Es ist bereits mehr als zwei Jahre her, seitdem der damalige SCB-Verteidiger Eric Blum vom damaligen HCD-Stürmer Fabrice Herzog auf offenem Eis brutal gegen den Kopf gecheckt wurde und auf dem Eis liegen blieb. Die Diagnose: Gehirnerschütterung, Nasenbruch und eine Schulterverletzung. Die gesundheitlichen Folgen spürt Blum bis heute. Seit dem Vorfall konnte der Zürcher kein einziges Spiel mehr bestreiten, Ende letzter Saison ist sein Vertrag beim SC Bern ausgelaufen.
Fabrice Herzog, mittlerweile zweifacher Schweizer Meister und Nationalspieler, musste für das Foul nur wenige Konsequenzen tragen. Der 28-Jährige, der aktuell beim EV Zug spielt, kassierte lediglich acht Spielsperren und eine Busse von 11'150 Franken. Sowohl vor als auch nach dem Foul an Blum leistete sich Herzog immer wieder Checks gegen den Kopf – der Thurgauer ist Wiederholungstäter. Auf härtere Sanktionen wurde bis jetzt verzichtet.
Auf ebendieser Härte der Sanktionen liegt ein Fokus der Initiative der BFU und der SIHPU, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung heisst. «Obwohl Kopfverletzungen nach Körperkontakt häufig schwere und langwierige Folgen haben, sind die Sanktionen nach Ansicht der BFU und der SIHPU vergleichsweise mild.» Lange Sperren seien selten und das Strafmass werde insbesondere bei Wiederholungstätern nicht ausgeschöpft.
Biel unterstützt härtere Sanktionen
Das findet auch der EHC Biel, wie Kommunikationschefin Vanessa Lüthi auf Anfrage sagt: «Bei unfairen Checks und vor allem bei Checks, die auf den Kopf zielen, unterstützen wir härtere Sanktionen.» Der SC Bern begrüsst und unterstützt die Sensibilisierung zum Thema Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen, äussert sich zu härteren Sanktionen aber vorsichtig: «Ob eine Erhöhung der Sanktionen der richtige Weg ist, dazu können wir uns nicht isoliert äussern. Hierfür braucht es den Austausch unter allen Beteiligten und das Abwägen vieler Faktoren», sagt der Kommunikationsverantwortliche Reto Kirchhofer.
Ein weiteres Anliegen der Initianten sind belastungsreduzierende Banden in den Eishockey-Stadien. Mit neueren Bandensystemen, bei denen beispielsweise Kunststoff- statt Glasscheiben verwendet werden, kann das Verletzungsrisiko laut BFU-Studie um zehn Prozent reduziert werden. «In der Postfinance Arena besitzen wir diese Banden bereits, im kommenden Mai werden wir zudem das Glas auf Acryl wechseln», meint Kirchhofer. Und er ergänzt: «Belastungsreduzierende Banden sind wertvoll und sollten, wenn möglich eingesetzt werden.» In Biel werden die neuen Banden und Kunststoffscheiben auch schon eingesetzt, wie Lüthi angibt.
Gänzliche Verhinderung von Verletzungen unmöglich
Klar ist aber, dass auch härtere Sanktionen und neue Bandensysteme Kopfverletzungen nicht komplett verhindern können. «Eishockey ist und bleibt ein Kontaktsport und es werden auch zukünftig nicht alle Aktionen verhindert werden können», so Vanessa Lüthi vom EHCB. Darum sei es umso wichtiger, dass die technischen und reglementarischen Möglichkeiten zur Verminderung von Kopfverletzungen ausgeschöpft werden. Reto Kirchhofer vom SCB ergänzt: «Gerade solche Zwischenfälle wie beim Foul von Herzog an Blum zeigen, dass das Thema weiterhin auf die Agenda gehört.»
Die BFU und die SIHPU will mit der Initiative die Zahl der schweren Unfälle reduzieren. Dazu wurden nun Gespräche mit dem nationalen Verband, der Swiss Ice Hockey Federation, und der obersten Schweizer Liga, der National League, aufgenommen. Gleichzeitig sollen die Spielerinnen und Spieler für das Thema sensibilisiert werden.
Die SCL Tigers wollten zu diesem Thema auf Anfrage von BärnToday keine Stellung nehmen.
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