Bern

Oberdiessbach, Steffisburg, Wichtrach, Mooseedorf: Vandalismus bei Berner Schulhäusern nimmt zu

Seit 2017

Vandalismus bei Berner Schulhäusern nimmt seit Jahren zu

· Online seit 29.08.2024, 04:30 Uhr
Sprayereien, demolierte WC-Anlagen oder kaputte Tische. Diverse Berner Gemeinden informierten in diesem Jahr über Vandalismus und Sachbeschädigungen bei oder an ihren Schulhäusern. Wie die Kantonspolizei Bern bestätigt, nehmen Straftaten rund um Schulhäuser bereits seit 2017 zu.
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In diesem Jahr schlugen bereits mehrere Berner Gemeinden wegen zunehmendem Vandalismus bei ihren Schulhäusern Alarm: Wichtrach meldete im Frühling, dass Kindern die Velobremsen demoliert wurden. Steffisburg kündigte im Sommer zusätzliche Patrouillen an, um auf eine Zunahme von Sprayereien zu reagieren. Die Gemeinde Moosseedorf erliess gar eine Ausgangssperre für Jugendliche ab 22 Uhr, die sie unter anderem mit zunehmendem Vandalismus an der Schulanlage Staffel begründete.

In Oberdiessbach meldete die Gemeinde jüngst Vandalenakte beim Primar- und dem Sekundarschulareal. Es wurden Holztische zerstört oder über den Pausenkiosk uriniert. In Oberdiessbach stelle man seit Sommer 2023 eine Zunahme von Sachbeschädigungen bei den Schulhäusern fest, heisst es auf Anfrage von BärnToday bei Gemeindeschreiber Oliver Zbinden. Seit diesem Jahr patrouilliere deshalb die «Berner Hunde Security» durch Oberdiessbach.

Mehr Vandalismus seit 2017

Vandalismus oder Sachbeschädigungen gab es schon immer. Trotzdem stellt die Kantonspolizei Bern generell eine Zunahme fest. Und zwar nicht erst seit diesem Jahr, wie sie auf Anfrage schreibt: «Zwischen 2017 und 2023 vermerken wir eine Zunahme von Sachbeschädigungen», so Polizeisprecherin Deborah Zaugg. Die Kantonspolizei differenziert den Begriff Sachbeschädigung je nach Kontext: Sachbeschädigung in Kombination mit Diebstahl, Vandalismus und übrige Formen von Sachbeschädigung.

Aufgeschlüsselt nach den Örtlichkeiten des Tatbestands Vandalismus zeigt die Statistik aus dem Jahr 2023, dass Bildungsstätten neben Wohnräumen, Verkaufsräumen oder dem öffentlichen Verkehr tatsächlich ein Hotspot sind. Im vergangenen Jahr waren es 565 entsprechende Meldungen zu Vandalismus an Bildungsstätten, wie die Statistik der Polizei zeigt. Welche Kosten aufgrund der Schäden an Schulhäusern effektiv entstehen, bleibt unklar. Nur ein Gedankenspiel: Nimmt man die 565 Meldungen von 2023 und rechnet sie mal 1000 Franken, wächst der Betrag schnell mal über eine halbe Million an.

Wie die Kantonspolizei Bern weiter mitteilt, werden vor allem Farbsprayereien, Sachbeschädigungen oder Diebstähle im Umfeld von Volksschulen verzeichnet. «Bei diesen Delikten vermerken wir zwischen 2017 und 2023 ebenfalls eine Zunahme, wobei insbesondere Sachbeschädigungen, Fahrzeugdiebstähle und allgemeine Diebstähle angestiegen sind», so Zaugg.

Solche Delikte würden an die zuständige Staatsanwaltschaft rapportiert. Die Aufklärungsquote über alle Örtlichkeiten lagen beim Vandalismus im Kanton Bern 2023 bei bescheidenen 13.6 Prozent aller Fälle.

Jugendliche, die sich austoben?

Bei Sprayereien und anderen kleineren Vandalenakten, die an oder um Schulhäuser entstehen, dürfte es sich bei den Tätern oftmals um Jugendliche handeln. Die Polizei will diese These weder bestätigen noch dementieren: «Angaben zur Täterschaft machen wir aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen nicht», heisst es.

In Moosseedorf geht die Gemeinde zumindest in ihrer Argumentation rund um die umstrittene Ausgangssperre ab 22 Uhr für Jugendliche offenbar von dieser These aus. In Oberdiessbach wurden letzten Sommer einige Übeltäter gar überführt. Wie die Gemeinde schreibt, seien mehrere Schülerinnen und Schüler sowie ehemalige Schulabgänger von der Polizei ermittelt worden. Die Jugendlichen hätten die Schäden damals selbst bezahlt und der Gemeinderat in der Folge die Strafanzeige zurückgezogen.

Vandalismus und Sachbeschädigungen an Schulanlagen kennt auch die Stadt Bern, wie Dagmar Boss, Leiterin des Abteilungsstabs von Immobilien Stadt Bern (ISB) schreibt. Allerdings stelle man diesbezüglich keine Zunahme fest. Die häufigsten Schäden seien defekte Fensterscheiben und Sprayereien. Besonders betroffene Schulen befinden sich im Westen von Bern.

Patrouillen, Jugendarbeit, Ausgangssperren

Gemeinden reagieren oft mit dem Engagieren eines privaten Sicherheitsdiensts auf solche Probleme. Anfragen für Patrouillen von Gemeinden erhält aber auch die Kantonspolizei Bern, bestätigt Deborah Zaugg: «Im Rahmen des Schwerpunktes Jugendgewalt werden regelmässig Jugendpatrouillen in und um Schulgelände eingesetzt. Auch die örtlichen Jugendarbeitenden wirken präventiv mit.»

In Steffisburg wurden die nächtlichen Kontrollen des Sicherheitsdiensts ab Mitte Sommer intensiviert. Laut dem Leiter Sicherheit in Steffisburg, Hansjürg Müller, sei dies nicht aufgrund einer «extremen Häufung von Vandalismus» geschehen. Das Ziel hinter der Massnahme sei es stattdessen, dass es zu möglichst wenig Sachbeschädigungen komme. Im Herbst werde man in Steffisburg Bilanz ziehen und sehen, was die zusätzlichen Patrouillen bringen.

Welche Massnahmen die richtigen sind, um Vandalismus oder Sachbeschädigungen an Schulanlagen zu verhindern, sehen nicht alle gleich. Sowohl Oberdiessbach als auch Steffisburg oder die Stadt Bern betonen die Wichtigkeit der Jugendarbeit oder ähnlicher Programme. In Moosseedorf und anderswo wurde die Ausgangssperre eingeführt, um den Sicherheitsdiensten eine rechtliche Handhabe zu liefern, wenn sie Jugendliche wegweisen wollen, die nach 22 Uhr alleine unterwegs sind. Diese Massnahme war jedoch umstritten.

veröffentlicht: 29. August 2024 04:30
aktualisiert: 29. August 2024 04:30
Quelle: BärnToday

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