Bern
Kanton Bern

Fussball im Seeland: So sieht die Situation bei den Mädchen aus

Vor Frauen-EM 2025

Mädchenfussball boomt im Seeland – Plätze sind aber Mangelware

· Online seit 26.09.2024, 07:59 Uhr
Der Mädchen- und Frauenfussball erlebt in der Schweiz einen Boom. Mit der Frauen-Europameisterschaft nächstes Jahr, die in der Schweiz stattfindet, dürfte das Interesse noch grösser werden. Claudia König-Mathys, Leiterin Mädchen und Frauenfussball im Seeländischen Fussballverband, sagt im Interview, welche Herausforderungen es noch gibt.
Anzeige

Today: Es kommt immer noch vor, dass Mädchen in Bubenteams spielen müssen, weil es in einzelnen Fussballvereinen zu wenig angemeldete Mädchen hat. Der Seeländische Fussballverband bietet reine Mädchenteams an. Wie lange besteht das Angebot schon?

Claudia König-Mathys: Juniorinnen-Mannschaften für die älteren Mädchen gibt es schon lange. Für die Jüngeren gibt es das seit etwa drei bis vier Jahren, für die ganz Kleinen seit etwa zwei Jahren. Dabei unterteilt man die Mädchen in zwei Gruppen: Zum einen gibt es den Breitenfussball, wo die Jüngeren kleine Turniere spielen und die Älteren Matches bestreiten. Zum anderen gibt es den Leistungsfussball, das ist das Gefäss für die talentierteren Spielerinnen. Diese Mädchen spielen auch gegen Jungs.

Gibt es im Seeland aktuell genug Mädchen, die Fussball spielen wollen?

Ja, es gibt immer mehr. Am Tag des Mädchenfussballs, den wir organisiert haben, fiel auf, dass die Mädchen tendenziell jünger sind. Früher begannen die Mädchen erst etwa im Alter von 11, 12 oder 13 Jahren mit dem Fussballspielen. Heute schon mit 5 oder 6 Jahren, wie es bei den Buben schon länger der Fall ist.

Trotzdem gibt es teilweise noch Clubs, bei denen die Mädchen in Bubenteams spielen müssen, weil es zu wenig Mädchen hat, die Fussball spielen wollen.

Es macht für mich auch keinen Sinn, dass jeder Verein Mädchenfussball anbietet. Ich bin eher dafür, dass man zusammenarbeitet und die Teams nachhaltig aufbaut. Es macht mehr Sinn, dass zwei, drei Vereine zusammenspannen und gemeinsame Mädchenteams stellen, statt dass alle Clubs zu wenig Anmeldungen haben. Ein Kind spielt in erster Linie Fussball, weil es daran Spass hat, und wegen der Kollegen – nicht wegen des Vereins an sich.

Kann man schon von einem Boom im Mädchenfussball sprechen?

Ja, definitiv. In den letzten Jahren konnte ein klarer Anstieg verzeichnet werden. Mit der Frauen-EM, die nächstes Jahr in der Schweiz stattfindet, sowieso. Das wird nochmals einiges ankurbeln. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) wünscht sich auch, dass mehr Frauen und Mädchen Fussball spielen.

Nach der EM, bei der auch Spiele in Bern und Thun stattfinden, dürfte das Interesse bei den Mädchen in der Region wohl nochmals deutlich steigen.

Davon gehe ich aus. Man merkt das auch bei den Eltern: Solche, die früher eher dagegen waren, dass ihr Mädchen Fussball spielt, melden ihr Kind nun eher an. Zu wenig Spielerinnen wird es sowieso nicht haben, das Problem ist aktuell aber der Mangel an Fussballplätzen.

Ist das im ganzen Seeland ein Problem?

Ja, wir haben im Seeland vor allem zu wenig Kunstrasenfelder. Tendenziell müssen die Mädchen dann jeweils hinter den Buben anstehen. Das könnte schon zum Problem werden, wenn immer mehr Mädchen kommen und es zu wenig Plätze hat. Die fussballspielenden Mädchen haben auch ihre Berechtigung. Da haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns.

In vielen Fussballclubs fehlt es vor allem auch an Trainerinnen und Trainern. Wie ist das im Seeland?

Das ist überall ein Thema, auch bei uns. Ich höre oft von Vereinen, dass es zu wenig qualifizierte Leute hat. Immer weniger Leute sind bereit, sich für zwei Trainings und einen Match pro Woche zu verpflichten. Da muss man sich wohl der Zeit anpassen, indem man mehrere Trainer hat und diese sich die Trainings untereinander aufteilen.

Werden da auch die Eltern angefragt, ob sie mal ein Training leiten können oder die Kinder an ein Turnier begleiten?

Unbedingt. Bei den ganz Kleinen wird das oft so gemacht – da muss man ja noch nicht gross coachen, da geht es vor allem ums Begleiten. Das ist auch ohne fussballerisches Wissen möglich.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 26. September 2024 07:59
aktualisiert: 26. September 2024 07:59
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch