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Kanton Bern

Spatenstich für Grossanlage im Bündnerland: So steht es um die Berner Solaroffensive

Diverse Projekte gescheitert

Noch sieben alpine Solarprojekte sind im Kanton Bern im Rennen

22.08.2024, 07:21 Uhr
· Online seit 22.08.2024, 04:45 Uhr
Mindestens drei bis sechs grosse Solarparks im alpinen Raum sollen im Kanton Bern bis 2025 am Netz sein. Ein realistisches Ziel? Von einst zwölf angedachten alpinen Solarprojekten im Kanton Bern sind noch sieben im Rennen. Eine Übersicht.
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Was sind Solarkraftwerke?

Im Ausland sind Solarparks teilweise schon verbreitet. Nun sollen auch hierzulande erste Solarparks entstehen, die besonders die Produktion von Winterstrom ankurbeln sollen. Es handelt sich um grosse Flächen, die mit Photovoltaik-Anlagen besetzt werden. Bisher sind solche Solarzellen vor allem auf Dächern und anderen bestehenden Infrastrukturen installiert.

Im Kanton Graubünden wurde Mitte August der Spatenstich für eine erste solche Solaranlage im alpinen Raum gemacht. Gebaut wird eine rund 85 Millionen Franken teure Anlage im Bündner Oberland von der Energie Alpina, dem öffentlichen Energieversorger der Gemeinde Tujetsch.

Weshalb drängt die Zeit?

Bis Ende 2025 müssen Solarparks im alpinen Raum zumindest teilweise ans Netz angeschlossen sein, sonst erhalten sie keine Subventionen vom Bund. Ohne den Zustupf aus der Bundeskasse wären viele Projekte nicht rentabel.

Der Kanton Bern hat entsprechend reagiert und die Verfahren zur Bewilligung der Projekte beschleunigt. Noch im Februar gab sich der zuständige Regierungsrat Christoph Ammann in Interviews zuversichtlich: Bis 2025 sollen drei bis sechs alpine Solarparks am Netz sein. Ob dieses Ziel erreicht wird, entscheidet sich schon in den kommenden Monaten. Diverse Projekte sind schon gescheitert, noch sieben sind im Rennen.

Wie viele Projekte sind im Kanton Bern im Moment geplant?

Im Dezember 2023 war noch von zwölf Solarparks im Kanton Bern die Rede. Diese Anzahl hat sich im Verlauf der vergangenen Monate reduziert. Verschiedene Projekte sind aufgrund von negativen Entscheiden an Gemeindeversammlungen gescheitert. Im August hatte die kantonale Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern Kenntnis von sieben laufenden Projekten. Sechs davon sollen im Berner Oberland und eine Anlage im Berner Jura realisiert werden.

Welche Projekte sind am weitesten?

Gute Chancen hat das Projekt der BKW im Berner Jura auf dem Mont Soleil. Nach dem Stadtrat hat vergangenen Juni auch die Bevölkerung der Standortgemeinde St. Imier zugestimmt. Ausserdem stehen Umweltverbände hinter einer Erweiterung des Projekts. Beispielsweise spricht sich die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz offen für das Projekt aus, da es in bestehende Infrastrukturen eingebettet würde. Einsprachen von grösseren Verbänden dürfte es gegen das öffentlich publizierte Baugesuch nicht geben. Einzig Privatpersonen könnten das Projekt noch etwas verzögern.

Ebenfalls auf gutem Weg ist das Projekt im Skigebiet Adelboden-Lenk. Es soll rund um den Sessellift Bühlberg am Hahnenmoosbärgli entstehen und wurde von der Gemeindeversammlung Lenk bereits gutgeheissen. Wie der Geschäftsführer der Bergbahnen Adelboden-Lenk, Nicolas Vauclair, bestätigt, wurde das Baugesuch bereits eingereicht. Es sollte im August öffentlich publiziert werden. Die Stiftung Landschaftsschutz, welche etliche alpine Solarprojekte kritisch beurteilt, werde das Gesuch anschauen und bewerten, bestätigt Geschäftsführer Raimund Rodewald auf Anfrage. Zumindest der Standort am Hahnenmoosbärgli ist für ihn kein «No-Go», da die Solaranlage rund um bestehende Bergbahn-Anlagen entstehen würde.

