit Bären. Hierbei verweist Mara Schläpfer auf die Merkblätter des Kantons.

Ein Abschuss sei zurzeit kein Thema und auch rechtlich gesehen nicht möglich. Erst, wenn der Bär zum «Risikobär» wird, also wenn das Tier seine menschenscheu ablegt und jemanden angreift, verletzt oder tötet, kann ein Abschuss bewilligt werden. In den vergangenen 20 Jahren mussten in der Schweiz zwei Bären geschossen werden, weil sie zum Risiko wurden.

veröffentlicht: 10. Juli 2024 16:42
aktualisiert: 10. Juli 2024 16:42
Quelle: FM1Today

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