Bern

BLS-Zug «Blauer Pfeil» früher für Gefangenentransport genutzt

«Blauer Pfeil»

In diesem BLS-Zug wurden früher Gefangene transportiert

10.09.2024, 06:43 Uhr
· Online seit 10.09.2024, 04:45 Uhr
Der 1938 erbaute «Blaue Pfeil» der BLS wurde in der Vergangenheit hin und wieder von der Polizei für den Gefangenentransport genutzt. Auch heute lässt sich die Zelle noch besichtigen. Erste gerade wurde der Doppeltriebwagen in der Werkstatt revidiert.
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Beim «Blauen Pfeil» handelt es sich um den ersten Doppeltriebwagen mit einer erhöhten Leistung, der bei der BLS eingesetzt wurde. Als Doppeltriebwagen wird ein Zug mit zwei permanent miteinander verbundenen Triebwagen bezeichnet. Insgesamt gab es bei der BLS damals drei dieser Züge (Nr. 731, Nr. 736 und Nr. 737). Sie wurden unter anderem im Schnellzugverkehr zu Randzeiten zwischen Bern und Neuchâtel eingesetzt. Der «Blaue Pfeil» gilt neben dem «Roten Pfeil» der SBB als einer der Klassiker der modernen Bahn.

Keine Schwerverbrecher im Zug-Gefängnis

Gebaut wurden die «Blauen Pfeile» in den Jahren 1938 und 1939 durch die Firmen SIG Neuhausen (mechanischer Teil) und SAAS Genf (elektrischer Teil). Ausser den beiden Personenabteilen 1. und 2. Klasse verfügt der Triebwagen über je ein Gepäck- und ein Postabteil. Ausserdem gibt es im «Blauen Pfeil» eine Gefängniszelle. Der Zug wurde früher hin und wieder von der Polizei für den Gefangenentransport auf dem Streckennetz genutzt. In der kleinen Zelle konnte eine Person angekettet und beim nächsten Bahnhof von der örtlichen Polizei – mit Handschellen natürlich – abgeholt werden.

«Wie bei den meisten damaligen Gepäckwagen in der Schweiz gab es auch im «Blauen Pfeil» eine Gefangenenzelle», sagt Brigitte Rohrbach von der BLS-Stiftung. «Die Gefangenenzelle im «Blauen Pfeil» wurde unter anderem gebraucht, um Gefangene von Bern zur Strafanstalt Witzwil oder umgekehrt zu überführen. Dies erfolgte bis in die 80er-Jahre so.»

Spartanisch eingerichtete Zelle

Die Zelle sei sehr eng und spartanisch eingerichtet gewesen. Die Ausstattung habe sich auf einen klappbaren Holzsitz beschränkt. Mit einem einfachen Bolzen wurde sie verschlossen. «Bei den Gefangenen, die transportiert wurden, handelte es sich meist nicht um Schwerverbrecher», so Rohrbach weiter.

Die Zelle im «Blauen Pfeil» lässt sich auch heute noch besichtigen. Der Zug kann entweder bei der BLS-Stiftung besucht oder auch gechartert werden. Dies dank des Tramvereins Bern TVB, welcher den «Blauen Pfeil» mit der Nummer 736 in den 90er-Jahren rettete. Die anderen beiden Triebwagen wurden damals verschrottet oder ausrangiert. Als einen der wichtigsten Eckwerte der BLS-Geschichte kaufte die Stiftung den «Blauen Pfeil» Nr. 736 für einen symbolischen Preis vom Tramverein Bern schlussendlich zurück.

Heute wird im «Blauen Pfeil» Bierdurst gestillt

Der «Blaue Pfeil» Nr. 736 ist der einzige noch fahrfähige Zug seiner Art. «Er erfreut sich grosser Beliebtheit sowohl für private Charterrundfahrten als auch bei Themenfahrten der BLS-Stiftung», so Brigitte Rohrbach von der BLS-Stiftung. Zum Beispiel geben ab und an erfahrene Biersommelières und Biersommeliers ihre Expertise an Wissensdurstige weiter. Auch Wein-Fahrten werden hin und wieder angeboten.

veröffentlicht: 10. September 2024 04:45
aktualisiert: 10. September 2024 06:43
Quelle: BärnToday

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