Bern

Neuer Trend im Kanton Bern: Rugbyhelme schützen beim Schwingen

Kopfschutz

Burger und Orlik tragen Rugbyhelme – das sagt der Berner Schwingerverband dazu

12.06.2024, 18:46 Uhr
· Online seit 12.06.2024, 15:44 Uhr
Ein Ohrenschutz im Schwingsport fällt längst nicht mehr auf. Anders der Rugbyhelm, der von Schwingern seit neustem getragen wird. Zu den Pionieren gehören die Berner Matthieu Burger und Curdin Orlik. Was der Helm nützt und ob es bald ein Obligatorium gibt – der Bernisch Kantonale Schwingerverband hat Antworten.
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Wie bei jeder anderen Sportart gibt es auch im Schwingen ein Verletzungsrisiko – sowohl bei Wettkämpfen als auch im Training. Dem 23-fachen Kranzgewinner Matthieu Burger ist dies bewusst. Spätestens, seit der Seeländer Eidgenosse durch seine Leidenschaft mehrere Hirnerschütterungen davongetragen hat. In seiner noch jungen Karriere und im Alter von erst 22 Jahren sind es bereits deren fünf, wie er gegenüber der «Berner Zeitung» sagte.

Im Video spricht Matthieu Burger über seinen Kopfschutz und das Seeländische Schwingfest in Täuffelen:

Nun ergriff der Hüne aus Les Prés-d'Orvin Massnahmen: Seit dieser Saison trägt er einen Rugbyhelm. Er dämpft Schläge ab, auch dank eines flexiblen Innenhelmes, der bei einem Aufprall den Stoss verlangsamt, der auf den Kopf einwirkt.

«Minderheit, die sich so schützt»

Zusammen mit seinem Berner Verbandskollegen Curdin Orlik gehört Matthieu Burger zu den wenigen Schwingern, die diese Art von Kopfschutz wählen. Laut dem Präsidenten des Bernisch Kantonalen Schwingerverbands, Jakob Aeschbacher, gibt es Vorteile gegenüber dem Ohrenschutz: «Ein Rugbyhelm sitzt wahrscheinlich stabiler und verrutscht weniger als der klassische Ohrenschutz, den man schon seit Jahrzehnten im Schwingen und Ringen kennt.»

Nicht nur um Hirnerschütterungen vorzubeugen, könne der Rugbyhelm getragen werden, auch «weil man das typische ‹Schwinger- und Ringerohr› vermeiden möchte.» Der Schutz der Ohren ist aber keine neue Erscheinung. Schwinger wie Bernhard Kämpf, Matthias Aeschbacher oder Kilian von Weissenfluh tragen ihn schon seit längerem.

Der Verband stehe dem Rugbyhelm neutral gegenüber: «Wenn sich der Schwinger damit wohlfühlt, ist das eine gute Sache. Aber das muss jeder Schwinger für sich selbst entscheiden. In Summe ist es heute noch eine Minderheit, die diesen Schutz trägt.»

Rugbyhelm als Störfaktor?

Ist Eitelkeit oder ein störendes Gefühl während des Wettkampfes der Grund, dass sich noch nicht mehr Schwinger dazu entschieden haben, sich so zu schützen? Das Gehör und der Gleichgewichtssinn seien im Schwingen wichtige Faktoren, erklärt Jakob Aeschbacher. «Ein Schutz hat Einfluss auf diese Faktoren, der Schwinger muss sich daran gewöhnen. Den einen gelingt dies einfacher und die anderen haben mehr Mühe damit.»

Unter Umständen könne auch die Hitze unter dem Helm einen negativen Einfluss haben. Klar ist, dass die Rugbyhelme die Sicherheitsvorschriften erfüllen müssen. Sie dürfen – wie Knie- oder Schienbeinschoner – für die Gegner kein Verletzungsrisiko sein. «Das heisst, dass der Helm keinen Hartplastik oder gar Metall enthalten darf.»

Obligatorium unwahrscheinlich

Die Sicherheitsstandards im Schwingsport seien in den letzten Jahren und Jahrzehnten verbessert worden. «Aus meiner Sicht haben sie einen guten Standard», sagt Jakob Aeschbacher, Präsident des Bernisch Kantonalen Schwingerverbands. «Die Zeiten, wo ausserhalb des Sägemehls weitergeschwungen wurde, gehören längst der Vergangenheit an. Schwingen ist und bleibt aber ein Kampfsport mit einem gewissen Verletzungsrisiko. Die meisten Verletzungen betreffen Bänder, Verstauchungen oder Zerrungen.»

Dass der Rugbyhelm in Zukunft plötzlich obligatorisch werden könnte, glaubt Jakob Aeschbacher nicht. «Beim Schwingen gibt es keine toten Winkel, wo der Athlet vom Gegner unvorbereitet ‹erwischt› wird. Anders als zum Beispiel im Eishockey oder eben Rugby sind Hirnerschütterungen beim Schwingen die Ausnahme.» Und selbst beim Rugby seien sie nicht Vorschrift.

Am kommenden Sonntag wird Matthieu Burger beim Seeländischen Schwingfest in Täuffelen im Sägemehl stehen – mit Rugbyhelm und mit Chancen auf einen Spitzenplatz beim Heimfest.

veröffentlicht: 12. Juni 2024 15:44
aktualisiert: 12. Juni 2024 18:46
Quelle: BärnToday

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