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SCL Tigers: Kleine Schritte, grosse Hoffnungen

Der Eismeister-Check

SCL Tigers: Kleine Schritte, grosse Hoffnungen

· Online seit 12.09.2024, 06:18 Uhr
Im Windschatten der Konkurrenz haben sich die SCL Tigers in den letzten zwei Jahren mit einer Politik der kleinen Schritte und klugen Transfers kontinuierlich gesteigert. Zinst diese Aufbauarbeit bald in der ersten Playoff-Qualifikation seit 2019?
Klaus Zaugg / watson
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Im Frühjahr 2022 stellen die SCL Tigers die Weichen für die Zukunft. Pascal Müller, in Langnau gross geworden, wird Sportchef. Und Thierry Paterlini setzt sich in der Endauswahl gegen Kevin Schläpfer durch und wird neuer Cheftrainer.

Es ist wieder einmal eine Neuausrichtung: Thierry Paterlini ist der siebte Trainer seit dem Wiederaufstieg von 2015. Und Pascal Müller der vierte Sportchef. Aber zum ersten Mal passen der Sportchef und der Trainer zusammen. Zum ersten Mal ist der Job in Langnau für den Sportchef und den Trainer nicht einfach ein Job. Beide begeben sich auf eine Mission. Wie Paolo Duca und Luca Cereda in Ambri.

Gute Adresse für Talente

Die Mannschaft ist inzwischen jedes Jahr besser und jünger geworden. Obwohl das Budget seit 2022 nur marginal um weniger als eine halbe Million aufgestockt worden ist. Pascal Müller und Thierry Paterlini haben es geschafft, dass der Klub endlich auch für auswärtige Talente als Möglichkeit zur Weiterbildung wahrgenommen wird. Nicht zuletzt auch wegen des nun eröffneten zweiten Eisfeldes und Leistungssport-Zentrums.

Eine Infrastruktur, um besser zu werden. Es geht also stetig voran an der Ilfis. Getreu der berndeutschen Redewendung: «Nume nid gsprängt, aber gäng ä chly hü!» Der nächste Schritt ist die erstmalige Playoff-Qualifikation seit 2019. Sie wird für Langnau wahrscheinlich nur über das Play-In zu schaffen sein. Letzte Saison fehlten lediglich drei Punkte. Das Glück ist so nah und doch so fern. Dieser letzte, entscheidende Schritt heraus aus dem Tabellenkeller ist der schwierigste.

Kaderübersicht mit Einzelnoten

Trainer: Note 10

Benotung 1 bis 10.

Sportchef Pascal Müller und sein Trainer Thierry Paterlini bilden ein Duo wie Pech und Schwefel, wie Paolo Duca und Luca Cereda in Ambri. Wenige Stunden nach einem krachenden 0:7 in Bern hat Pascal Müller am 22. September 2023 die vorzeitige Verlängerung mit seinem Trainer bis 2025 bekannt gegeben. Mehr Vertrauensbeweis geht nicht.

Thierry Paterlini hat diesen Vertrauensbeweis gerechtfertigt. Unter ihm werden die jungen Spieler besser und die Routiniers auch. Mit einem ruhigen Selbstvertrauen und einer besonnenen Art hat er das traditionell trainerkritische Umfeld überzeugt und die Spieler für sich gewonnen. Er hat aus den spielerischen Möglichkeiten bisher ein Maximum herausgeholt. Aber jetzt wird es nach den Rängen 13 und 11 Zeit für einen weiteren Schritt nach oben.

Torhüter: Note 8,5

Auf Luca Boltshauser und Stéphane Charlin wartet viel Arbeit. Kein anderes Team hat letzte Saison mehr Schüsse aufs Tor zugelassen (1816, zum Vergleich: Bei Servette waren es 422 weniger). Die vorzüglichen Statistiken (beide mit einer Abwehrquote von fast 92 Prozent) sind auch damit zu erklären: viele Pucks, viel Ehr.

Stéphane Charlin ist der Aufsteiger der letzten Saison und steht vor einer anspruchsvollen Saison der Bewährung, die ihn nicht aus der Ruhe bringen wird. Langnau kann es sich heute nicht leisten, eine Ausländerlizenz für einen Torhüter zu blockieren und Pascal Müller hat das Glück des Tüchtigen: Er ging ein grosses Risiko ein, als er im Sommer 2023 auf das Duo Charlin/Boltshauser setzte.

Abwehr: Note 7,5

Die Mischung stimmt: Zwei ausländische Verteidiger mit unterschiedlichem Profil, die auch in jedem anderen Team ihren Platz hätten: Juuso Riikola für die Defensive, Vili Saarijärvi für die Offensive. Die etwas schmalbrüstige Defensive bekommt mit Phil Baltisberger (aus Zürich), Claude-Cordin Paschoud (von Bern) etwas mehr Wasserverdrängung und die robusten Talente Bastian Guggenheim und Brian Zanetti werden unter dem für die Defensive zuständigen Assistenten Steve Hirschi (er ist in Lugano einst wohlhabend und eine Verteidigerlegende geworden und inzwischen heim nach Langnau gekommen) weitere Fortschritte machen.

Gelingt es, das schwächste Boxplay der Liga zu verbessern, dann müsste es möglich sein, die Anzahl Gegentore erstmals seit 2019 wieder unter 140 Tore zu drücken. Die Fortschritte der drei letzten Jahre – von 205, 167 und 159 in der letzten Saison – dokumentieren den Aufwärtstrend.

Sturm: Note 7

Nur 123 Treffer erzielte Langnau letzte Saison, nur Ajoie (111) und Kloten (108) waren offensiv noch schwächer. Diese fehlende offensive Feuerkraft hat die Play-In-Teilnahme gekostet. Die Erklärung ist einfach: Die ausländischen Stürmer erzielten 19 Tore weniger als 2022/23, beim Captain Harri Pesonen ging die Produktion um 9 Treffer zurück.

Bei allen drei finnischen Stürmern führten temporäre gesundheitliche Probleme zur vorübergehenden Formschwäche und für die neue Saison kann eine Rückkehr zur Normalform erwartet werden. Mit den Zuzügen von Dario Allenspach (von Zug), Joshua Fahrni (von Bern) und der Schweizer Lizenz für Jiri Felcman müsste die Abhängigkeit von den ausländischen Stürmern eigentlich kleiner sein.

Management: Note 10

Peter Jakob wird als wirkungsmächtigster Präsident in die Klubgeschichte eingehen. Er hat zusammen mit SP-Gemeindepräsident Bernhard Antener die Sanierung der Arena und des Klubs orchestriert, das Chaos und die Schuldenwirtschaft aufgeräumt, die ihm sein Vorgänger Hans Grunder 2009 hinterlassen hatte. Heute sind die SCL Tigers schuldenfrei, schreiben schwarze Zahlen und inzwischen ist die Infrastruktur mit der Eröffnung des privat finanzierten zweiten Eisfeldes und Trainingszentrums «Campus» eine der besten der Liga.

Das Publikum honoriert die gute Arbeit und letzte Saison war die Stadionauslastung erstmals seit der Pandemie höher als 90 Prozent. Bei den guten Voraussetzungen sind die dritten NL-Playoffs der Geschichte nach 2011 und 2019 und der erste Gewinn einer Playoffserie ein realistisches Ziel.

(Klaus Zaugg/watson.ch)

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veröffentlicht: 12. September 2024 06:18
aktualisiert: 12. September 2024 06:18
Quelle: watson

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