Seit anfangs Juni, als die Sommerpause im internationalen Fussballbetrieb begann, hat sich das Transferkarussell wieder ordentlich gedreht. Millionensummen sind geflossen, teils kontroverse Transfer-Sagas geschrieben worden. In der Nacht auf Freitag kam das Karussell schliesslich zum Stillstand. Wir liefern dir die Übersicht, welche Vereine mit welchen Starspielern in die neue Saison starten. So viel vorweg: Auch der Schweizer Fussball hat von sich reden gemacht.
Erling Haaland: Von Borussia Dortmund zu Manchester City
Dieser Transfer im Wert von 60 Millionen Euro war relativ früh fix, wurde er doch schon am 13. Juni offiziell verkündet. Dortmund legte dem norwegischen Wunderkind keine Steine in den Weg – bei bloss einer Saison Restlaufzeit seines Vertrags hätte nächsten Sommer das Ausbleiben einer Ablöse gedroht.
An Spektakel sollte der Transfer aber nicht einbüssen, im Gegenteil: Der 22-jährige Haaland würde unter Startrainer Pep Guardiola in ein anderes Spielsystem eingegliedert, als er das aus Dortmund gewohnt war, zudem sind Niveau und Intensität der Premier League nochmals ein anderes Kaliber als in Deutschland.
Packt der bullige Stürmer die Anpassung auf der Insel? Diese Frage stellten sich viele Experten vor Saisonbeginn. Haaland liess die Zweifel kalt und antwortete prompt – mit Toren, natürlich: In bisher fünf Spielen hat er bereits neun Mal getroffen, zwei Mal gelang ihm dabei ein Hattrick. Schneller ankommen geht kaum.
Stichworte Dortmund und Manchester City: Der Schweizer Nati-Verteidiger Manuel Akanji folgt seinem Teamkollegen Erling Haaland auf die Insel! Am Donnerstagmorgen hat der englische Meister den Transfer bekanntgegeben. Akanji hat einen Fünfjahres-Vertrag unterschrieben.
Darwin Núñez: Von Benfica Lissabon zu Liverpool
Haalands Wechsel zu Meister City wurde auch deshalb mit viel Spannung erwartet, weil der grösste Liga-Konkurrent, der FC Liverpool, ebenfalls mit einem absoluten Stürmertalent aufrüstete: mit dem Uruguayer Darwin Núñez. Ein Individual-Duell à la Messi vs. Ronaldo in der Premier League? Darauf freuten sich viele Fans.
Núñez wechselte am gleichen Tag von Portugal nach Liverpool, für eine ähnlich grosse Summe. Gleiche Voraussetzungen also – und im ersten Pflichtspiel kams bereits zum Showdown gegen Manchester City, und folglich zum Direktduell der beiden Nummern 9. Während Haaland in seinem Pflichtspiel-Debüt weitgehend blass blieb, traf Núñez prompt. Liverpool gewann 3:1.
Seither hat der 23-Jährige zwar noch einmal getroffen, ist aber auch schon negativ aufgefallen: Im Ligaspiel gegen Crystal Palace am 15. August wurde wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt. Liverpools Saisonstart verläuft seither eher holprig, auf Leader Arsenal beträgt der Rückstand bereits sieben Punkte.
Robert Lewandowski: von Bayern zu Barcelona
Das ist wohl der skurrilste Transfer diesen Sommer: Der polnische Stürmerstar wollte den deutschen Meister nach acht Saisons verlassen – dies hat er früh verlauten lassen. Nur: die Bayern schienen nicht gewillt, ihn ziehen zu lassen und verwiesen auf seinen laufenden Vertrag bis 2023.
Eine unrühmliche Fehde schien sich anzubahnen, die den so erfolgreichen letzten Jahren (acht Meistertitel, ein Gewinn der Champions League) nicht gerecht werden würde. Viel wurde darüber diskutiert, ob ein Vertrag gänzlich zu erfüllen sei, oder ob man dem Wechselwunsch seines erfolgreichsten Spielers nachkommen sollte. Schliesslich einigte man sich mit Barcelona aber auf eine Ablösesumme von 45 Millionen Euro.
In Katalonien ging das Theater aber weiter: Das finanziell schwer angeschlagene «Barça» konnte ihren Neuzugang erst gar nicht für den Spielbetrieb anmelden – die Financial-Fairplay-Regeln der spanischen Liga verlangen ein klares Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben. Letztlich konnte aber auch dies geklärt werden. Gut für beide Parteien: der Pole hat in drei Liga-Spielen schon vier Mal getroffen.
Fun Fact: Der FC Barcelona hatte auch ein Problem mit Lewandowskis Nachnamen:
FC Barcelona's fanshop has experienced a rush of orders for Robert Lewandowski shirts! Due to this, they've run out of the 'w' letter needed to produce more.