Auf der anderen Talseite des Bühlbergs in Adelboden wurde das Projekt Schwandfäl auf der Tschentenalp ebenso von der Gemeindeversammlung genehmigt. Wie bereits im Frühling heisst es bei der BKW auf Anfrage, dass nach wie vor Verhandlungen mit den Grundeigentümern laufen. Ein Baugesuch wurde noch nicht eingereicht.

Bei welchen Projekten könnte es kompliziert werden?

Die geplante alpine Solaranlage auf der Alp Morgeten im Simmental sorgte für Aufsehen, weil es als erstes Projekt überhaupt in der Schweiz eine gültige Bewilligung vom Regierungsstatthalteramt erhalten hat. Allerdings haben Umweltverbände mittlerweile eine Beschwerde beim bernischen Verwaltungsgericht eingereicht. Die Beurteilung des Gerichts könnte auch für weitere Solarparks wegweisend sein.

Grundsätzlich kritisch beurteilt Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung für Landschaftsschutz, die zwei Projekte der BKW in Schattenhalb, Tschingel Ost und West sowie das Projekt der Jungfraubahnen auf der Alp Hintisberg. Das Projekt in Tschingel West wird am 2. September von der Gemeinde Schattenhalb beurteilt.

Für das Projekt Schattenhalb Tschingel Ost liegt bereits die Zustimmung der Landeigentümer und der Gemeinde vor. Ebenso für die Solaranlage der Jungfraubahnen. Entsprechende Baugesuche für Tschingel Ost und die Alp Hintisberg wurden laut dem Kanton Bern bereits eingereicht. Zumindest jenes der Jungfraubahnen dürfte bereits im September öffentlich aufgelegt werden.

Ohne das konkrete Projekt auf der Alp Hintisberg zu kennen, kündigt Rodewald an, dass die Stiftung Landschaftsschutz wohl nicht einverstanden sein wird mit dem Vorhaben. Im Gebiet sei erst kürzlich nachgewiesen worden, dass die Alp ein Hotspot für Tagfalter sei. Deshalb sei eine Solaranlage dort nicht angemessen, so die Beurteilung von Rodewald.

Welche Projekte sind definitiv vom Tisch?

Definitiv gescheitert sind diverse Projekte im Berner Oberland. Gleich zweimal eine Abfuhr erhielt das Projekt SolSarine im Saanenland. Im Dezember 2023 hatte die Gemeindeversammlung Saanen ein erstes Projekt abgelehnt. Eine zum ersten Vorschlag redimensionierte Solaranlage im Gebiet Schneit/Hornberg und Parwenge hatte ebenfalls keine Chance.

Eine Abfuhr erhielten die Solar-Projekte der BKW in Grindelwald. Sie sind Anfang April von der Bergschaft Grindel abgelehnt worden. Die BKW schreibt auf Anfrage, dass die Projekte Oberjoch und Gemschberg vom Tisch sind: «Die Ablehnung der geplanten Solaranlagen bedeutet, dass die Projektarbeiten abgebrochen und die genannten Projekte in Grindelwald nicht mehr weiterverfolgt werden.»

In Hasliberg wurde ein Solarpark im Gebiet Käserstatt von der Gemeindeversammlung abgelehnt und am Volkswillen gescheitert, ist eine hochalpine Solaranlage auf dem Schiltgrat nahe Mürren.

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veröffentlicht: 22. August 2024 04:45
aktualisiert: 22. August 2024 07:21
Quelle: BärnToday

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