Eggiwil will nicht auf die Barrikaden stehen
Eine klassische Postfiliale, die nicht mehr weitergeführt wird, ist jene in der Emmentaler Gemeinde Eggiwil. Eine Überraschung ist das nicht, wie Gemeindeschreiber Stefan Ruch zu BärnToday sagt: «Die Post hat uns bereits im September mitgeteilt, dass die Geschäftszahlen rückläufig sind», sagt der Gemeindeschreiber. Spätestens seit diesem Zeitpunkt habe man im Eggiwil geahnt, dass es bezüglich der Post Veränderungen geben wird. Bereits 2018 war eine mögliche Schliessung ein Thema, doch damals wurde die Post in Eggiwil verschont. Jetzt sieht es anders aus.
Die anstehende Umwandlung der klassischen Postfiliale sei zwar nicht erfreulich für die Gemeinde, doch: «Der Gemeinderat will nicht auf die Barrikaden gehen», so Ruch. Es sei wichtig, dass nicht alles aus dem Dorf verschwinde. Eine Agenturlösung wäre für die Gemeinde denkbar. «Für die komplexeren Postangelegenheiten müssen wir halt nach Langnau gehen.» Welcher Partner die Post für eine Agentur in Eggiwil berücksichtigen wird, ist noch nicht klar. «Es gibt sicher verschiedene Möglichkeiten», so Ruch.
Täuffelen versuchte, die Schliessung zu verhindern
Der Gemeinderat Täuffelen-Gerolfingen im Seeland wurde bereits Ende August über die Schliessung der Poststelle informiert. Trotz intensiver Einflussversuchen direkt beim Verwaltungsrat der Post sei der Entscheid nicht verhandelbar. Da die Post ein eigenständiges Unternehmen ist, hat die Gemeinde selbst wenig Einfluss auf diesen Entscheid. Das teilt die Gemeinde in einer Pressemitteilung am Dienstagnachmittag mit.
Der Gemeinderat hat der Post mögliche Optionen als Partner vorgeschlagen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Post noch mit keinem Partner einen Vertrag abgeschlossen, führt aber Gespräche. Es wird eine Lösung angestrebt, wie sie die Gemeinde Walperswil betreibt (Postfiliale ist im Volg integriert).
Brienz sah Umwandlung kommen
Im Berner Oberland verschwindet unter anderem die klassische Postfiliale in Brienz. Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn ist nicht überrascht: «Bereits vor fünf Jahren hiess es, dass die Kundenzahl sinkend ist.» Schockiert sei man in Brienz nicht. Es werde eine Lösung geben, wo die Öffnungszeiten wohl nicht schlechter seien als bei der jetzigen Post.
Ausserdem werde die Abwicklung von Paketen in Brienz weiterhin im jetzigen Gebäude passieren. Wie die Lösung in Brienz konkret aussieht, müsse die Post kommunizieren. Zumbrunn weiss aber: «Es gab bereits Gespräche mit mehreren Partnern, um eine Alternative zur Post aufzubauen.» Seine Generation sei die letzte Generation, die noch Postkarten verschicke, meint der Brienzer Gemeinderatspräsident weiter.
Kehrsatz bedauert Abbau
Auch in Kehrsatz ist man von der Ankündigung, dass der neue Post-Abbau nun auch ihre Gemeinde trifft, nicht überrascht. «Bis jetzt hatten wir eigentlich Glück, anderen Gemeinden mussten ihre Postfilialen schon früher schliessen», sagt Katharina Annen, Gemeindepräsidentin von Kehrsatz. «Wir bedauern es aber sehr».
Vor einigen Wochen sei man schliesslich von der Post über den Abbau informiert worden. Dagegen vorgehen will man in «Chäsitz» nicht. «Für die Post ist klar: Diese Filiale geht zu», weiss die Gemeindepräsidentin. Nun gehe es darum, das bestmögliche für die Bevölkerung herauszuholen. «Nicht nur das beste für Kehrsatzerinnen und Kehrsatzer, sondern auch für die KMU und Detailhändler. Das ist jetzt unsere Aufgabe», sagt Annen. Die Post steht jetzt in Kontakt mit ansässigen Läden, um einen passenden Partner zu suchen.
Wattenwil: Service public wird abgebaut
Bereits seit mehreren Monaten hat die Bevölkerung in Wattenwil keinen Postomaten mehr – dieser wurde im Juli durch Kriminelle gesprengt. «Der Automat wurde nie geflickt und das Loch einfach zugemauert», sagt Manuel Liechti, Gemeindepräsident von Wattenwil, zu BärnToday. So sei die Bevölkerung schon davon ausgegangen, dass es der Post an den Kragen geht. Schwierig war für den Gemeindepräsidenten die Zeit, als die Post die Gemeinde zwar informiert hatte, aber man noch keine Auskunft darüber geben durfte. «Jetzt können wir endlich reinen Wein einschenken.»
Zuerst wollte man mit der Post noch argumentieren, wie der Gemeindepräsident schildert, man sei schliesslich eine Zentrumsgemeinde und die nächste Filiale in Riggisberg etwas weiter entfernt. Doch es gibt keine Erfolgsaussicht. «Uns sind die Hände gebunden. Wir haben rechtlich keinen Anspruch auf eine Filiale», so Manuel Liechti.
Nun setzt man in Wattenwil auf eine Filiale mit Partner. Das sei unter den Alternativen sicher die beste Lösung, sagt der Gemeindepräsident. «Es ist ein Abbau des Service public, aber mit einer Filiale mit Partner kann das gut abgefangen werden.» Für die Generationen, die die Postdienste in Anspruch nehmen, werde aber auch eine Filiale mit Partnern nicht das Gleiche sein.
Madiswil fordert gleichen Service
In Madiswil im Oberaargau ist die Enttäuschung über die Schliessung der Post da. Gemeindepräsident Ueli Werren sagt zu BärnToday: «Betriebswirtschaftlich ist der Entscheid nachvollziehbar. Die Digitalisierung schreitet voran, Pakete werden nach Hause geliefert.» Trotzdem findet er es schade, dass im ländlichen Raum immer mehr öffentliche Angebote verschwinden.
«Wir erwarten von der Post, dass man jetzt ein ähnliches Angebot schafft, mit einem gleichen Service wie bisher», so Werren. Das sei für die ältere Generation nach wie vor wichtig.
Kopfschütteln in Roggwil
In Roggwil hat man nur bedingt Verständnis für die Schliessung der Postfiliale. «Aus meiner Sicht wurde die Post bei uns gut besucht. Es kamen auch Leute von den anliegenden Gemeinden zu uns, von Wynau, aus dem aargauischen Murgenthal oder dem luzernischen Pfaffnau.» Bei der Bevölkerung in Roggwil löse die Aufhebung der klassischen Postfiliale bei vielen Leuten Kopfschütteln aus, so der Gemeindepräsident.
Die nächste Postfiliale im Oberaargau liege nach der Schliessung in Roggwil dann in Langenthal. Der Gemeinderat von Roggwil sei im Vorfeld von der Post informiert worden. Deshalb sei es keine Überraschung gewesen. Am 25. November werde der Gemeinderat mit den Verantwortlichen der Post zusammensitzen und schauen, was für Alternativen vorgeschlagen werden.