— PSN Futbol (@PSN_Futbol) July 20, 2022
Barça are hoping to raise €20M alone by simply selling Lewandowski shirts.
🎥 TW/forcabarca_arpic.twitter.com/2rxNWmPeCf
Sadio Mané: Von Liverpool zu Bayern
Dass Liverpool Darwin Núñez holte, lag auch daran, dass der Verein den Abgang von Sadio Mané kompensieren musste. Mané wechselte zum deutschen Rekordmeister aus München – obwohl er in Liverpool noch einen laufenden Vertrag hatte. Heisst: die Bayern profitieren vom Wechselwillen eines Spielers, kritisieren aber genau dies (siehe Lewandowski), wenn sie davon betroffen sind.
Nicht wenige Experten warfen den Münchnern eine Doppelmoral vor. Diesen dürfte das spätestens jetzt aber herzlich egal sein: Mané hat Robert Lewandowski bisher einwandfrei ersetzt und in sechs Spielen schon fünf Mal getroffen – gelungener Einstand! Es ist davon auszugehen, dass dieser Lauf noch lange anhält. Auf nationaler Ebene spielt Bayern auch diese Saison in einer Liga für sich.
Paulo Dybala: Von Juventus Turin zur AS Roma
Der argentinische Linksfuss, «La Joya» (das Juwel) genannt, war beim italienischen Rekordmeister zuletzt nicht mehr glücklich. Immer wieder durch Verletzungen gebremst, setzte Trainer Massimiliano Allegri nur noch sporadisch auf den 28-jährigen Publikumsliebling. So war gegen Ende der letzten Saison bereits klar, dass sich die Wege nach sieben Jahren trennen würden.
In Turin trauerten Dybala die Fans bereits nach, bevor er weg war. Doch plötzlich war da auch Misstrauen zu spüren. Gerüchte erhärteten sich, dass «ihr» Spieler zu Inter wechseln würde – zum Erzfeind aus Mailand. Bahnte sich ein Hochverrat an?
Schlussendlich wechselte Dybala zur AS Rom, wo er frenetisch empfangen wurde. Rom-Starcoach José Mourinho würde dem Argentinier zur Neulancierung von dessen Karriere verhelfen – Spektakel war da garantiert. Am letzten Wochenende folgte die Bestätigung: Gegen Monza traf Dybala doppelt. «La Joya» ist in der italienischen Hauptstadt angekommen.
Mario Balotelli: Von Adana Demirspor zum FC Sion
Aus Schweizer Sicht hat dieser Transfer schlicht und einfach eine Erwähnung verdient. Das Enfant terrible aus Italien, das «ewige Talent», der Mann der legendären Jubelpose von der Euro 2012 wechselt mit Vertrag bis 2024 ins Wallis. Cristian Costantin ist mit Balotelli ein echter Transfercoup gelungen, die Super League ist um eine Attraktion reicher.
Was Balotelli fussballerisch wirklich noch zu bieten hat, wird sich zeigen. Zuletzt spielte der 32-Jährige in der Türkei bei Adana Demirspor, mit dem er in der abgelaufenen Saison den 9. Platz erreichte. Dabei gelangen dem früheren Liverpool- und AC-Milan-Spieler 18 Tore – gleichzeitig kassierte er in klassischer Balotelli-Manier aber auch zehn gelbe Karten.
Der Nicht-Transfer des Sommers: CR7 bleibt bei ManU
Cristiano Ronaldo ist mit 140 Toren und 5 Gewinnen «Mr. Champions League» schlechthin – klar, dass er nicht auf seinen Lieblingswettbewerb verzichten will. Deshalb will der Portugiese unbedingt weg von seinem eigentlichen Herzensverein Manchester United. Denn die Engländer spielen diese Saison «nur» in der Europa League.
Bloss: Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters (37) und den hohen Lohnvorstellungen hat der fünffache Weltfussballer keinen Abfinder mehr gefunden. Natürlich will jeder Verein einen Ronaldo in seinen Reihen haben – doch zu welchem Preis? Chelsea, Bayern, ja sogar sein Ausbildungsverein Sporting Lissabon haben abgesagt. Hinzu kommt, dass CR7 nachgesagt wird, durch sein nicht selten egozentrisches Auftreten das Mannschaftsgefüge zu gefährden.
In der Vergangenheit mag er dies mit Unmengen an Toren wettgemacht haben. Mit knapp 40 Jahren bekundet er hierfür – verständlicherweise – immer mehr Mühe. Für die Europa League sollte es allemal noch reichen – wenn denn der neue ManU-Trainer Erik ten Hag weiterhin auf ihn setzt. Erst vor wenigen Tagen wurde mit dem Brasilianer Anthony nämlich ein direkter Konkurrent auf seiner Position verpflichtet. Ronaldo droht nun eine Saison ohne Champions League UND Startelf-Garantie.