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Eishockey

Nach Tod von Adam Johnson: Halsschutz-Pflicht könnte auch in der National League eingeführt werden

Nach Tod von US-Profi

Halsschutz wohl bald auch in der National League Pflicht

12.12.2023, 11:38 Uhr
· Online seit 12.12.2023, 07:02 Uhr
Seit dem Tod eines US-Eishockeyprofis, der während eines Spiels in England durch die Schlittschuhkufe eines Gegners verletzt wurde, wird mehr denn je über eine Halsschutz-Pflicht diskutiert. In den Schweizer Nationalteams ist das Tragen des Schutzes bereits obligatorisch – wie sieht es in der National League aus?
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Es ist eine Szene, die auch 20 Jahre später vielen Eishockey-Fans noch immer präsent ist: Am 15. November 2001 wird ZSC-Stürmer Michel Zeiter während eines Spiels gegen den EHC Chur von der Schlittschuhkufe des Chur-Stürmers Johan Witehall am Hals getroffen. Zeiter verliert viel Blut, muss notoperiert werden und liegt anschliessend mehrere Tage im Koma. «Ich habe Schwein gehabt», sagt er später.

In diesem Jahr endete nun ein ähnlicher Unfall in England tödlich: Am 28. Oktober 2023 wird Nottingham-Panters-Center Adam Johnson bei der Partie gegen die Sheffield Steelers von der Kufe seines Gegenspielers Matt Petgrave am Hals erwischt. Johnson bricht wegen des Blutverlustes auf dem Eis zusammen. Wenig später stirbt er im Spital – im Alter von 29 Jahren.

Und erst kürzlich kam es zu einem weiteren Vorfall in der Schweizer National League, der glücklicherweise glimpflich ausgeht. Am 8. Dezember will Lausanne-Verteidiger Lawrence Pilut Rapperswil-Stürmer Martin Frk über die Bande drücken – Frk zappelt mit den Kufen und trifft Pilut beinahe am Kopf. Er habe die Balance halten wollen, sagt der ehemalige SCB-Spieler später. «Nie in meinem Leben würde ich absichtlich jemanden mit dem Schlittschuh treffen wollen.» Die Liga sperrte den Tschechen für ein Spiel und eröffnet ein Verfahren gegen den 30-Jährigen.

Obligatorium in der Schweizer Nati

Nun reagieren immer mehr Verbände. Die Deutsche Eishockeyliga (DEL) beschloss bereits Anfang November ein entsprechendes Obligatorium ab 2024, der internationale Eishockey-Verband IIHF zog vor einer Woche nach – künftig müssen bei Wettbewerben wie Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen sämtliche Spieler einen Halsschutz tragen. Wann die Regelung der IIHF in Kraft tritt, hängt von der Verfügbarkeit der Ausrüstung ab.

Vergangenen Samstag teilte nun auch der Schweizerische Eishockeyverband (SIHF) mit, dass das Tragen eines Halsschutzes für die Spielerinnen und Spieler der Nationalmannschaften ab sofort Pflicht ist. «Die Gesundheit der Spielerinnen und Spieler hat für uns oberste Priorität», sagt Lars Weibel, Sportdirektor der Nationalteams. Bei den Junioren ist das Tragen des Halsschutzes sowohl in den Ligen als auch bei den Nationalteams bereits länger obligatorisch.

Pflicht auch in National League denkbar

Wie es in der National League um das Thema steht, wurde bisher nicht kommuniziert. «Die Einführung innerhalb der laufenden Meisterschaft ist nicht geplant», sagt der Mediensprecher der Schweizer Liga Reto Bürki. Und er ergänzt: «Es ist jedem Spieler freigestellt, sich mittels Halsschutz zusätzlich zu schützen. Wir appellieren nach wie vor an die Eigenverantwortung der Spieler.»

Doch weshalb verzichtet die Liga auf die Einführung des Halsschutzes, während die Nati-Spielerinnen und -Spieler einen solchen tragen müssen? «Der Entscheid der Nationalmannschaften ist nachvollziehbar, weil an den Weltmeisterschaften auch ein Obligatorium gelten wird. Sollte der internationale Eishockeyverband ein Halsschutzobligatorium mittelfristig ins Regelbuch aufnehmen – wonach es aussieht – wird dieses voraussichtlich auch von der National League übernommen», so Bürki. Unter den Spielern finde aktuell eine Umfrage statt, wie sie zu einem Obligatorium stehen. Das Resultat sei noch ausstehend.

Auch bei den drei Berner Clubs in der obersten Schweizer Eishockey-Liga ist das Thema aktuell. «Selbstverständlich unterstützt der SCB jegliche Bemühungen, bei denen es darum geht, die Spieler bestmöglich zu schützen», sagt SCB-Sprecher Reto Kirchhofer. Bei den Mutzen würden aktuell bereits neun Spieler mit Halsschutz spielen. «Anzahl steigend, sofern weitere Bestellungen möglich sind», so Kirchhofer. Denn: «Die wenigen Firmen, welche den Halsschutz herstellen, wurden nach dem tragischen Unfall mit Bestellungen überrannt», ergänzt der Mediensprecher der Berner.

Passendere Modelle gewünscht

Auch der EHC Biel würde eine solche Pflicht begrüssen, wie Mediensprecherin Vanessa Lüthi auf Anfrage sagt. Beim Spielen mit Halsschutz gebe es jedoch einen Nachteil: «Die bestehenden Modelle sind nicht für alle Spieler passend. Ein schlecht sitzender Schutz bringt dann auch nichts.» Weiter erklärt Lüthi: «Modelle und Anpassungsmöglichkeiten sollten erweitert werden, damit sich die Spieler wohlfühlen und der Halsschutz ein fester Bestandteil der Ausrüstung wird.»

Die SCL Tigers wünschen sich ebenfalls ein Obligatorium. «Mit dem Halsschutz wären die Spieler besser geschützt», findet Dario Langenegger, Sprecher der Langnauer. Der Club empfehle allen Spielern, einen Halsschutz zu tragen. Zudem gebe es weitere Schutzausrüstungen wie schnittfeste Socken oder Handgelenkschützer.

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veröffentlicht: 12. Dezember 2023 07:02
aktualisiert: 12. Dezember 2023 11:38
Quelle: BärnToday

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