Bern
Kanton Bern

«Wir wurden nicht gezwungen» – Spital STS AG zur Weiterführung des Spitals Zweisimmen

Gesundheitsknatsch im Simmental

«Wir wurden nicht gezwungen» – Spital STS AG zur Weiterführung des Spitals Zweisimmen

18.07.2024, 07:30 Uhr
· Online seit 17.07.2024, 10:58 Uhr
Das Spital Zweisimmen wird nun doch als Akutspital von der Spital Simmental-Thun-Saanenland (STS) AG weiterbetrieben. Das hat der STS-Verwaltungsrat beschlossen, wie das Unternehmen und der Kanton Bern am Mittwoch mitteilen. Im Video äussert sich der Verwaltungsrat der STS AG zu den Gründen, dieses Entscheides.
Anzeige

Um was geht es beim Gesundheitsknatsch im Simmental?

Wo sollen die Leute aus dem Simmental und Saanenland zum Arzt? Und wer zahlt für die Gesundheitsversorgung im südwestlichen Zipfel des Kantons? Das sind die zwei Kernfragen, die seit Jahren die zuständigen Behörden und Anbieter beschäftigen und für Streit sorgen.

Im Zentrum steht das Spital Zweisimmen, welches seit Jahren von der Spital STS AG betrieben wird. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und der Betrieb nicht rentabel. Deshalb war eine Schliessung lange Zeit ein Thema.

Verschiedene Alternativen wurden erarbeitet und scheiterten, darunter das Projekt Gesundheitsnetz Simme-Saane (GSS). Dieses erlitt an der Urne hauchdünn Schiffbruch, weil mit Lauenen eine einzige der betroffenen Gemeinden nicht mitmachen wollte. 

Weshalb wurde das Spital nicht an eine andere Firma übergeben?

Im Frühling 2024 gab der Kanton Bern überraschend bekannt, er setze künftig auf die private Medaxo AG. Die Übernahme kam aber nicht zustande. Die STS AG teilte im Juni mit, dass sie das Spital nicht an die Medaxo übergeben will. Auslöser dafür war ein Bericht der kantonalen Finanzkontrolle, die unabhängig von der Regierung handelt.

Gemäss dem Schreiben der Finanzkontrolle an die STS AG sei die gesetzliche Grundlage für die Übertragung des Spitals nicht vorhanden und die Finanzkompetenzen des Kantonsparlaments würden umgangen, schrieb die Thuner Spitalgruppe damals in einer Mitteilung. Der Regierungsrat rund um Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg betonte öffentlich, dass man das völlig anders beurteile als die Finanzkontrolle. Nun ist die Kantonsregierung aber zurückgekrebst.

Wie soll es nun mit der Gesundheitsversorgung im Simmental und Saanenland weitergehen?

Das Spital Zweisimmen wird als Akutspital der Spital Simmental-Thun-Saanenland (STS) AG weiterbetrieben werden. Dies hat der neue Verwaltungsrat der STS AG beschlossen. Bis Sommer 2025 wird zudem ein definitives Betriebskonzept für den Standort Zweisimmen erarbeitet, das die Gesundheitsversorgung in der Region Simmental/Saanenland langfristig sichern soll. Folgende Punkte sollen dabei im Fokus stehen:

  • 24h-Notfall/Notfall-Triage, 365 Tage im Jahr
  • 24h-Betrieb mit noch zu bestimmender Anzahl Betten
  • Sicherstellung einer bedarfsgerechten Operationstätigkeit
  • Aufbau und Betrieb eines integrierten Versorgungsnetzwerkes unter Einbezug aller regionaler Leistungserbringer
  • Erarbeitung eines einfachen Bau-/Sanierungskonzepts der Immobilie zusammen mit der Alterswohnen STS AG, um Synergien zu nutzen

Wer zahlt für die Gesundheitsversorgung im Simmental und Saanenland?

Der Kanton wird im Rahmen eines Leistungsvertrags einen jährlichen Beitrag für sogenannte «Gesundheitsnetzwerke oder Grundversorgung» ausrichten. Wie hoch der Kantonsbeitrag ist, steht in der Mitteilung des Kantons nicht.

Ein rentabler Betrieb des Spitals ist nicht realistisch. In der Mitteilung von Kanton und STS steht: «Dem Spitalunternehmen ist bewusst, dass sich die Fortführung des Betriebs in Eigenregie weiterhin negativ auf das operative Betriebsergebnis und somit auf das Eigenkapital der Spital STS AG auswirken wird.»

(sda/mfu)

veröffentlicht: 17. Juli 2024 10:58
aktualisiert: 18. Juli 2024 07:30
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch