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Nach Regen: Zu viel Wasser macht Schwimmen in der Aare in Bern gefährlich

Gefährlich!

Zu viel Wasser: «Wir raten klar von einem Gang in die Aare ab»

28.06.2024, 12:14 Uhr
· Online seit 27.06.2024, 15:36 Uhr
Der viele Regen der letzten Tage lässt den Pegel der Aare ansteigen. Die hohe Wassermenge macht das Baden gefährlich. André Hofer von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft rät im Moment von einem Aareschwumm ab, wie er im Interview erklärt.
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BärnToday: Wieso ist ein «Aare-Schwumm» jetzt keine gute Idee? 

André Hofer, Chef Presse & Info SLRG (Sektion Bern): Die Aare führt sehr viel Wasser und ist gerade mal 15 bis 16 Grad warm. Aufgrund der heftigen Unwetter der letzten Tage ist davon auszugehen, dass Treibgut – wie beispielsweise Holz oder Müll – im Wasser mitgeführt wird. Ebenso besteht die Gefahr, dass an den Ufern abgebrochene Äste ins Wasser ragen.

Die Aare ist also aktuell «gefährlich»?

Die grosse Wassermenge bedeutet auch, dass die Aare trüb ist und schneller fliesst. Fremdkörper, die beispielsweise Gummiboote beschädigen, sind bei diesen Verhältnissen im Wasser schwieriger zu erkennen. So kann es auch bei ursprünglich sicheren Einstiegsstellen zu heiklen Momenten kommen – man kann sich sogar verletzen.

Wo rundum Bern sind die gefährlichen Flussstellen?

Die Wirbel oder auch «Strudel», Wiederwasser oder Wasserwalzen treten immer an Stellen auf, an denen das Wasser am natürlichen Weiterfliessen gehindert wird. In der Regel ist dies bei Brückenpfeiler oder an natürlichen Hindernissen unter Wasser. Diese Aarekarte zeigt die Gefahrenstellen auf.

Zusammengefasst: Trotz hohen Temperaturen sollte man in den nächsten Tagen die Aare meiden?

Wir von der SLRG-Bern raten aktuell von einem Gang in die Aare klar ab. Wenn zum Beispiel nach langen Niederschlägen in Thun die Schleuse geöffnet werden muss, können grosse Wassermengen konzentriert auftreten. Für einen sicheren Aare-Schwumm sollte die Aare nicht zu viel Wasser führen, damit die Strömung zu keiner grösseren Gefahr wird.

Wie viel Wasser führt die Aare normalerweise?

Normalerweise führt die Aare zwischen 150 und 200 m³/s Wasser. Aktuell fliessen beim Marzili rund 290'000 Liter pro Sekunde vorbei. Zum Vergleich: In ein 50-Meter-Schwimmbecken passen ungefähr zwei Millionen Liter Wasser. Falls die Aare mehr als 500 m³/s, wird es kritisch. Eine offizielle Hochwasserdefinition gibt es aber nicht.

Sobald man wieder in die Aare gehen kann – was muss man beachten?

Ganz allgemein gilt: In Flüssen, Weihern und Seen wagen sich nur geübte Schwimmerinnen und Schwimmer, die bei guter körperlicher Verfassung sind. Zusätzlich stimmen die Badebedingungen, die Signalisation wird ständig befolgt. Die SLRG rät ungeübten Badenden ab, sich ohne eine geschulte Aufsicht in diesen Gewässern aufzuhalten.

Was sind die wichtigste Bade- und Fluss-Verhaltensregel?

Vor dem Aareschwumm sich über die Badebedingungen informieren und annässen. Je kälter das Wasser, umso kürzer sollte der Schwumm sein – Unterkühlung kann zu Muskelkrämpfen führen. Nie alkoholisiert oder dehydriert ins Wasser gehen, nicht ins trübe oder unbekannte Wasser springen. Falls eine längere Strecke geschwommen wird, sollte man nicht allein ins Wasser und eine stabile Schwimmhilfe mitnehmen. Grundsätzlich gilt: Körperliche Verfassung richtig einschätzen.

Gibt es eine «Alternative», für alle, die auf Aare-Entzug sind? 

Die Stadt Bern hat mehrere schöne Freibäder – und bei kalten Tagen angenehme Hallenbäder. Dazu gibt es ein leckeres Eis, das man nach dem Baden geniessen kann.

Was braucht es, damit die Aare diesen Sommer «bebadbar» wird?

Ein paar sonnige und warme Tage und weniger Regen.

veröffentlicht: 27. Juni 2024 15:36
aktualisiert: 28. Juni 2024 12:14
Quelle: BärnToday

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