Der Boss der sizilianischen Cosa Nostra war nach drei Jahrzehnten auf der Flucht erst Mitte Januar verhaftet worden. Damals wollte er sich in Siziliens Hauptstadt Palermo wegen seiner Darmkrebs-Erkrankung unter falschem Namen in einer Privatklinik behandeln lassen.
Der Gesundheitszustand des Verbrechers hatte sich in den vergangenen Tagen drastisch verschlechtert. Am Freitagabend gaben die behandelnden Ärzte bekannt, dass Messina Denaro in ein irreversibles Koma gefallen sei, aus dem er nicht mehr aufwachen werde. Auf seinen eigenen Wunsch seien lebenserhaltende Massnahmen eingestellt worden.
Wer war Messina Denaro?
Als Mitglied der Cosa Nostra soll der am 26. April 1962 in der Kleinstadt Castelvetrano im Westen von Sizilien geborene Messina Denaro Dutzende Morde begangen oder organisiert haben. Es sind abscheuliche Taten darunter: Messina Denaro soll etwa die Bombenanschläge auf Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im Jahr 1992 organisiert haben, bei denen die zwei Mafia-Jäger sowie mehrere Begleiter starben.
Auch die Entführung des kleinen Giuseppe Di Matteo soll er mitgeplant haben: Der Junge war von November 1993 an von der Cosa Nostra mehr als zwei Jahre an unterschiedlichen Orten und unter unmenschlichen Umständen festgehalten worden. Die Mafia wollte erzwingen, dass sein Vater nicht vor Gericht aussagt. Nach 779 Tagen erdrosselten die Mafiosi den Jungen kurz vor dessen 15. Geburtstag und lösten seinen Leichnam in Säure auf. Italien war geschockt von so viel Brutalität.
Der letzte noch flüchtige Top-Mafioso
Zu jener Zeit begann Messina Denaro damit, zum Boss der Cosa Nostra aufzusteigen. Er galt als Vertrauter und dann Nachfolger der ehemaligen Cosa-Nostra-Paten Salvatore «Totò» Riina und Bernardo Provenzano. Den brutalen und skrupellosen Riina nannte man den Boss der Bosse in Sizilien. Er wurde am 15. Januar 1993 verhaftet, fast genau 30 Jahre vor Messina Denaro. Riina und Provenzano starben 2017 beziehungsweise 2016 im Gefängnis. Messina Denaro galt als letzter noch flüchtiger Top-Mafioso aus jener Zeit.
Seine Verhaftung am 16. Januar war in Italien mit grosser Freude und Genugtuung aufgenommen worden. Seit seiner Verhaftung musste sich Messina Denaro zwei Operationen unterziehen, der letzten im August. Ausserdem bekam er eine Chemotherapie. Die Familie konnte nach italienischen Medienberichten in den vergangenen Tagen von ihm Abschied nehmen.
(sda/nib)
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