Bern

Uralte Telefonbücher der Schweiz gibt es jetzt digital

Kultbuch

Früheste Telefonbücher der Schweiz gibts jetzt digital – findest du deine Grosseltern?

03.07.2024, 14:55 Uhr
· Online seit 03.07.2024, 14:22 Uhr
Wer früher einen Telefonanschluss hatte, der stand auch im Telefonbuch. Die ältesten Telefonbücher der Schweiz sind einzigartige, historische Dokumente – und neu auch digital für die Öffentlichkeit einsehbar.
Philipp Reich / watson
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2022 erschien das letzte gedruckte Telefonbuch der Schweiz, davor waren die «dicken Schinken» aber nicht einfach nur ein Nachschlagewerk für Telefonnummern, sondern auch ein reicher Fundus an interessanten Daten wie Adressen, Berufen oder Unternehmen.

Damit diese spannenden Informationen nicht verloren gehen, hat localsearch, der führende Marketing- und Werbepartner der Schweizer KMU, gemeinsam mit dem PTT-Archiv und der Universität Bern sämtliche Schweizer Telefonbücher von 1880 bis 1950 digitalisiert und für die Öffentlichkeit zugängig gemacht.

Die Datensammlung bietet einen einzigartigen Einblick in die damalige Schweizer Gesellschaft, aber auch in die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Sprachliche Besonderheiten wie alte Schreibweisen und historische Werbeformen lassen sich in den digitalisierten Telefonbüchern mit wenigen Klicks recherchieren. Und mit etwas Glück findest du sogar deine Grosseltern oder Urgrosseltern.

» Hier geht's zur Plattform historic.localsearch.ch

Start mit 99 Einträgen

Das erste Telefonbuch der Schweiz erschien 1880 in Zürich – ab 1881 folgen die ersten Telefonverzeichnisse in den anderen Regionen der Schweiz. Auf drei Seiten sind total 99 Einträge zu finden – wie damals üblich noch ohne Telefonnummern. Die Einträge stammen mehrheitlich von Unternehmen, da sich Privatpersonen oft noch keinen Telefonanschluss leisten konnten. So hatten 1881 nur wenige hundert Privatpersonen einen Telefonanschluss in der Schweiz. 1950 verfügte die Schweiz dann schon über rund 500'000 Telefon-Teilnehmer.

Bei den eingetragenen Personen war immer auch der Beruf angegeben – in vereinzelten Telefonbüchern der 1880er-Jahre wurde zusätzlich ein Berufs- bzw. Branchenverzeichnis publiziert. Im ersten Telefonbuch von 1880 waren die am häufigsten vertretenen Berufe und Unternehmen für heutige Begriffe: «Bierhaus», «Cigarrenhandlung», «Sensal» (heute Kunst-Makler) und «Advocat».

Wenn man sich die vertretenen Branchen noch etwas näher anschaut, sind «Kommunikationsmittel» (Papier, Telefon), «Verkauf, Import und Export» sowie «Bankwesen / Rechtsdienst» sehr häufig vertreten. Noch spannender wird es, wenn man sich die 1880 eingetragenen KMU näher anschaut. Mindestens acht Unternehmen, die bereits im ersten Telefonbuch eingetragen waren, existieren heute noch. So beispielsweise die Neue Zürcher Zeitung, Orell Füssli, Sprüngli und die Uetlibergbahn.

Spannender Epochen-Vergleich

Eine Analyse aus den Jahren 1900, 1925 und 1950 zeigt auf, wie sich Berufe und Unternehmen über fünf Jahrzehnte entwickelt beziehungsweise verändert haben und das wirtschaftliche Leben prägten. Metzger/Metzgereien waren in den Telefonbüchern von 1900 bis 1925 am häufigsten zu finden. Ebenso Ärzte und Gasthäuser. 1950 hingegen waren die Post, Gemeinden sowie Landwirte deutlich dominanter vertreten als noch in den Jahren davor.

Die Geschichte der Telefonbücher gibt uns heute aber auch Aufschluss zur Entwicklung der gesamten Schweizer Wirtschaftslandschaft. Es wurden Telefonleitungen in der ganzen Schweiz verlegt, erst in den Wirtschaftszentren, dann folgten die interurbanen Verbindungen zwischen diesen. Damit konnten auch Telefonanrufe zwischen Städten geführt werden und nicht mehr nur in einem Stadtnetz. Die erste solche interurbane Telefonlinie stand zwischen Zürich und Winterthur und wurde 1883 in Betrieb genommen.

(watson.ch)

veröffentlicht: 3. Juli 2024 14:22
aktualisiert: 3. Juli 2024 14:55
Quelle: watson

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